1667 - Gefangene der Pharaonen
gemacht. Für sie war es wichtig, dass sie sich auflehnte. Das bekamen wir noch mit, dann schlichen wir durch die Seitentür und verließen den Zuschauerraum. Wir waren die einzigen Personen, und das große Foyer war so gut wie menschenleer. Abgesehen von den Mitarbeitern, die an den Verkaufsständen standen und sich unterhielten oder dem Personal des Theaters, das die Karten kontrollierte. Genau sie waren unsere Ansprechpartner. Ein junger Mann war auf uns aufmerksam geworden. Er kam auf uns zu und wollte wissen, ob er uns helfen könnte.
»Ja«, sagte Suko. »Wir hätten gerne gewusst, wie wir hinter die Bühne zu den Garderoben gelangen.«
»Sind Sie von der Presse?«
»Nein!«
»Da können Sie aber nicht hin. Sie gehören nicht zur Mannschaft. Tut mir leid, aber…«
»Wir müssen aber«, sagte Suko. Er holte seinen Ausweis hervor und präsentierte ihn. Der junge Mann schluckte, atmete scharf und wusste im Moment nicht, was er sagen sollte.
»Nun?«
Er nickte heftig. »Ja, ja, kommen Sie mit. Ich bringe Sie zu unserem Wachmann.« - Das war uns auch egal. Er hätte auch sagen können zu einem der Sicherheitsleute. Jedenfalls wartete jemand in Uniform am Beginn eines Sperrgebiets. Dort führte eine Tür zu den hinteren Bereichen des Theaters.
Unser Führer zog sich schnell zurück, und wir zeigten erneut unsere Ausweise. Der Mann in der Uniform einer Sicherheitsfirma musste erst mal schlucken. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Er streckte seine Brust vor und fragte: »Was wollen Sie denn dort?«
»Das: hat Sie nicht zu interessieren.«
»Scotland Yard muss sich auch an die Regeln halten. Ich bin nicht befugt, Fremde in den Backstage-Bereich zu lassen und…«
Suko unterbrach ihn. In seiner Stimme schwang unüberhörbar eine leise Drohung mit.
»Sind Sie das wirklich nicht?«
Es reichte aus. Möglicherweise hatte auch Sukos Blick den Widerstand gebrochen. Der Mann nickte und sagte mit leiser Stimme: »Gut, gehen Sie:«
Wir öffneten die Tür, die aus Eisen bestand und sich recht schwer aufziehen ließ. Vor uns lag ein Bereich, der nichts mit Glamour zu tun hatte. Hier roch es nach Arbeit. Links von uns war die Technik untergebracht. Wir sahen die Mitarbeiter vor Bildschirmen sitzen: Von hier aus steuerten sie die Vorgänge. Man bemerkte uns nicht, als wir sie passierten und einen Flur erreichten, der sich verzweigte. Zum Glück fanden wir Hinweisschilder an den Wänden, die uns den Weg wiesen. Wir bogen nach links ab. Dort ging es zu den Garderoben. Ein schmaler, Gang nahm uns auf. Er erinnerte an einen zu schmalen Hotelflur, denn auch hier sahen wir Türen, die ziemlich dicht nebeneinander lagen. Ein Tablettwagen mit Erfrischungsgetränken stand im Weg, als wir nach Namen an den Türen suchten.
Wenn die großen Stars auftreten, bekommen sie immer Garderoben für sich persönlich. Da tat man alles, damit sie sich auch wohl fühlten. Das war hier nicht der Fall. Es gab keine Namen an oder neben den Türen. Dafür hörten wir durch Lautsprecher das Geschehen auf der Bühne. Wir waren bereit, eine der Türen zu öffnen oder auch mehrere. Irgendwo musste es hier ja Helfer geben.
Hinter uns hörten wir, dass eine Tür geöffnet wurde. Wir blieben stehen und drehten uns um. Eine Frau mit lockigen und hellblonden Haaren stand vor uns und sah uns aus großen Augen an. Sie trug einen hellen Kittel und hielt ein mit Schminkutensilien belegtes Tablett in den Händen.
Es war zu sehen, dass sie zitterte. Wir wollten nicht, dass sie das Tablett fallen ließ. Ich hoffte, die richtige Wortwahl zu treffen, als ich sie ansprach.
»Bitte, wir sind völlig harmlos. Sie müssen keine Angst vor uns haben.«
»Und wer sind Sie?«
Ich ging auf die Frau zu. Da sie ein Namensschild trug, wusste ich gleich darauf, dass sie Susan hieß.
»Wir sind von der Polizei, Susan, und Sie gehören sicherlich zum Team der Garderobieren.«
»Ja.«
»Dann sind wir ja richtig.«
Sie begriff gar nicht, was wir wollten, fragte auch nicht nach, sondern ging auf die gegenüberliegende Tür zu, die noch geschlossen war. Ich öffnete sie ihr und betrat hinter ihr die Garderobe, die relativ geräumig war. Hier konnten sich an einer langen Spiegelwand mehrere Personen schminken. Das Tablett stellte sie ab, richtete sich wieder auf und fragte: »Was wollen Sie denn?«
»Wir müssen mit zwei von den Darstellern sprechen.«
»Wann?«
»So schnell wie möglich.«
Die Frau lachte. »Das wird nicht gehen. Sie haben Nerven. Ja, es ist bald
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