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1663 - Insel der Schatten

Titel: 1663 - Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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durch Zufall doch gelingen sollte, so nützte das nichts. Mit einem verstorbenen Fragment konnte sich kein Hellem-Opfer verbinden. „Ich will es euch sagen", versprach der Kleine. „Kapitän Klundan war auf der >Insel der Schatten <. Er hat die ganze Geschichte im Suff seinem Spiegelbild erzählt. Ich selbst habe alles gehört, denn ich hatte mich in seine Kabine geschlichen. Und Norfertus kennt die Geschichte auch ..."
    Weiter kam der kleine Kerl nicht.
    Ein unbeschreibliches Durcheinander brach im „Geviertelten" aus. Jeder schrie etwas anderes. Die „Insel der Schatten" war vielen Owigos doch ein entschieden zu heißes Thema.
    Noch einmal gelang es Abillerhell und Pronteros, wieder Ruhe herzustellen. „Ihr könnt mir glauben, Seefahrer!" schrie der Viertel-Haudecc auf der Theke und fuchtelte wild mit seinen Ärmchen. „Die Leute sagen zwar, Klundan sei verrückt geworden, weil er glaubt, einen langen Schatten zu haben, in dem die Geister seiner Ahnen wohnen. Ich weiß aber, daß er wirklich auf der Insel..."
    Das war zuviel für die Zuhörer. Die Streitereien beschränkten sich nun nicht mehr auf Worte oder Drohungen. Geballte Aggressionen schlugen über. Im Nu drosch der eine auf den anderen ein. Von draußen strömten weitere Owigos herein und stürzten sich in das Getümmel.
    Plötzlich schien es allen nur noch darauf anzukommen, den jeweils anderen zu verprügeln.
    Krüge flogen durch die Luft. Der Stand Yayayas mit den Früchten wurde umgerissen. Gierige Hände griffen nach den dicken Früchten, um sie als Wurfgeschosse zu benutzen.
    Yoyocerl, der Wirt, schwang sich über die Theke und stürzte sich mit einem tierischen Schrei ins Chaos. „Es geht wieder los", stellte Abillerhell fest. „Stimmt", meinte Pronteros. „Spürst du es auch?"
    „Nein", antwortete der Häuptling.
    Er bildete zwei Fäuste und schlug sie dem Freund mitten ins Multiorgan. „Du weißt, was das bedeutet!" keuchte der Altvater.
    Abillerhell lachte spöttisch. Er fühlte sich dem anderen überlegen. Daß ihm Pronteros das Schwerza ins Multiorgan goß und dann mit dem leeren Krug auf ihn eindrosch, machte ihm wenig aus.
    In dem Durcheinander gelang es dem Viertel-Haudecc, unbemerkt aus der Gaststätte zu entkommen. Er spürte zwar ebenfalls den Wunsch, sich an der Prügelei zu beteiligen, aber sein Restverstand reichte aus, um zu erkennen, daß er keine reelle Chance hatte.
    Daher zog er es vor, sich schnell zu verdrücken.
     
    *
     
    Nochbeschränkten sich die Kämpfe der Bewohner von Droovonton und der fremden Seefahrer auf das Gebiet um den „Geviertelten" und ein paar angrenzende Teile des Hafens.
    Aber die Nachricht vom Ausbruch der Kämpfe verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die ganze Stadt. Überall rotteten sich Gruppen zusammen, deren Mitglieder sich miteinander verbunden fühlten. Messer, Äxte und Keulen wurden aus den Kellern geholt und mit Riemen an den Körpern befestigt.
    Ein paar besonders wilde Burschen planten gar einen Angriff gegen die Nachbarstadt und warben Kämpfer für einen regelrechten Feldzug an.
    Die älteren Owigos schlössen sich dem Treiben nur zögernd an. Sie hatten alles zwar weitgehend aus der Erinnerung verdrängt, aber jetzt wurde es ihnen wieder bewußt.
    Ganz plötzlich überkam es die Owigos - dann mußten sie kämpfen. Wenn nichts da war, was einem Feind ähnelte, dann mußte notfalls die beste befreundete Sippe herhalten. Über Sinn oder Unsinn dieses Verhaltens machten sich die Zwitterwesen keine Gedanken.
    Begleitet wurde der Gesinnungswechsel stets mit einem Heißhunger auf Fisch und Fleisch. Die meisten der braven Vegetarier verwandelten sich binnen weniger Stunden in Jäger, Kämpfer und Fleischfresser.
    Die meisten Bewohner von Droovonton strömten an diesem Vormittag hinab zum Hafen. Auf dem Versteigerungsplatz würde das wichtigste Schauspiel ablaufen. Das wußten alle, die nicht sogleich selbst kämpfen wollten, gut genug. Selbst die Jungen, die die Kampfphase zum erstenmal mitmachten, schlössen sich an.
    Es galt als selbstverständlich, daß der entscheidende Kampf Mann gegen Mann ausgetragen wurde. Und es war üblich, daß die beiden wichtigsten Owigos der Stadt diesen Kampf austragen würden. So war es immer in Droovonton gewesen. Und so würde es auch diesmal sein.
    Mochten sich anderswo ganze Sippen und Stämme bekriegen: In der Hafenstadt war der Zweikampf der Stärksten das zentrale Ereignis, das sich immer dann wiederholte, wenn der Drang zum Kämpfen die Bewohner

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