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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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unbegründet erweisen könnten«, antwortete Colbert. »Es ist etwas Wahres dran, dass eine gewisse Gefahr besteht und bestimmte Leute im Umkreis der Macht verdächtige Ambitionen an den Tag legen. Doch möge es mir erlaubt sein, erst dann davon zu sprechen, wenn ich stichhaltige Beweise in der Hand habe. Ich setze alle meine Kräfte daran, Euch bald Personen und Fakten nennen zu können.«
    »Nun, ich denke, dass Euch das Amt des Intendanten, das Ihr bekleiden sollt, bei dieser Aufgabe helfen wird«, entgegnete der König.
    Colberts Augen blitzten vor Freude, während er sich zum Zeichen seiner Dankbarkeit tief verneigte.
    »Doch nun geht, Ihr scheint müde zu sein. Gönnt Euchetwas Ruhe. In den kommenden Wochen benötige ich Eure ganze Arbeitskraft.«
    »Eure Majestät ist auf niemanden angewiesen, um Euren Ruhm zu mehren«, erwiderte Colbert demütig
    Unter wiederholten Verbeugungen schritt er rückwärts zur Tür. Als er auf der Schwelle schließlich seine hervorstehenden Augen hob, hielt er einen Moment ehrfürchtig inne. Durch das Fenster fiel die Morgensonne auf das Haar des jungen Königs und umgab seine stolze Erscheinung mit einem Strahlenkranz.
    Während er kurz darauf die Zimmerflucht durchquerte, die zu dem vom Kardinal bewohnten Flügel führte, schlug Colbert das Herz bis zum Hals. In seine Träumereien verloren, bemerkte er auch nicht Nicolas Fouquet, der aus Mazarins Gemächern kam. Als er den kleinen schwarzgekleideten Mann geistesabwesend an sich vorbeigehen sah, spürte der Oberintendant einmal mehr einen starken Druck im Magen.

Mont-Louis
    Donnerstag, 10.   März, fünf Uhr morgens
    Im Gebüsch verborgen, hatte Colbert geduldig die dunklen Gestalten beobachtet, die eine nach der anderen vom Kloster Mont-Louis zur angrenzenden Kapelle von Saint-Côme huschten. Aufgrund des Lichts, das jedes Mal aus der kleinen Tür der Apsis fiel, wenn sie sich einen Spaltbreit öffnete, hatte er die nacheinander Eintreffenden zählen können. Seit einer Weile war allerdings niemand mehr gekommen, so dass ihn Unruhe überkam, die aber im Nu verflog, als noch ein Mann erschien, der von zwei Fackelträgern begleitet wurde. Mit einem zufriedenen Grinsen zog Colbert die Kapuze tiefer ins Gesicht und drehte sich zu dem Soldaten um, der neben ihm kauerte.
    »Jetzt sind sie vollzählig. Denkt daran: Ihr wartet auf mein Zeichen. Bis dahin müsst Ihr und Eure Männer Euch ganz ruhig verhalten. Ihr sollt nur das Gebäude umstellen.«
    Damit verschwand er schnell in Richtung Kapelle, die nun vollkommen im Dunkeln lag. Die heftigen Windböen ließen ihn schaudern. Außer dem pfeifenden Wind war in dieser eisigen Nacht kein Geräusch zu hören. Vor dem Eingang zur Krypta blieb Colbert stehen und blickte sich um. Als sich nichts regte, öffnete er vorsichtig die eisenbeschlagene Tür und schlüpfte hinein.
     
    »Wir bitten den Herrn unseren Gott um die Gnade, uns in dieser unruhigen Zeit den richtigen Weg zu zeigen   …«
    Colbert erstarrte mitten in der Bewegung. Nur ein mächtiger Pfeiler, der den Lichtschein der beiden Fackeln verdeckt hatte, trennte ihn noch von der Versammlung der Verschwörer. In der Stille, die den Worten folgte, spitzte er mit angehaltenem Atem die Ohren. Nun ließ sich eine andere Stimme vernehmen.
    »Man beweint nicht den Tod eines tollwütigen Hundes! Die Vorsehung ist uns zu Hilfe gekommen. Wenn es etwas zu bedauern gibt, dann, dass wir unseren Verstand nicht genug angestrengt haben, um selbst das Ende des verdammten Kardinals herbeizuführen!«
    »Zorn ist nicht das, was der Herr uns befiehlt«, antwortete die erste Stimme, »wenn ich, nachdem ich vom Tod des Kardinals erfahren habe, unsere heutige Versammlung einberufen habe, so deswegen, weil wir angesichts der neuen Lage unseren ursprünglichen Plan ändern müssen.« Die Stimme wurde härter. »Morins Beispiel sollte uns mehr Umsicht lehren, meine Brüder. Der Unglückliche ließ sich vom Zorn zu einer unüberlegten Handlung hinreißen. Fast hätte er uns ins Verderben gestürzt, da er die Aufmerksamkeit und den Groll des Königs auf uns lenkte. Wir verabscheuten an Mazarin, dass er die einzige Aufgabe des Gottesgnadentums missachtete: den Ruhm Gottes auf Erden zu mehren. Morin, Gott erbarme sich seiner, hat dies vergessen und unsere Botschaft verfälscht, indem er der königlichen Macht die Schuld zuschrieb und zur Revolte aufrief. Jetzt ist es egal, dass er uns die Schriftstücke, welche die ungeheuerliche Vereinigung von Mazarin und der

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