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1661 - Tabuplanet Shaft

Titel: 1661 - Tabuplanet Shaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich kaum zwei Fingerbreit über den Horizont erhoben. Xii-Gien-Qek hatte als Standort der Forschungsstation die am weitesten südlich gelegene Trümmerstätte gewählt. Sie lag auf 22 Grad nördlicher Breite. Es war Sommer in dieser Region des Planeten, und trotzdem betrug die Temperatur, die Keith Junker auf dem Videosegment seines Helmes ablesen konnte, nur 17 Grad Celsius.
    Ein kräftiger Wind blies aus Norden, biß sich in den Untergrund und wirbelte Staubwolken auf, die im Schein der fremden Sonne rötlich schimmerten. Der Himmel war ein tiefes, wolkenloses Blau. Nahe dem Zenit, kaum gedämpft vom schwachen Licht des alternden Gestirns, strahlte der weißblaue Glanz des nächsten Sterns. Er war acht Lichtjahre entfernt, ein ultraheißer Riese der B-Klasse. Der Himmel mochte wissen, woher die Natur in dieser materiearmen Öde das Material gefunden hatte, das zur Formung eines solchen Sterns erforderlich war. Das Alter des B-Riesen betrug wahrscheinlich weniger als zehn Millionen Jahre.
    Jenseits der Grenze des Bereichs, den die Roboter für den Aufbau der Station präpariert hatten, begann die einheimische Vegetation. Imposantes hatte Shaft nicht zu bieten. Gebüsch und Gestrüpp wuchsen überall. Der Boden war sandig, locker und trocken. Koniferenähnliche Gewächse herrschten vor, aber es gab auch Pflanzen, die terranischen Palmen ähnelten.
    Aus der Ferne wirkte die Vegetation dicht und geschlossen. Trat man näher, dann wurde offenbar, daß die Pflanzen in Wirklichkeit recht weit auseinander standen. Zwischen ihnen wuchs schütteres, gelbliches Gras. Die Pflanzendecke war nirgendwo höher als einen Meter.
    Die Gewächse wirkten verkrüppelt und unterentwickelt.
    Eine einzige, riesige Bonsai-Ausstellung, dachte Keith Junker amüsiert.
    Weiter im Süden lag die Trümmerstätte. Aus einer Entfernung von zwei Kilometern war mit bloßem Augen nicht viel zu sehen. Der Schutt schien eine kompakte Masse zu bilden. Junker nahm an, daß dort einst hohe Gebäude gestanden hatten. Im Laufe der Jahrtausende waren sie in sich zusammengesunken und zu einem Trümmerberg geworden. Er versuchte, sich vorzustellen, wie es hier ausgesehen haben mochte, als noch intelligente Wesen auf dieser Welt lebten.
    Außer den vier Trümmerstätten auf der Insel Ponce gab es keine weiteren Anzeichen, daß Shaft je besiedelt gewesen war. Offensichtlich war die Schachtwelt nicht die Heimat einer intelligenten Spezies gewesen, sondern eher ein Vorposten, ein Stützpunkt. Irgendwo in der Nähe müßte es dann einen Raumhafen gegeben haben. Keith Junker nahm sich vor, bei erster Gelegenheit in einen Shift zu klettern und ein paar Suchflüge zu unternehmen.
    Aber wo zum Teufel, so dachte Junker, soll hier ein Schacht sein ?Es muß doch einen Grund für den Namen des Planeten geben!
    Keith Junker war langsam und in Gedanken versunken bis zum Rand der gerodeten Fläche gegangen. Mitunter blickte er in den Himmel hinauf in der Hoffnung, einen Vogel oder sonstiges fliegendes Getier zu sehen. Aber da war nichts. Es gab keine Vögel auf Shaft. Der Planet war, wie seine Sonne, uralt und befand sich längst im Stadium der Rückentwicklung.
    Alles höherentwickelte Leben war ausgestorben. Die einzige fliegende Kreatur, die Junker nach einiger Zeit zu sehen bekam, war ein libellenähnliches Insekt, das an ihm vorbeiflog.
    Am Rand der Rodung ging er in die Hocke und studierte das Leben unter den Zweigen der Büsche. Insekten gab es hier in Hülle und Fülle. Er beobachtete mit Interesse einen gelb und braun gestreiften Käfer, der etwa die Größe einer menschlichen Handfläche besaß. Er arbeitete sich mit Eifer durch das Gras, und wo ihm ein kleineres Insekt in die Quere kam, da war es im Nu seiner Gefräßigkeit zum Opfer gefallen.
    Junker wechselte den Standort, um besser beobachten zu können. Dabei fiel sein Schatten auf den Käfer. Das Insekt schien dies als Bedrohung zu empfinden. Aus einer Drüse des Hinterleibs schoß ein haarfeiner Strahl einer orangefarbenen Flüssigkeit. Der Schuß traf Junker am rechten Unterschenkel und hinterließ einen leuchtenden Fleck auf dem glatten Material des SERUNS. Junker versuchte ihn abzuwischen, aber die Flüssigkeit klebte offenbar recht zäh an der Beschichtung des SERUN-Materials.
    Er stand auf. Es war Zeit, zum Bauplatz zurückzukehren. In den vierzig Minuten, die er hier draußen verbracht hatte, waren die ersten Kuppeln aufgestellt worden. Er wollte dabeisein, wenn die Roboter sein Labor

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