1664 - Die Schöne und die Grausame
Wagen oder sie hatten ihn verlassen und warteten woanders auf Tim Helling. Das konnte gut und gern seine Wohnung sein.
Hier konnte Purdy nichts mehr tun. Sie wollte zu Helling zurück und alles Weitere mit ihm besprechen. Er stand noch dort, wo sie ihn verlassen hatte, davon ging sie jedenfalls aus, aber das traf nicht mehr zu.
Der Platz war verlassen, und das sorgte bei Purdy für ein ungutes Gefühl…
***
Tim Helling hatte sich hier auf dem Parkhof nie unwohl gefühlt. Das war an diesem Abend nicht so. Bei besserem Wetter waren Menschen draußen, jetzt ließ sich niemand blicken. Jeder war froh, der krassen Kälte entrinnen zu können. Nur eine Person bewegte sich durch die Gänge, zwischen den Wagen. Das war Purdy Prentiss, seine Chefin.
Er schaute ihr nach und sah, dass sie den Wagen erreicht hatte und dort stehen blieb. Er konnte sich vorstellen, dass sie überlegte, ob sie die Tür öffnen sollte, aber wie er die Halbschwestern einschätzte, hatten sie von innen abgeschlossen. Als sich sein Handy meldete, zuckte er zusammen. Es hörte sich an wie leise Schreie. Er reagierte etwas hektisch. Ohne auf das Display zu schauen, meldete er sich mit leicht nervös klingender Stimme.
»He, was ist los mit dir?«
Tim schnappte nach Luft. »Du, Elena?«
»Ja. Freust du dich?«
»Ja, ja, ich meine - ich - weiß nicht…«
»Wie war denn dein Tag?«
Den Themenwechsel verkraftete er nicht so leicht und musste zunächst mal seine Gedanken ordnen. So schnell gelang ihm das nicht, da war die Anruferin flotter.
»Also meiner war gut, Tim. Echt. Ich kann mich nicht beklagen. Und jetzt möchte ich dich eigentlich sehen.«
»Das weiß ich!«
»He, bist du Hellseher?«
»Nein, bin ich nicht. Aber ich sehe dein Wohnmobil in der Nähe stehen.«
»He«, jubelte sie. »Dann bist du ja in meiner Nähe.«
»Wieso?«
»Ich warte im Haus auf dich. Vor deiner Wohnung. Und ich denke, wir sollten uns sehen.«
Das war ein Ding. Der Vorschlag brachte ihn leicht durcheinander. Tim wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er war total hin und her gerissen. Er sollte auf die Staatsanwältin warten. Das war jetzt nicht mehr so sicher. Wenn Elena vor seiner Wohnung wartete, konnte er schon mal Kontakt mit ihr aufnehmen. Außerdem war Purdy Prentiss nicht dumm. Wenn sie ihn nicht mehr hier stehen sah, würde sie sich bestimmt denken, wo er sich aufhielt.
Er warf noch einen kurzen Blick in ihre Richtung und sah sie am Wagen stehen. So lange wollte er nicht warten.
Also lief er auf die Haustür zu. Den Schlüssel hielt er schon bereit, schloss schnell auf und tauchte in den schmalen Flur ein. Jedes Haus hatte vier Stockwerke. Über einen Aufzug war immer wieder mal diskutiert worden, doch die Mieter hatten sich jedes Mal dagegen ausgesprochen. Die Installation hätte zu viel Geld gekostet, und das wollte niemand bezahlen.
So hetzte er die Treppen hoch. Auch wenn er das schon öfter getan hatte, er war stets außer Atem, wenn er oben ankam, und jetzt besonders, da die innere Aufregung recht stark war.
Aber er schaffte es in Rekordzeit. Auf jeder Etage gab es drei Wohnungen, und genau vor seiner Tür stand Elena King und lächelte ihn an, als wäre nichts geschehen.
»Da bin ich«, sagte sie.
Tim blieb stehen, atmete noch immer heftig und nickte.
»Überrascht?«
»Kann man wohl sagen«, flüsterte er.
»Das kann ich mir denken. Ich glaube, dass wir zwei einiges zu bereden haben.«
»Wir beide nur?«
»Ja.«
»Und was ist mit deiner Halbschwester?«
Elena breitete die Arme aus. »Siehst du sie?«
»Nein. Wo ist sie denn?«
»Ich bin nicht Tabeas Hüterin.«
Mit dieser Antwort musste er sich zufriedengeben, auch wenn es ihm nicht passte. Er holte den Schlüssel aus der Tasche, um seine Wohnungstür zu öffnen. Elena trat dicht an ihn heran. »Es ist wirklich besser, wenn wir in aller Ruhe reden und dabei einige Dinge aus der Welt schaffen.«
Tim war skeptisch. »Das wird nicht einfach sein«, sagte er leise.
»Ach, mach dir mal keine Sorgen.« Elena lächelte ihn an. Sie knöpfte dabei ihren Mantel auf, und so sah Tim, dass sie die gleiche Kleidung trug wie im Wohnmobil. Die rötliche Bluse, die kurze Jeanshose, die viel von ihren Beinen zeigte, aber nicht für dieses Wetter geeignet war. Ihm gefiel es trotzdem.
Er musste schlucken. Dieser Körper machte ihn einfach verrückt. Er mochte keine dünnen Frauen, und Elena hatte etwas zu bieten.
»Willst du nicht reingehen?«, fragte sie.
»Nein, nach dir.«
Sie
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