Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
Vom Netzwerk:
Euch eine Kutsche mit vergitterten Fenstern. Ihr fahrt sofort in Richtung Oudon. Ihr werdet im Schloss von Angers erwartet und verbringt dort die Nacht.«
    D’Artagnan, der noch an den Folgen einer fiebrigen Krankheit litt, die ihn fünf Tage lang ans Bett gefesselt hatte, bevor der Befehl des Königs ihn dort unwiderruflich herausgeholt hatte, wartete also seit den frühen Morgenstunden auf den, den er am Schlosstor verhaften sollte. Die Worte des Königs kreisten in seinem Kopf: »Nun schwört mir, dass Ihr nichts von alldem verratet, bis Ihr Eure Pflicht getan habt! Ich habe vor achtundvierzig Stunden den Schreiber einsperren lassen,der die Instruktionen geschrieben hat. Seid Euch also dessen bewusst, dass nur Ihr oder ich die Ursache sein könnt, wenn etwas von dem Plan durchsickert und seine Durchführung gefährdet. Und nun geht, Monsieur. Die Zukunft des Königreichs hängt von Eurer Geschicklichkeit morgen ab.«
     
    Bevor sie handeln konnten, fehlte nur noch eine letzte Bestätigung des Königs, die er nach dem Ende der Ratssitzung von Le Tellier überbringen lassen wollte. Dieser war aber unter den Bäumen stehen geblieben und seit einigen Minuten so sehr in ein Gespräch vertieft, dass der Gascogner ihn nicht zu stören wagte, da er dachte, die Angelegenheit hätte vielleicht einen anderen Verlauf genommen. Doch die Zeit drängte, denn der Oberintendant schickte sich bereits an aufzubrechen, und so eilte d’Artagnan zu Le Tellier.
    »Monsieur«, sagte er, »sind die Anweisungen geändert worden, die ich gestern Abend vom König erhalten habe?«
    »Nein, Monsieur d’Artagnan!«, antwortete Le Tellier schroff.
    Die Sänfte war verschwunden.
    D’Artagnan lief zum Schlosstor. Die dort postierten Musketiere erklärten ihm, dass der Oberintendant in das Gewühl von Nantes eingetaucht und verschwunden war. Da er nicht wusste, was zu tun war, eilte der Soldat zum König, der ihn sofort empfing.
    »Sire, er ist uns entkommen!«
    »Das ist unmöglich«, sagte der König, ganz bleich vor Wut. »Nehmt fünfzehn Mann und ergreift ihn! Durchsucht wenn nötig die ganze Stadt!«
    Ohne noch Zeit mit Reden zu verschwenden, machte sich der Musketier auf die Suche nach dem Oberintendanten. Der war seelenruhig auf dem Weg zu seinem Haus in der Oberen Schlossstraße, wo er zu Mittag essen wollte. Das dichte Gedrängein den engen Straßen der Altstadt hatte sein Fortkommen verzögert. Nicolas Fouquet atmete tief die frische Septemberluft ein. Auf der Place Saint-Pierre, nicht weit von der Kathedrale, fingen d’Artagnan und sein Trupp die Sänfte des Ministers ab. Da er nicht begriff, warum seine Träger stehen geblieben waren, steckte Nicolas Fouquet den Kopf aus der Sänfte und erkannte den Hauptmann.
    »Was geht hier vor, Monsieur d’Artagnan?«
    »Euer Gnaden, ich habe mit Euch zu reden«, antwortete der Gascogner nüchtern. Seine Stimme klang unsicher.
    »Kann das nicht warten?«
    »Ich fürchte, nein, Euer Gnaden!«
    Nicolas Fouquet stieg daher aus seiner Sänfte und begrüßte den Soldaten. Ein Sonnenstrahl drang durch die Wolken und zwang den Oberintendanten, seine Augen zusammenzukneifen, damit er d’Artagnan besser sehen konnte. Dieser war inzwischen von seinem Pferd gestiegen und stand ihm gegenüber.
    »Euer Gnaden! Im Namen des Königs, Ihr seid verhaftet!«
    Der Minister konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
    »Monsieur d’Artagnan, seid Ihr Euch dessen sicher?«, fragte Fouquet ungläubig.
    Der Soldat hielt ihm den versiegelten Brief hin, den er aus dem Ärmel seiner Uniform gezogen hatte.
    Als Fouquet das Schriftstück las, verschwamm ihm alles vor Augen. Totenblass reichte er es d’Artagnan zurück.
    »Damit habe ich in keiner Weise gerechnet«, sagte der Minister leise. Dann, als er sich ein wenig gesammelt hatte, blickte er d’Artagnan ins Gesicht und sagte mit lauter Stimme: »Herr Hauptmann, wie ich es immer getan habe, so beuge ich mich auch jetzt den Befehlen und Wünschen Seiner Majestät. Ich stehe zu Eurer Verfügung. Doch sorgt bitte dafür, dass meine Verhaftung keinen Aufstand zur Folge hat!«

Vaux-le-Vicomte
    Mittwoch, 7.   September, fünf Uhr nachmittags
    »Im Schloss von Angers?«
    »Ihr habt richtig gehört, Monsieur de La Fontaine. Seine Gnaden sind verhaftet worden; er hat seine erste Nacht in Gefangenschaft im Schloss von Angers verbracht.«
    »Angers«, wiederholte d’Orbay, »die Heimat seiner Familie! Diese Inszenierung hat nur ein Ziel: den Oberintendanten zu erniedrigen, um

Weitere Kostenlose Bücher