1664 - Der Henker von Sloughar
festzustehen, daß es kein höheres Leben auf Sloughar gab. Gucky versuchte vergeblich, Intelligenzwesen telepathisch aufzuspüren, die Sonde kam zu ähnlich negativen Ergebnissen. Alles, was Gucky erfassen konnte, waren die Hirnimpulse schwach intelligenter Geschöpfe, etwa auf dem Niveau von Fopper. Wenig später kamen Bilder von der Sonde, die ein sechsbeiniges Geschöpf zeigten, das entfernte Ähnlichkeit mit einer terranischen Hyäne hatte - doggengroß, mit braunem, struppigem Fell. Allerdings besaß dieses Geschöpf Beißzangen an der Vorderseite des kantigen Schädels, mit dem es vermutlich den Pflanzen Sloughars zusetzte. Dabei handelte es sich um gelbgrüne Stachelröhren, die einzeln und in Bündeln anzutreffen waren. „Beachtlich", kommentierte Ed Morris die Bilder. „Diese Kakteen werden bis zu einhundert Meter hoch."
„Vielleicht müssen sie so hoch sein, um genügend Feuchtigkeit aus der Luft auffangen zu können", mutmaßte Alaska Saedelaere. „Alles in allem eine eher unfreundliche Welt."
„Und ohne intelligentes Leben", mischte sich Gucky ein. „Ich kann nichts spüren, das eine Warnung vor diesem Planeten rechtfertigen würde. Wenn Philip uns nur einen Hinweis gegeben hätte, wovor wir uns in acht nehmen sollten."
„Vielleicht haben wir uns geirrt, und das ist gar nicht Sloughar?" spekulierte Ed Morris. „Bei einer Distanz von 42 Millionen Lichtjahren ..."
Selma Laron hatte unterdessen weitere Daten erhalten. „Wir sind richtig hier", sagte sie triumphierend. „Eine Gemeinsamkeit mit den anderen unglaublichen Planeten haben wir nämlich schon gefunden."
„Laß mich raten", bat Alaska Saedelaere. „Auf dieser Welt gibt es Wasserstoff nur in der sattsam bekannten Form von H5 - richtig?"
„Volltreffer", stimmte Selma zu. „Ja, es handelt sich um eine der H5-Welten.
Demnach kann das nur Sloughar sein."
„Aufgepaßt!" rief Ed Morris. „Da kommt gerade etwas Interessantes ins Bild!"
Auf dem Panoramaschirm war die Region genau zu erkennen. „Eine große Vegetationsinsel", stellte Alaska fest. „Der Planet hat tatsächlich einen grünen Fleck!"
Die Sonde ging tiefer, um Einzelheiten erfassen zu können. In plastischer Darstellung tauchten diese auf den Bildschirmen auf. „Ruinen", sagte Gucky leise. „Ein riesiges Ruinenfeld!"
Zu sehen waren Mauerreste, Straßen und Plätze. Offenbar war der Ort schon seit langem verlassen worden, überall hatte sich pflanzliches Leben angesiedelt.
Wahrscheinlich hatte das den gleichen Grund wie der Standort des Ruinenfeldes - dort gab es mehr erreichbares Wasser als an allen anderen Stellen Sloughars. „Interessant", stellte Alaska fest. „Kein einziges Gebäude ist mehr intakt."
„Dort müssen einmal Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen von Wesen gelebt haben", folgerte Selma Laron bedächtig. „Nach meinen Unterlagen ist dieses Ruinenfeld fast dreihundert Quadratkilometer groß, das entspricht einem Durchmesser von knapp zwanzig Kilometern."
„Platz genug für eine große Stadt", meinte Ed Morris. „Nur, wo sind die Bewohner?
Du kannst keine Einwohner aufspüren?"
Gucky schüttelte den Kopf. „Dort unten ist kein intelligentes Leben unserer Größenordnung vorhanden", sagte er entschieden. „Dann könnten wir eigentlich sofort landen", schlug Ed Morris in gewohntem Eifer vor. „Nicht so eilig, junger Mann", warf Selma Laron ein. „Wir wissen nicht, was uns dort unten erwartet. Was wir sehen können, wirkt harmlos, zugegeben. Aber irgendeinen Grund werden die Ennox ja wohl gehabt haben, diesen Planeten zu meiden. Und was dieser Grund ist, sollten wir nach Möglichkeit erst herausfinden, bevor wir landen."
„Hört auf die weise Frau", spöttelte Ed Morris freundlich. „Was meint ihr?"
Alaska dachte nach. „Eine Absonderlichkeit des Planeten können wir sehen", sagte er. „Damit meine ich nicht die bekannte Wasserstoff-Anomalie."
„Sondern?"
„Was wir sehen können, ist eine große Stadt mit vielen tausend Gebäuden, wenngleich nur Ruinen. Diese Stadt muß erbaut worden sein, sie ist ja wohl nicht vom Himmel gefallen. Und es erscheint mir unwahrscheinlich, daß es nur an dieser einen Stelle des Planeten eine Siedlung gegeben haben soll."
„Das klingt logisch."
„Woher haben die Bewohner das Material für die Häuser bekommen? Wir müßten in der näheren oder weiteren Umgebung die Spuren von Steinbrüchen erkennen können.
Und verblichene Anzeichen von Landwirtschaft, denn die Bewohner mußten ja auch
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