1661
wie ich nur konnte, Euer Gnaden«, antwortete François d’Orbay mit einer Verbeugung.
»Gabriel wird sich über Euren Besuch freuen. Wenn Ihr ihn denn erwischt«, sagte der Minister lachend. »Ich wollte mich von ihm verabschieden, aber beim ersten Hahnenschrei war der junge Pontbriand fort! Wenn ich zurückkomme«, fuhr Fouquet leise fort und nahm d’Orbays Arm, »setzen wir uns zusammen und treffen die Entscheidungen, wie die Situationes erfordert! Doch ich bin nach wie vor voller Hoffnung, dass ich den König im Laufe dieser Reise überzeugen werde.«
Der Architekt antwortete mit einem Lächeln, in dem sich Zuneigung und eine tiefe Traurigkeit mischten.
Mit großer Geschmeidigkeit stieg der Oberintendant in die Kutsche und setzte sich Lionne gegenüber, den er herzlich begrüßte.
»Ich bin glücklich, dass ich mit Euch zusammen reise, mein lieber Lionne. Wenn es Euch recht ist, wäre es mir eine Freude, wenn wir in Angers anhalten könnten. Es ist die Heimat meiner Familie, wusstet Ihr das?«
»Es ist mir ein Vergnügen«, antwortete Hugues de Lionne freundlich.
»Auf geht’s!«, rief der Oberintendant dem Kutscher zu.
Mit einem Peitschenknall setzte der Mann die Karosse in Bewegung. Jede Tür war mit einem vergoldeten Eichhörnchen und dem Wappen der Fouquets verziert.
In dem Augenblick, da die Kutsche in die Allee bog, erblickte Fouquet in der Ferne Gabriel, der zu laufen begonnen hatte, als er begriff, dass er zu spät kommen würde. Der Minister lehnte sich aus dem Fenster der Karosse und winkte dem jungen Mann zum Abschied zu. Er verharrte in dieser Position und verfolgte mit den Augen, wie das so vertraute Bild seines Schlosses immer weiter zurückblieb. Wahrlich, das ist mein Lebenswerk!, sagte er sich und bewunderte die ebenso imposanten wie feinen Proportionen des Gebäudes.
Als er seinen Platz im Innern wieder einnahm, erschauderte Fouquet.
»Macht Euch keine Sorgen«, sagte er schnell, um Lionne zu beruhigen. »Es ist jedes Mal dasselbe! Wann immer ich Vaux verlasse, habe ich den Eindruck, ich sähe es nie wieder!«
Nantes
Montag, 5. September, elf Uhr morgens
Fouquet war entspannter Stimmung, als er die große Treppe im Schloss von Nantes hinunterstieg, wo der König den Rat versammelt hatte. Der Oberintendant der Finanzen war tief in Gedanken versunken, während er auf seine Sänfte zuging, die ihn im Hof erwartete.
Die Sitzung war in der Tat gut verlaufen. Jeder hatte an diesem Tag, dem dreiundzwanzigsten Geburtstag des jungen Monarchen, seine Glückwünsche dargebracht. Ludwig XIV. hatte ihn sogar zu einem vertraulichen Gespräch dabehalten, nachdem die anderen Minister gegangen waren, und sich mit ihm über Nebensächlichkeiten unterhalten. Fouquet hatte darin ein Zeichen gesehen. Er hatte die Gelegenheit genutzt, um eine Audienz zu bitten, und der König hatte sie ihm gewährt, ohne nach dem Grund zu fragen, und ihm die Unterredung noch für denselben Nachmittag zugesagt.
Nun werde ich ihn endlich überzeugen. Sicherlich hat er nach unserem Gespräch in Vaux nachgedacht, überlegte der Oberintendant.
Die Gerüchte seine Person betreffend hatten sich weiter verbreitet. Am Vorabend hatte er ein langes Gespräch mit einem anderen Minister gehabt und ihm widersprechen müssen. Der Minister hatte sich besorgt gezeigt über die mit dem Mantel des Schweigens umhüllte Betriebsamkeit, die er seit einigerZeit im Umfeld des Königs und Colberts wahrnahm. Er hatte seine Befürchtungen dem Oberintendanten mitgeteilt, der all das mit einer Handbewegung wegwischte.
»Meine Freunde, es gibt nichts zu befürchten«, hatte er gesagt, »falls sich jemand vor Ludwig XIV. in Acht nehmen muss, dann ist es Colbert!«
Diese Worte kamen dem Minister in den Sinn, als er sich anschickte, in seine Sänfte zu steigen.
Was d’Artagnan betraf, so war er im Morgengrauen aufgestanden und hatte die Befehle, die er vom König selbst erhalten hatte, aufs Wort genau befolgt.
»Morgen um vier Uhr in der Früh«, hatte ihm der König gesagt, als er ihn am Abend zuvor rufen ließ, »schickt Ihr zehn Männer unter Führung eines Brigadiers nach Ancenis. Um sechs Uhr soll sich ein Trupp von zwanzig Musketieren hier im Schlosshof postieren, ein zweiter am Tor zur Stadtseite hin. Der Rest Eurer Kompanie soll sich für den Notfall auf den Feldern bereithalten«, erklärte Ludwig XIV. einem mehr und mehr erstaunten d’Artagnan. »Die Sache wird sich am Ausgang des Schlosses abspielen. Anschließend erwartet
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