1667 - Gefangene der Pharaonen
befand sich ein kleines Kabuff mit einem Fenster. Zudem lag der Raum höher, und so konnte man von oben auf die Bühne blicken, was Echem auch tat. Der Vorhang war geschlossen. Aus dem Zuschauerraum war nicht das geringste Geräusch zu hören. Da musste er also nicht weiter nach Cleo suchen. Er drehte sich wieder um und verließ das Kabuff. Aus dem Hintergrund hörte er Stimmen. Es waren die der Tänzer, die sich auf dem Weg nach Hause befanden. Sie sprachen nur über ein Thema, über den Abbruch der Vorstellung. Keiner konnte sich einen Reim darauf machen, warum das geschehen war.
Echem interessierte nur die Frau. Wo steckte sie? Er musste sie finden, aber er musste sich mittlerweile auch mit dem Gedanken vertraut machen, dass es ihr gelungen war, aus dem Theater zu fliehen. Das passte ganz und gar nicht in seinen Plan. Er suchte weiter, bis er schließlich wieder ins Foyer gelangte und an einer Stelle verharrte, wo ihn keiner sehen konnte.
Das Bild dort hatte sich völlig verändert.
Cleo war da!
Über sein Gesicht ging ein Strahlen. Er hatte es gewusst. Die Flucht war ihr nicht gelungen. Trotzdem gab es ein neues Problem. Sie war nicht mehr allein. Es sah aus, als hätte sie Verbündete gefunden…
***
War Jane Collins tot?
Der Gedanke wollte einfach nicht aus meinem Kopf weichen. Ich stand jetzt neben ihr, schaute nach unten, und ich sah das Blut, das in Janes Kleidung gesickert war. Dass Shao sprach, bekam ich kaum mit, denn ich hatte nur Augen für Jane, die auf dem Rücken lag. Ich schaute in ein Gesicht, dessen Augen weit geöffnet waren, und darin sah ich einen Schleier, der mir nicht gefiel. War es der Schleier des Todes, der sie bereits umgab?
Ich kniete neben ihr und hatte Mühe, etwas zu sagen. Was fällt einem in einer solchen Situation ein? Mir fehlten die Worte. Als ich sie endlich gefunden hatte, da waren sie kaum zu verstehen, weil sie mehr einem Würgen glichen.
»Jane, mein Gott, du kannst uns jetzt nicht verlassen. Bitte, du musst…« Meine Stimme versagte. Ich streichelte zart ihre linke Wange und hatte das Gefühl, als würde sie von Sekunde zu Sekunde mehr verfallen und immer mehr Leben aus ihrem Körper rinnen. Dann schoss plötzlich die Wut in mir hoch. Ich musste es einfach loswerden.
»Verdammt noch mal«, schrie ich, »hat denn keiner die Rettung gerufen?«
»Ist unterwegs«, sagte Shao.
»Sorry.«
»Schon gut, John.«
Ich beugte mich wieder über Jane. Ich sah in ihre Augen und hoffte darauf, dass sie mich erkannte. Es war vergebens. Sie gab durch nichts zu verstehen, dass sie mitbekam, was sich in ihrer Umgebung abspielte.
Trotzdem redete ich mit ihr. Das musste ich einfach tun. Ein Funken Hoffnung, dass sie mich hören konnte, war noch immer vorhanden.
»Du schaffst es, Jane. Ich bin sicher, dass du es schaffst. Wir haben gemeinsam schon so viel erlebt, da wird dich doch dieser dämliche Messerstich nicht umbringen. Du bist zäh, das weiß ich. Warte nur ab. Bald gehen wir wieder gemeinsam auf Jagd und…«
Ich war nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen. Am liebsten hätte ich einfach nur losgeheult, aber ich musste mich zusammenreißen, und dann hörte ich auch einen mir so bekannten Sirenenklang.
Endlich kam der Notarzt. Wenn jemand Jane Collins helfen konnte, dann er. Wir konnten nur beten und hoffen…
***
Es waren noch einige Verantwortliche des Theaters im Haus. Sie waren zu uns gekommen, hatten mit uns geredet und waren überrascht gewesen, es mit Scotland Yard zu tun zu haben.
Uns ging es ausschließlich um eine Person. Und das war dieser Echem, der allerdings verschwunden und auch von den Verantwortlichen nicht gesehen worden war. Schlimm war Janes Abtransport gewesen. Natürlich hatten die Männer getan, was sie konnten. Ihre Chefin war eine Notärztin, die Jane zunächst stabilisiert hatte. Ansonsten konnte sie hier nichts für sie tun.
Ich wollte nicht sehen, wie Jane abtransportiert wurde. Die letzten Minuten hatten mich zu einem völlig anderen Menschen werden lassen. Mir war mal wieder vor Augen gehalten worden, wie schnell das Leben doch vorbei sein konnte. Hoffentlich hatte Jane Glück…
Jemand legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich drehte den Kopf. Shao stand neben mir.
»Was immer du auch denkst, John, ich bin nicht in der Lage gewesen, es zu verhindern. Alles ging zu schnell. Jane hat sich nicht aufhalten lassen. Sie hatte die Tür entdeckt und hat sie nicht mal geöffnet. Das tat dieser Echem. Erst sah alles ganz harmlos aus, wie sie
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