1661
Hof das Fest in ausgezeichneter Erinnerung behalten wird!«
»Möge das auch für den König gelten!«, murmelte der Minister und stieg die Freitreppe seines Lustschlosses hinauf.
Vaux-le-Vicomte
Donnerstag, 18. August, zwei Uhr morgens
Fouquet, der abgespannt und blass aussah, löste das um die Manschette seines Ärmels geknüpfte Band und warf es zu Boden. Der Schüttelfrost, der seinen Körper erzittern ließ, verriet, dass ihn das Fieber noch immer quälte. Mit einer Handbewegung bedeutete er Gabriel, der den Mund öffnen wollte, zu schweigen. Vom großen Vestibül aus sah man immer noch Gäste, die in kleineren Gruppen im Park um die Wasserbecken herumspazierten. Die Frauen zogen ihre Schals enger um die Schultern. Diener liefen zwischen ihnen hin und her und bauten die Buffets ab. Andere Gäste, bunte Tupfer im fahlen Mondlicht, drängten sich in zwei Reihen an den Schlosstoren, und man hörte die Wagenräder auf dem Kies der Allee knirschen.
Die beiden Männer standen eine Weile schweigend da und betrachteten das Schauspiel. Als Schritte auf den Fliesen hallten, drehten sie sich um. D’Orbay stand im Türrahmen, mit ernstem, müdem Gesicht.
Fouquet und Gabriel sahen ihn wortlos an.
Schließlich kam d’Orbay näher.
»Also dann«, sagte er mit matter Stimme, in der noch eine Spur Erregung mitklang. »Die Messe ist gelesen, meine Herren, und ich befürchte, dass unser Traum mit dem Morgengrauen verfliegt.«
Fouquet starrte den Architekten verblüfft an.
»Zweifellos war es Wahnsinn, daran zu glauben, aber nun können wir nicht mehr zurück. So ist es nun einmal. Wir hatten geschworen, unserem Ideal bis zum Ende treu zu bleiben und das Risiko, dass es in unserem Volk zu Aufspaltung und Bürgerkrieg kommen könnte, nicht einzugehen. Doch bis zum Schluss haben wir es mit Undankbaren zu tun gehabt. Schlimmer, man hat uns nicht zugehört. Aber was macht das schon, nach allem, was geschehen ist. Wir sind schon zu weit gegangen, als dass wir noch zurückkönnten. Heute Abend, meine Herren, haben wir mit dem bengalischen Feuer alle Brücken hinter uns abgebrannt. Mag der König auch vorgeben, er hätte nichts begriffen, er weiß bereits zu viel. Das Risiko ist zu groß.«
Der Architekt blickte hoch in die Kuppel über ihren Köpfen und wies mit ausgestrecktem Arm zu ihr hinauf: »Es ist dort, genau dort, zwischen den beiden Decken.«
Er senkte die Augen und schaute Fouquet kalt an, der immer noch regungslos dastand.
»Wir müssen handeln, umgehend. Wir müssen dem päpstlichen Gesandten so schnell wie möglich eine Abschrift des Kodex schicken, ebenso dem Parlement von Paris. Gleichzeitig sollen Boten je eine Abschrift zu allen Provinzparlements bringen. Und danach müssen wir sofort die Truppen von Belle-Île und der Bretagne auf Rennes und Nantes marschieren lassen, dann nach Angers, Orléans und Paris. In vier Wochen, Nicolas, wenn die Detonation im ganzen Königreich widerhallt, können wir die Macht ergreifen.«
Seine Augen sprühten Feuer, während er den Oberintendanten ansah.
»Wir müssen handeln, Nicolas«, wiederholte er in noch dringlicherem Ton. »Wenn wir nichts tun, sind wir verloren, und das Geheimnis mit uns.«
Fouquet schüttelte den Kopf.
»François, noch ist nicht alles verloren, da bin ich mir sicher. Lasst uns nicht in Panik geraten. Der König hat mein Angebot nicht zurückgewiesen. Er hat nicht nein gesagt. Er hat gar nichts gesagt. Ich suche ihn auf, ich nehme mir die Zeit und erläutere ihm den Kodex in allen Einzelheiten. Das wird ihm die Augen öffnen. Er wird verstehen, wo die Wahrheit liegt, und er wird sich nicht dagegen aussprechen. Er wird über ihren Sinn nachdenken und sie annehmen, davon bin ich überzeugt. Wir dürfen keinen Bürgerkrieg riskieren. Der König wird sich uns anschließen«, beharrte er.
D’Orbays Gesicht verzerrte sich vor Zorn.
»Ich kann Euch nicht daran hindern, weiter an Euren Traum zu glauben, Nicolas. Doch Ihr seid auf dem falschen Weg. Ich reise morgen nach Rom und hole den Schiedsspruch unserer Brüder ein. Versetzt wenigstens unsere Truppen in Alarmbereitschaft, schickt Gabriel mit einem Befehl zur Mobilmachung«, redete er auf Fouquet ein.
»Zwei Wochen, François, gebt mir zwei Wochen von heute an, und ich bringe Euch die Zustimmung des Königs. Geht nach Rom, wenn Ihr wollt, aber gewährt mir diese Frist.«
»Gut. Zwei Wochen, aber keinen Tag länger.«
D’Orbay machte eine Handbewegung, als wolle er noch etwas sagen, ließ
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