1664 - Die Schöne und die Grausame
Außerdem ist Elena kein Vampir.«
»Das nicht, Tim. Ich wollte Ihnen auch nicht zu nahe treten. Nur dürfen Sie niemals das Verhältnis der beiden Halbschwestern zueinander vergessen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Ich wünsche Ihnen nicht, dass Sie zwischen diese beiden Mühlsteine geraten.«
»Keine Sorge. Ich werde jetzt mehr auf mich achtgeben, ich muss das auch alles erst verkraften, und deshalb glaube ich auch nicht, dass ich morgen ins Büro kommen werde.«
Seine Chefin lächelte ihm zu. »Das müssen Sie auch nicht. Wir telefonieren morgen.«
»Ja, das ist gut.«
»Schlafen Sie trotzdem ruhig, Tim.«
Es war so etwas wie ein Abschied, gegen den ich nichts hatte. Nur verließ ich die Wohnung mit einem unguten Gefühl. Da kam bestimmt noch etwas nach. Dessen war ich mir sicher…
***
Purdy und ich trennten uns noch nicht, nachdem wir das Haus verlassen hatten. Neben meinem Rover blieben wir stehen. Es war noch kühler geworden.
»Was sagst du zu allem, John?«
»Ich bin nicht zufrieden.«
»Kann ich verstehen. Ich auch nicht.« Sie blickte zu dem Haus hin, dass wir soeben verlassen hatten; »Was können Wir tun?«
»Wenn ich das wüsste. Keiner von uns weiß, wie tief die Verbindung zwischen Tim Helling und dieser Elena King ist.«
»Er ist schwer verliebt.« Purdy lächelte. »So kenne ich ihn nicht. Ich habe ihn stets als einen ruhigen, etwas zurückhaltenden Menschen erlebt. Nun ja, irgendwann trifft es jeden. Oder fast jeden.«
»Du sagst es. Nur - was folgerst du daraus?«
»Schwer zu sagen, John. Ich kann mich nicht in ihn hineinversetzen. Auch nicht in die andere Seite. Ich frage mich allerdings, ob Elena King auch so verliebt in ihn ist wie er in sie.«
»Keine Ahnung, aber warum ist dir das so wichtig?«
»Weil ich denke, dass die beiden dann in Kontakt bleiben werden. Entweder durch ihn oder durch sie.«
»Du meinst, sie treffen sich?«
»Das könnte ich mir vorstellen.«
»Und weiter?«
Sie lächelte feinsinnig. »Man könnte ihn doch überwachen lassen. Du stellst einen Kollegen ab, der das Haus unter Kontrolle hält. Wäre eine Möglichkeit«, schwächte sie ab, als sie meinen nicht eben begeisterten Gesichtsausdruck sah.
Ich runzelte die Stirn. »Sorry, Purdy, aber ich weiß nicht, ob ich das verantworten kann. Einen oder zwei Kollegen abzuziehen, ohne einen begründeten Verdacht zu haben, dafür wird man kein Verständnis aufbringen.«
»Hast du einen anderen Vorschlag?«
»Nein, den habe ich nicht. Wir haben ihm doch vorgeschlagen, dass er mit uns kommen soll. Er hat es abgelehnt. Gut, wir können ihn nicht zwingen…«
»Willst du nach Hause fahren?«
»Das hatte ich vor. Auch wenn mein Gefühl ein ungutes ist. Wir sollten uns eher um die so unterschiedlichen Halbschwestern kümmern. Was wissen wir über sie?«
»Dass sie Puppenspielerinnen sind.«
»Genau.«
»Und dass sie sich möglicherweise auf der Flucht befinden.«
»Du sagst es. Ihr Wohnmobil haben sie aufgegeben. Aber haben sie das auch mit ihrem Job gemacht?«
»Du meinst, dass sie ihre Termine verschieben?«
»Ja. Oder gar nicht mehr wahrnehmen. Sie sind unterwegs. Mag der Teufel wissen, wohin. Jedenfalls steht für uns fest, dass wir so schnell nicht an sie herankommen. Es stellt sich nur die Frage, ob sie deinen Mitarbeiter aufgegeben haben oder nicht.«
»Richtig, John. Diese Tabea wird schon dafür sorgen, dass ihre Halbschwester den Kontakt abbricht.«
»Oder auch nicht.«
»Wie kommst du darauf?«
Ich lächelte schmal. »Weil es um Blut geht. Sie braucht es, um existieren zu können. Sie wird es sich holen wollen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir noch einiges vor uns haben. Die Nacht ist noch nicht vorbei.«
»Stimmt. Sie hat noch nicht mal angefangen.« Sie blickte mich an und fragte dann:
»Hast du dich schon mal mit einem Puppentheater beschäftigt, John?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Ich auch nicht richtig«, gab Purdy zu. »Aber ich weiß, dass diese Künstler nicht nur für Kinder spielen, sondern auch für Erwachsene. Das sind dann die Abendvorstellungen, und vielleicht haben wir ja Glück und finden heraus, ob die beiden noch an diesem Abend ihrem Job nachgehen.«
»Wo denn?«
»Keine Ahnung. Ich gehe mal ins Internet und habe vielleicht Glück.«
»Okay, tu das.«
Purdy holte ihr Handy aus der Tasche. Draußen war es ihr zu kalt. Sie setzte sich in den Rover, während ich daneben stehen blieb und das Haus weiterhin
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