1667 - Gefangene der Pharaonen
sich der Hohepriester zurückziehen konnte, was nicht weiter auffiel und ihm sehr entgegen kam.
Echem sehnte die Pause herbei. Weg von der Bühne. In der Pause würde auch er sich ausruhen und nachdenken können. Das allein zählte, und davon würde er auch nicht lassen.
Etwas musste er noch tun. Nach dem ersten Akt zum Rand der Bühne gehen und dem Publikum seine Reverenz erweisen, indem er sich tief vor ihm verbeugte. Zum Finale schwoll die Musik noch einmal an, sodass es zu einem furiosen Ende des ersten Akts kam und Lust auf den zweiten machte.
Die als Sklaven verkleideten Tänzer holten sich den ersten Beifall. Danach ging es um die beiden Hauptpersonen. Cleo blieb gefesselt und mit gesenktem Kopf knien. In dieser Haltung nahm sie die Anerkennung der Zuschauer entgegen. Echem trat als der Hohepriester bis an den Bühnenrand. Es war ihm nicht wohl dabei. Er rechnete wieder mit einem Angriff, blickte in den Zuschauerraum hinein und konzentrierte sich dabei besonders auf die erste Reihe, denn von dort hatte ihn der Angriff erreicht. Und jetzt?
Da war nichts, abgesehen von einer Normalität, die er sich gewünscht hatte. Ein gutes Gefühl durchströmte ihn, das wenig später noch besser wurde, als er feststellte, dass in der Mitte der ersten Reihe zwei Plätze frei geworden waren. Echem verbeugte sich. Tiefer und länger als sonst. Er hatte zudem Mühe, seinen Triumph zu verbergen. Am liebsten hätte er laut losgelacht, doch da konnte er sich beherrschen.
Als er sich ein letztes Mal verbeugt hatte und sich nun wieder aufrichtete, da schleuderte er dem Publikum sogar Kusshände entgegen. Das hatte er noch nie getan. In diesem Fall musste er seiner Erleichterung einfach Ausdruck verleihen. Der Vorhang schwang zu. Echem trat zurück. Die Arbeiter warteten bereits, um die Kulisse umzuschieben. Die Pause nach dem ersten Akt war recht läng. Es gab dann noch eine kurze nach dem zweiten, bevor der dritte, ebenfalls recht kurze Akt begann. Die Tänzer waren bereits verschwunden. Sie hatten den Arbeitern die Bühne überlassen, und auch Echem wollte so schnell wie möglich zu seiner Garderobe. Dort hatte er die Gelegenheit, in Ruhe über gewisse Dinge nachzudenken. Man war ihm auf der Spur!
Irgendjemand hatte sich auf seine Fersen gesetzt, und diese Person war nicht zu unterschätzen. Die Warnung hatte er wie einen Angriff auf sich empfunden, und er konnte sich gut vorstellen, dass die andere Seite auf ihn wartete. Obwohl er es eilig hatte, die Garderobe zu erreichen, ließ er sich Zeit. Er bewegte sich langsam und schaute sich dabei immer wieder um, weil er vermutete, dass sich in seiner Nähe eine ungewöhnliche Person aufhielt. Es war nichts zu sehen, was seinen Verdacht erhärtet hätte. Und so entspannte er sich allmählich, als er den Flur erreicht hatte, in dem seine Garderobe lag. Von den anderen Akteuren war nichts zu sehen. Auch die dritte Hauptperson, Namid, zeigte sich nicht. Wahrscheinlich saß er in seiner eigenen Garderobe und schaute auf die Glotze. Er war ein TV-Freak, und das Hobby ließ man ihm. Als er seine Garderobe erreichte, hätte er im Normalfall schnell die Tür geöffnet, um den Raum zu betreten, wo Cleo sicherlich schon wartete. Seine Hand lag bereits auf der Klinke, als er zusammenzuckte, denn etwas war anders.
Er hatte eine Stimme gehört, die ihm fremd war. Und es war die Stimme eines Mannes gewesen. Alle Alarmsignale in seinem Körper schlugen auf einmal an. Im Moment erlebte er zwar nicht die unmittelbare Anwesenheit eines Feindes, doch er war schlau genug, um sich an die Szene in der ersten Reihe zu erinnern. Hineingehen oder nicht?
Echem kannte den Feind nicht. Er wusste nicht, wie stark er war, aber er war nicht ohne, denn er hatte Cleo bereits einen Besuch abgestattet. Auch das gefiel ihm nicht. Wenn sich Cleo außerhalb seiner Kontrolle befand, konnte das sogar seinen Plan in Gefahr bringen. Plötzlich war ihm alles egal. Er dachte nicht mehr an seinen Auftritt und wollte so rasch wie möglich verschwinden. Er dachte nicht daran, sich im Theater zu verstecken, er wollte ganz weg. Was mit dem Stück passierte, war ihm völlig egal.
Der Flur war leer. Echem huschte wieder zurück und öffnete eine schmale Tür, die zu einem Fundus führte. Der Raum war sogar recht groß. Dort hingen die zahlreichen Kostüme, die auch in anderen Stücken getragen worden waren. In seinem jetzigen Outfit fiel er zu schnell auf. Die Schminke im Gesicht musste er lassen, wichtig war die neue Kleidung,
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