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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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dann aber verärgert seinen Arm sinken und ging fort.
    Gabriel machte Anstalten, ihm zu folgen, doch Fouquet hielt ihn zurück. Der junge Mann blieb abrupt stehen und blickte dem Architekten nach, wie er hinausging und die Tür hinter sich schloss. Als er sich wieder zu Fouquet umdrehte, hatte dieser seine Augen starr auf die Kuppel gerichtet, deren Ausmalung noch nicht vollendet war.

Vaux-le-Vicomte
    Donnerstag, 18.   August, zwei Uhr morgens
    »Nach Fontainebleau!«
    Als Anna von Österreich in der Karosse Platz genommen hatte und diese Worte durch die nächtliche Stille hallen hörte, begriff sie, dass der König anders als sonst gelaunt war. Trotz der fortgeschrittenen Stunde war es noch immer sehr heiß. Als der König sich neben sie setzte, sah sie den Schweiß von seiner Stirn tropfen und dachte, ihr Sohn fühle sich wegen der drückenden Hitze nicht wohl.
    Nach einer Weile, als der Wagen unter den großen Bäumen herfuhr, welche die Straße nach Maincy säumten, brach Anna das Schweigen.
    »Wie sehr wünschte ich mir, dass Eure Gattin uns hätte begleiten können!«
    Da der König nicht reagierte, sah sich die Königinmutter gezwungen, noch etwas zu sagen, um die angespannte Atmosphäre ein wenig aufzulockern.
    »Ich bin sicher, dass sie trotz ihres Zustandes das Stück von Molière genossen und die Örtlichkeiten bewundert hätte. Welch wunderbare Gärten!«
    Der König, der normalerweise nicht mit Worten geizte, zumindest nicht, wenn er mit der Königinmutter allein war, gab keinen Ton von sich. Er schien in die Betrachtung der Straßen von Maincy versunken, die von den Hufen der Pferde widerhallten, wie auch vom Klappern der Musketiere, die seine Garde bildeten. Der Trupp machte einen fröhlichen Eindruck, und man konnte sich vorstellen, dass der Abend bis in die Pferdeställe hinein ausgiebig begossen worden war.
    Alle haben sie sich von der Großzügigkeit des Oberintendanten einwickeln lassen, dachte der König.
    Tief in seinem Innern brodelte ein dumpfer Zorn, als ihm die Bilder von Fouquets Fest wieder ins Gedächtnis drangen. Warum dieses Schwelgen im Luxus?, fragte sich der Souverän. Und vor allem, was beabsichtigt er damit, dass er vor dem ganzen Hof eine solche Pracht zur Schau stellt?
    Colbert hat recht, sagte er sich wieder. Zumal ihm die Worte des Oberintendanten der Finanzen heute Abend vorgekommen waren, als hätten sie lauter Drohungen enthalten. Hinter dem merkwürdigen Vorschlag, der auf das Glück und Wohlergehen die Franzosen abzielte, hatte Ludwig XIV. sehr wohl gespürt, dass es um das Infragestellen seiner Macht ging.
    »Sollte Euch etwas gestört haben, mein Sohn? Hat Euch Vatels Küche nicht zugesagt?«
    Der Anflug eines Lächelns auf den Lippen des Königs sollte seine Mutter beruhigen, doch es ermutigte sie offenbar nicht, mit dem Geplauder fortzufahren.
    Von der Seite blickte Ludwig auf seine Mutter, die sich neben ihm auf ihrem Platz zurückgelehnt hatte. Ihr Gesicht war vom schwülen Wetter und von Müdigkeit gezeichnet. Es war nicht mehr das faltenlose Antlitz aus seiner Kindheit, das der König nun betrachtete, es war das Antlitz einer von den Jahren der Macht und der Intrigen geprüften Frau. Er war erwachsen geworden, ohne es recht zu bemerken. Bald würde er Vater sein. Sollte er seinen neuen Status nicht vor aller Augen unter Beweis stellen?
    »Ach, Madame, werden wir nicht von all diesen Leuten zurückfordern, was unrechtmäßig in ihren Besitz gelangt ist?«
    Da sie nun begriff, warum ihr Sohn in Schweigen verfallen war, lächelte die Königin.
    »Vor einigen Tagen habe ich Colbert in Dampierre empfangen. Mit Sicherheit war er gekommen, um herauszufinden, wie ich über Fouquet denke«, sagte sie leise. »Der Oberintendant der Finanzen ist bestimmt nicht ohne Fehler, aber er hat die Finanzen des Königreichs wieder in Ordnung gebracht. Seine unmäßige Gier nach Luxus ist skandalös, so viel steht fest. Wenn aber das Volk seinen König lieben soll, muss man ihm dann nicht den einen oder anderen Minister überlassen, den es verabscheuen kann?«
    »Madame, ich bin kein Kind mehr, und ich benötige auch keine Ratschläge, wie ich den Staat zu führen habe«, gab der König in einem Ton zurück, der jede Antwort überflüssig machte.
    Wieder breitete sich Schweigen aus zwischen den beiden Fahrgästen. Die königliche Karosse und ihre Begleitung näherten sich dem Park von Fontainebleau. Ludwig XIV., der gedankenverloren hinausblickte, sah die Dächer des königlichen

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