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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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Hauptgebäude zurück.
    »Schaut nur, Sire«, rief Fouquet und zeigte zur Schlosskuppel.
    Im selben Moment bot sich ihnen über dem Türmchen der Kuppel der krönende Abschluss des Feuerwerks dar. Die Zuschauer wussten sich vor Erstaunen nicht zu fassen. Unzählige Raketen formten einen Lichterbogen, unter dem die Menge begeistert hindurchschritt. Der Oberintendant warf einen Blick auf Ludwig XIV.   Selbst angesichts dieses prächtigen Schauspiels verzog der König keine Miene.
    Woran mag er bloß denken?, fragte sich der Minister. Es verwirrte ihn, dass der junge Monarch keinerlei Reaktion zeigte.
    Im Inneren des Schlosses wurde unter Geigenklängen einletzter Imbiss gereicht, der hauptsächlich aus üppigen Früchtearrangements bestand. Bei den lebhaften Gesprächen überwog die Bewunderung. Niemals hatte der Hof von Frankreich einen derartigen Empfang erlebt. Er vermittelte einen Eindruck von Macht und Größe, den der Prunk des Schlosses und seiner Gärten noch verstärkte.
    Unter dem Vorwand, er müsse mit ihm über finanzielle Angelegenheiten sprechen, zog sich Nicolas Fouquet mit dem König in einen Salon zurück. Von weitem beobachtete Gabriel, der auf der Suche nach Louise war, die Szene, desgleichen Colbert, der unter den Gästen den ganzen Abend lang sein Gift verspritzt hatte.
    »Sire, das alles ist für Euch«, sagte der Oberintendant unvermittelt und umschrieb mit einer Armbewegung das Schloss und seine Reichtümer. »Ich habe keinen anderen Ehrgeiz als den, Eurer Majestät zu dienen und mein Vermögen in den Dienst des Königs zu stellen!«
    Der junge Souverän warf ihm einen düsteren Blick zu, bevor er antwortete.
    »Das alles ist ungemein prunkvoll«, sagte er und betrachtete die Möbel, die Tapisserien und die Gemälde, die den Raum schmückten. »Ungemein prunkvoll!«
    »Sire, gestattet mir, dass ich Euch heute Abend ein weiteres Mal meine Ergebenheit beweise«, fuhr Fouquet fort und wischte sich den Schweiß von der Stirn, so sehr setzte ihm das Fieber nun zu. »Ich bin im Besitz eines antiken Manuskripts von höchster Bedeutung. Eines Manuskripts, dessen falscher Gebrauch das Königreich in Gefahr bringen könnte.«
    Der junge König schien noch immer geistesabwesend.
    »Auf jeden Fall könnte das kostbare Manuskript, wenn Ihr es erlaubt, Eurer Majestät zu gegenwärtigem und künftigem Ruhm verhelfen. Die Schrift ist fraglos biblischen Ursprungs. Sie würde dem König von Frankreich die Möglichkeit geben,seine Macht nach neuen Grundlagen zu legitimieren und das Glück und Wohlergehen der Völker zu gewährleisten, über die er herrscht.«
    »Dann wäre die Macht des Königs von Frankreich Eurer Meinung nach also nicht legitim, Herr Oberintendant der Finanzen?«, fragte Ludwig XIV. spitz.
    »Eure Majestät ist jung; Ihr möchtet die Angelegenheiten des Königreichs selbst in die Hand nehmen und Frankreich einen Platz geben, den es niemals zuvor eingenommen hat in der Welt«, führte Nicolas Fouquet weiter aus, ohne auf die Bemerkung des Souveräns einzugehen. »Euer Ehrgeiz begeistert mich, aber die Zeiten haben sich geändert. Und auch die Ideen der Völker haben sich gewandelt. Bald wird sich das Volk in der einen oder anderen Form aktiver an Entscheidungen über seine Zukunft beteiligen wollen. Und wenn man nicht darauf hört, was sein Wille ist, wird es zu Forderungen, zu Empörung und Revolten kommen. Ich spüre die Gefahr für unser Land! Ich biete Euch an, der Schöpfer einer neuen Zeit zu werden! Ihr allein könnt den nötigen Impuls geben und Euch an die Spitze des Wandels setzen.«
    Der König schaute den Minister mit unverändert verschlossener Miene an, was Fouquet mehr und mehr Unwohlsein bereitete.
    »Seid Ihr damit einverstanden, Sire, dass ich Euch das Manuskript zeige, damit Ihr Euch ein Bild von seinem Inhalt machen könnt?«
    Der König blieb stumm. Er stand vor dem Oberintendanten, als hätte er sich in seinen Träumen verloren.
    »Sire, hört Ihr mich? Ich beschwöre Euch, habt die Güte und denkt über meinen Vorschlag nach! Es geht dabei um das Schicksal des Königreichs!«
    Schlagartig kam der König zu sich. Mit einem Mal war er aus seiner Stummheit erwacht.
    »Das Schicksal des Königreichs? Und was versteht Ihr darunter, Herr Oberintendant: das Schicksal eines Volkes, einer Monarchie, eines Souveräns? Ich verstehe sehr gut, was Ihr sagt, doch frage ich mich, wie Ihr dem ›Willen‹ des Pöbels so viel Aufmerksamkeit schenken könnt und so wenig Worte übrig habt

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