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1661 - Der Torwächter

1661 - Der Torwächter

Titel: 1661 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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betätigen mussten, denn vom anderen Ende der Rampe sprach uns jemand an. Eine herrische Männerstimme.
    »Wollen Sie zu mir?«
    Mike Rander gab eine Erklärung. »Das ist Joe Grisham. Coras Vater. Er ist bestimmt kein Freund von uns.«
    »Mal schauen.« Ich drehte mich um und schritt über die Rampe auf einen Mann zu, der sich in der Mitte einer offen stehenden Schiebetür aufhielt und nicht den Eindruck machte, als wollte er uns willkommen heißen.
    Sein Blick war finster. Schütteres dunkles Haar wuchs auf seinem Kopf. Die Oberlippe zierte ein ebenfalls schwarzer Bart. Seine gesamte Haltung hatte einen aggressiven Ausdruck angenommen. Sie schien uns zu sagen: Bis hierher und nicht weiter!
    Ich blieb an der Spitze. Hinter mir gingen Bill Conolly und Mike Rander, der aufgeregt war und sich kaum unter Kontrolle halten konnte. Sein Atem ging schnell und hektisch. Er flüsterte etwas und erhielt von Bill eine ebenfalls geflüsterte Antwort.
    Wir hielten an. Kalte Blicke beobachteten uns. Dann hörten wir die Frage des Mannes.
    »Was wollen Sie?«
    Ich schaffte ein Lächeln und sagte mit leiser Stimme: »Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle?«
    »Brauchen Sie nicht. Sie können sofort verschwinden. Und Ihre Verstärkung nehmen Sie mit.«
    Dagegen hatte ich etwas. »Mein Name ist John Sinclair.«
    »Na und?«
    »Scotland Yard!«
    Grisham hatte bereits zu einem weiteren Kommentar angesetzt, hielt sich aber zurück, als er hörte, wer ich war. Damit er es auch glaubte, zeigte ich ihm meinen Ausweis.
    »Gut. Und warum sind Sie hier bei uns?«
    »Um mit Ihnen zu reden.«
    »Ich habe nichts getan. Wir leben hier in Ruhe und Frieden. Stören Sie uns nicht.«
    »Das glaube ich Ihnen, Mr. Grisham, aber wir hätten das gern von einer anderen Person bestätigt bekommen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Was soll das denn heißen?«
    »Von Ihrer Tochter.«
    Sein Mund schloss sich. Der Blick veränderte sich. Er wurde lauernder.
    »Was haben Sie mit meiner Tochter zu tun?«
    »Ich nichts, aber der Mann hinter mir. Ich denke, dass Sie Mike Rander kennen.«
    »Ja.«
    »Dann könnten Sie ihm sagen, wo sich Ihre Tochter befindet.«
    Grisham öffnete weit seine Augen. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Er gab einen Laut von sich, der wohl so etwas wie ein Lachen sein sollte. Danach verzerrte sich sein Gesicht, und die nächste Antwort drang zischend aus seinem Mund.
    »Dieser Schmierlappen soll verschwinden. Ihr alle verschwindet von hier. Das ist meine letzte Warnung.«
    »Und was ist, wenn wir bleiben?«, fragte Bill.
    »Das werdet ihr schon sehen.«
    »Holt uns dann der Torwächter?«
    Grisham duckte sich, als wäre er geschlagen worden. Es gefiel ihm wohl nicht, dass dieser Begriff erwähnt worden war. Er hätte jetzt eine Antwort geben müssen. Dazu war er nicht fähig. Er druckste herum, schluckte und schüttelte den Kopf.
    »Was soll das?«, fragte Bill. Er stand jetzt neben mir. »Wollen Sie uns nicht sagen, wo wir den Torwächter finden? Wir würden ihn gern begrüßen.«
    »Haut ab!«, keuchte er uns an. »Haut ab, verdammt noch mal! Ich will euch nicht mehr sehen!«
    Jetzt hielt sich auch Mike Rander nicht mehr zurück. »Wo ist Cora?«, schrie er.
    »Ich will endlich eine Antwort haben! Wo kann ich sie finden?«
    »Hau ab, verflucht! Verschwinde endlich! Weg hier! Ich will dich nie mehr sehen. Cora ist für dich gestorben! Lass dich nie mehr hier blicken!«
    Mike war wütend. Er wollte nach vorn gehen. Wir hörten, dass er zischend einatmete. Bill hielt ihn zurück.
    »Nein, Mike, nicht so.«
    »Hier sterben wohl viele Menschen?«, fragte ich.
    »Wieso?«
    Ich hob die Schultern. »Weil Sie auf Ihrem normalen Friedhof keinen Platz mehr haben und Tote im Wald begraben müssen. Das ist nicht eben die feine Art.«
    Da hatte ich einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Grisham hatte es zunächst die Sprache verschlagen. Dafür schnappte er nach Luft und flüsterte: »Der Sack ist voll. Geht! Haut endlich ab! Ihr habt hier nichts mehr zu suchen.«
    »Ja, Sie haben recht. Wir werden gehen, aber ich kann Ihnen sagen, dass wir nicht allein gehen.«
    »Was heißt das?«
    »Ganz einfach, Mr. Grisham. Sie werden uns begleiten.« Ich lächelte kalt und nickte. »Ja, Sie kommen mit. Wir werden gemeinsam einen Waldspaziergang unternehmen. Dabei können wir uns die Gräber genauer ansehen, und ich hoffe nicht, dass wir Ihre Tochter Cora dort finden werden.«
    Er glotzte uns an. Mal mich, dann wieder Bill oder auch den Mann, den er am meisten

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