1661 - Tabuplanet Shaft
wegen der herrschenden Stille in weitem Umkreis gehört: „Er redet immer so geschwollen daher."
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Jan Ceribo war einerseits ein Choleriker, andererseits ein Verehrer von Vorschriften und standardisierten Prozeduren. Den Einsatz auf Shaft wickelte er nach dem Buchstaben des Reglements ab.
Die vier Raumschiffe bezogen eine Parkbahn in 420 Kilometern Höhe über die Planetenoberfläche. Die Bahn befand sich in der Äquatorebene des Schachtplaneten. Die FORNAX, DANAOS, HERKULES und MARS waren entlang des Parkorbits in gleichmäßigen Abständen verteilt, jeweils 90 Grad im Bogenmaß voneinander entfernt.
Zwei Tage lang wurde Shaft umkreist, bevor sich das erste Landungsfahrzeug in die Tiefe wagte. Während dieser Zeit wurde die Oberfläche des Planeten kartographisch bis in die letzte Einzelheit erfaßt. Die Polarregionen, die vom Äquatorialorbit nicht mit der erforderlichen Auflösung eingesehen werden konnten, wurden von Sonden abgearbeitet. Am Ende des zweiten Tages gab es keinerlei planetographische Ungewißheiten mehr. Die Topographie des Planeten war zur Gänze aufgezeichnet. Einen Schacht - wie immer der aussehen mochte - hatte man aber nicht geortet. Erst recht nicht mehrere Schächte.
Inzwischen waren die Wissenschaftler in der Analyse-Sektionen der Schiffe nicht untätig gewesen. Sie hatten, was die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre und der Kruste der Schachtplaneten anging, keine außergewöhnliche Entdeckung gemacht außer dieser einen: Der Wasserstoff, der sich hauptsächlich in den obersten Schichten der Lufthülle konzentrierte, war wiederum von der Spielart H5 die man schon auf Noman gefunden hatte.
Anzeichen von Besiedelung wurden nirgendwo gefunden - mit Ausnahme eben jener acht Anlagen auf der Insel im Zentralmeer. Diese waren sorgfältig studiert worden, zum Teil von Sonden, die dicht über die Trümmerfelder hinwegglitten. Die Vermutung verdichtete sich, daß die Städte - wenn es sich denn wirklich um solche handelte - schon vor Jahrtausenden verlassen worden waren. Ihr jetziger Zustand rührte wahrscheinlich nicht von Gewalteinwirkung, sondern vom natürlichen Zerfall her.
Für die Landung auf Shaft hatte Jan Ceribo folgenden Plan entwickelt: Die vier Raumschiffe blieben im Orbit. Gelandet wurde mit Shifts. Insgesamt sechs davon würden auf der Insel im Zentralmeer landen, die nach einem Vorschlag von Norman Bliss auf den Namen Ponce getauft worden war.
Die Shifts beförderten Wissenschaftler, Techniker, Roboter, technisches Gerät und Material für die Einrichtung einer Forschungsstation in der Nähe einer der acht Trümmerstätten. Die Station sollte aus mehreren Kuppeln bestehen, die durch Gänge miteinander verbunden waren und in denen die Experten sich ihre Analyselabors nach eigenem Gutdünken einrichten konnten.
Sie waren dann in der Lage, ihre analytischen Arbeiten an Ort und Stelle vorzunehmen, und brauchten nicht mit jedem Fund zu einem der Raumschiffe zurückzukehren. Ein Transmitter würde ebenfalls installiert werden für den Fall, daß man sich in aller Eile von Shaft absetzen mußte. Zwei Gegengeräte befanden sich jeweils an Bord der FORNAX und der HERAKLES.
Des weiteren wurden achtzehn kleinere Shifts zur Erkundung der übrigen Abschnitte der Planetenoberfläche eingesetzt. Diese Shifts würden den größten Teil ihres Einsatzes in der Luft verbringen. Gelandet sollte nur dann werden, wenn Anzeichen dafür vorlagen, daß ein wichtiger Fund gemacht werden könnte.
Die Gesamtleitung der Expedition lag nach wie vor in Jan Ceribos Händen. Er würde sich jedoch nicht unmittelbar an den Forschungsarbeiten beteiligen, sondern sein Hauptquartier - wie er es nannte - an Bord der FORNAX beibehalten und je nach Bedarf per Transmitter zwischen dem Schiff .und der Forschungsstation Ponce hin- und herpendeln. In der Station selbst war der Blue Xii-Gien-Qek die oberste Autorität.
Die vier Schiffe waren am 17. November 1206 nach 140tägigem Flug über Shaft angekommen. Am 19. November lösten sich die ersten Shifts aus ihren Hangarschleusen und trieben langsam zur Oberfläche des Planeten hinunter.
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Mit mäßigem Interesse beobachtete Keith Junker, wie die Roboter die sechs Landungsboote entluden und das Ladegut nach einem vorherbestimmten Schema auf einer Fläche von fünfzehn Hektar verteilten, die zuvor behutsam von allem Pflanzenwuchs befreit worden war.
Der Morgen war noch jung. Die trübe rote Sonne, ein alternder Stern vom Spektraltyp K8, hatte
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