1667 - Gefangene der Pharaonen
dass ihr es bemerkt habt.«
»Du hast ihn doch nicht gesehen - oder?«
»Nein.«
Jane runzelte die Stirn. »Dann schließen wir doch einen Kompromiss. Shao und ich schauen uns noch für gute fünf Minuten hier um. Sollten wir nichts entdeckt haben, kommen wir zu euch.«
John Sinclair war einverstanden, und Jane erklärte, dass sie das Handy auch weiterhin nicht abschalten wollte. »Tu das.«
Shao hatte alles gehört und war ebenfalls einverstanden. Sie und Jane wussten, dass sie mit der Durchsuchung kaum Erfolg haben würden, aber sie wollten nichts unversucht lassen und näherten sich dem Gebiet im Foyer, wo sich die Garderoben befanden. Sie nahmen die gesamte Breite ein.
Die beiden Frauen gingen darauf zu. Die mehreren Gestängereihen, die während der Vorstellung mit Kleidung gefüllt waren, sahen traurig aus, weil sie so gut wie leer waren. Nur vereinzelt hingen noch Mäntel an den Haken, und diese Klamotten gehörten sicherlich den Mitarbeitern.
Jane schaute über den Tresen hin-, weg. Sie hatte plötzlich ein Kribbeln im Bauch. Mit der Zungenspitze leckte sie über ihre trockenen Lippen. Der bittere Geschmack im Mund verschwand nicht, als sie sich dem Ziel näherte.
»Es ist alles leer«, sagte Shao.
»Das weiß ich nicht so recht.« Jane wollte sicher sein. Sie drehte den Kopf und blickte zur anderen Seite. Dort sah sie links eine schmale Tür.
»Siehst du die Tür auch, Shao?«
»Jetzt, wo du es sagst.«
»Ich sehe mich da hinten mal um. Ich will wissen, was sich hinter der Tür befindet.«
»Nichts, denke ich.«
»Klar. Sollte das wirklich der Fall sein, werden wir aufgeben. Ansonsten machen wir weiter.« Wie Jane das anstellen wollte, sagte sie nicht. Dafür schwang sie sich auf den Tresen und sprang an der anderen Seite wieder zu Boden.
Da war nichts zu sehen. Ihr fiel nur ein vergessener Schal auf, der auf dem Boden lag. Als sie das Ende der Ständer erreicht hatte, wandte sie sich nach links. In der Wand zeichnete sich die Tür deutlich ab.
Es machte sie schon etwas nervös, dass sie ihre Pistole nicht bei sich trug. Sie hätte die Waffe jetzt gut gebrauchen können. Jane hatte schon den Arm vorgestreckt, um nach der Klinke zu greifen, da wurde alles anders.
Die Tür wurde nach innen gezogen, gab eine Öffnung frei - und es war kein Geist, der diese Tür geöffnet hatte, sondern ein Mann.
Echem stand vor Jane!
***
Die Detektivin hatte immer an ihn gedacht, stets mit ihm gerechnet. Jetzt war sie trotzdem überrascht, als er so plötzlich vor ihr stand und sie anschaute. Er trug tatsächlich einen grauen Anzug mit feinen Streifen. Das Jackett saß zwar nicht perfekt, aber auffallen würde er damit auch nicht. Höchstens - durch sein Gesicht, denn er war noch nicht dazu gekommen, die Schminke zu entfernen. Deshalb sah er aus wie auf der Bühne. Sogar die Falten waren mit dunklen Strichen nachgezogen worden, was dem gesamten Gesicht einen bösen Ausdruck verlieh. Sie sah auch die dunklen Augen, die sie anstarrten.
Jane trat etwas zurück. Sie lachte dabei unsicher. »Haben Sie mich erschreckt!«
»Ach ja? Was haben Sie denn hier gesucht? Wer sind Sie überhaupt?«
»Das ist schnell gesagt. Ich habe hier einen Job als Garderobenfrau angenommen. Jetzt wollte ich nur kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Die Vorstellung wurde abgebrochen und…«
Er ging einen Schritt auf Jane zu.
»Wie schön, dass Sie mir das alles erzählen. Toll auch ihre Arbeitsauffassung. Es ist nur so, dass ich Ihnen kein Wort glaube.«
»Sie meinen, dass ich Lüge?«
»Klar.«
»Und was macht Sie so sicher?«
»Das ist ganz einfach. Sie sehen nicht aus wie eine Garderobenfrau. Ich finde, dass sie ziemlich neugierig sind. Zu neugierig. Ihre Motive sind andere.«
»Ach ja? Und welche?«
»Sie haben mich gesucht. Das spüre ich. Und jetzt müssen Sie sich eine Ausrede einfallen lassen. Ja, ich bin Echem, und ich werde mich auch von Ihnen nicht aufhalten lassen…«
Er hatte die letzten Worte sehr entschlossen ausgesprochen und setzte sein Versprechen sofort in die Tat um. Bevor sich Jane versah, war er noch dichter an sie herangetreten, aber er hatte dabei seinen rechten Arm bewegt und die Hand unter seine Jacke geschoben.
Eine Pistole kam nicht zum Vorschein. Dafür ein Messer mit recht langer Klinge. Jane sah es. Sie sah auch das böse Lächeln im Gesicht des Mannes, wollte sich nach hinten werfen und reagierte doch zu spät. Sie konnte dem Stich nicht entgehen, der ihren Leib traf und für einen irren
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