Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1664 - Der Henker von Sloughar

Titel: 1664 - Der Henker von Sloughar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
essen."
    „Wie willst du das von oben erkennen?"
    Alaska lächelte verhalten. „Eine alte Weisheit der Archäologen - nichts ist so dauerhaft wie ein Loch", sagte er. „Wenn Erdreich durch menschliche Eingriffe verändert worden ist, sind die Spuren solcher Eingriffe auch nach sehr langer Zeit gut wahrzunehmen. Regelmäßige Furchen, eine unterschiedliche Färbung des Bewuchses und ähnliche Anzeichen sind auszumachen, durch entsprechende optische Tricks. Nichts dergleichen haben wir bisher gefunden."
    „Ich verstehe, was du sagen willst", bemerkte Selma Laron versonnen. „Du meinst, die Stadt könnte nicht so scharf umgrenzt sein, wie wir das sehen?"
    „Spuren der Besiedlung müßten in der Umgebung zu finden sein. Straßen, die zur Stadt führen ..."
    „Woher sollten die aber kommen - von welcher anderen Stadt?"
    „Eben", meinte Alaska. „Dieses Ruinenfeld sieht aus, als habe es jemand gleichsam dort abgesetzt. Es wirkt auf mich künstlich, nicht langsam gewachsen.
    Wie sieht es mit Höhenmessungen aus?"
    „Die ganze Stadt ist eben", wußte Selma Laron zu berichten. „Wie ein Brett."
    „Seht ihr? Wenn Leben zu intelligenter Reife anwächst, wenn es so etwas wie Zivilisation gibt, dann wächst alles langsam. Von einem Ort ausgehend, allmählich breiter werdend. Aber gleichzeitig werden die Städte im Laufe der Siedlungsgeschichte auch höher - alte Häuser stürzen ein, neue Häuser werden auf den Trümmern der alten Gebäude aufgerichtet. Zumindest ist das so bei allen alten Städten, die es auf der Erde gibt."
    „Und wenn nicht, dann müßte irgendwo in der Nähe der Siedlung der Bauschutt zu finden sein", setzte Selma Laron hinzu. „Ich gebe Alaska recht. Da unten stimmt etwas nicht."
    „Eine weitere Frage: Wo sind die ehemaligen Bewohner? Was hat die Häuser zu Ruinen gemacht? Gibt es Anzeichen von Zerstörung? Brandspuren, eingerissene Mauern? Ich traue dieser Siedlung nicht. Deswegen schlage ich vor, daß wir einstweilen noch aus dem Orbit heraus beobachten und Fernortung betreiben, bevor wir ein Landungskommando hinunterschicken."
    „Aber dann zu der Stadt, nicht wahr?" hoffte Ed Morris. „Vielleicht sind dort vergrabene Schätze zu finden."
    „Oder Leichen ...", sagte Alaska ernst. „Und ich will nicht, daß ein paar von uns sich dazugesellen. Ich nehme die Warnung von Philip ernst."
    Er wandte den Kopf und blickte Gucky freundlich an. „Gedulde dich noch ein wenig", bat er; Alaska wußte sehr wohl, daß Gucky schon jetzt große Lust hatte, den Planeten aufzusuchen. „Der Planet läuft uns nicht weg.
    Was immer dort unten ist - es wird bestimmt auf uns warten.
     
    5.
     
    Abermals erwachte der Henker von Sloughar. Für die Zeit, die verstrichen war, seit er das letztemal sein wichtiges Amt ausgeübt hatte, besaß er kein Empfinden.
    Jahrhunderte oder Jahrtausende - für ihn machte das keinen Unterschied.
    Das Gebot, soviel wußte er, war wieder einmal übertreten worden. Es galt, die Frevler ihrer Strafe zuzuführen.
    Er spürte, daß die Anderen sich dem Planeten näherten. Sie bewegten sich an den Grenzen seiner Sinne, und wieder wurden sie geleitet von der widerwärtigen Empfindung der Neugierde.
    Der Henker nahm die Witterung auf.
    Was waren das für Andere? Wie war ihre körperliche Beschaffenheit, die es bei der Vollstreckung zu berücksichtigen galt? Und vor allem - wovor fürchteten sie sich?
    Die Angstdünstung war schwach, stellte der Henker fest. Sie war hinter der Gier, den Planeten zu betreten, nur sehr mühsam wahrzunehmen. - Nun, das machte nichts.
    Die Neugierde würde die Anderen heranlocken, und danach würden die Dinge ihren gewohnten Lauf nehmen.
    Der Henker verließ seine Behausung. Dumpf erinnerte er sich, daß auch bei seinem letzten Dienst Nacht über dem Planeten gelegen hatte. Und vage sickerte in sein Denken die Erkenntnis ein, daß die Überreste der letzten Frevler einige tausend Schritte entfernt von
     
    *
     
    ihm zu finden sein würden.
    Erinnerung stellte sich ein und verursachte dem Henker Unbehagen. Erinnerung war schlecht, auch wenn der Henker nicht hätte ausdrücken können, worin dieses Übel bestand. Er wußte nur, daß sie einen Druck auf sein Denken ausübte und ihm die Arbeit erschwerte.
    Es waren viele. Hunderte wahrscheinlich. Und sie kamen in mehr als nur einem Gefährt.
    Das war recht ärgerlich. Der Henker mußte diesen Umstand in seiner Arbeit berücksichtigen.
    Vage schimmerten Gedanken in ihm auf, Fetzen vergangener, unwichtiger

Weitere Kostenlose Bücher