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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine gemeinsame Nabelschnur ernährt. So war es immer, wenn Trepeccos Kinder zeugten: Während des Aktes verbanden sich Mann und Frau, und als Ergebnis blieb eine Nabelschnur zurück. Während der ganzen Zeit der Schwangerschaft trug der Mann seine Sterngefährtin.
    Aber Cahlie war tot. Atlan stellte noch viele Fragen; besonders, weshalb die Frauen soviel mehr von der Frucht verdauen konnten als die Männer. Was hätte Niisu sagen sollen? Wußte er doch selbst nicht mehr, obwohl er sein Leben lang mit Frauen zu tun gehabt hatte. Statt dessen berichtete er von seiner Jugend, von den gemäßigten Landen im Norden. Dort wuchsen die meisten Kinder auf, weil die Umgebung nicht ganz so tödlich war. Wie sonst hätten die Trepeccos ihre Verluste ausgleichen sollen? Denn es waren sehr viele, die im Gebirge Rok, in der blauen Ebene oder sonstwo zu Tode kamen. Doch zum Thema Nachwuchs gingen dem Nomaden rasch die Antworten aus.
    Atlan formulierte Fragen schneller, als er überhaupt denken konnte.
    Einen halben Tag lang wanderten sie durch flaches Gebiet. Gefahren existierten nicht; und wenn, so führte Niisu sie in weitem Bogen herum. Bis zum Abend bewegten sich die Weggefährten weit in den ersten Kreis der Teiche. Festes Land gab es kaum noch.
    Aus einiger Entfernung schallten Schreie zu ihnen herüber, die Niisu das Blut in den Adern gefrieren ließen. Freenwürmer. Riesige, tödliche Exemplare.
    Sie schliefen in der letzten Höhle, die für lange Zeit zu finden war. Am nächsten Morgen nahmen sie die erste Seen-Etappe in Angriff. Weit voraus schimmerte die Landschaft im violetten Widerschein des Himmels, auf spiegelnder Wasseroberfläche tanzten Millionen gelbe und grüne Pflanzen. „Bist du sicher, daß es hier weitergeht?" fragte Atlan. „Das bin ich. Komm. Ich weiß einen Weg."
    Niisu führte seinen Begleiter am Ufer entlang zu einem Wäldchen. Die Bäume standen hoch und kräftig. Ihre Wurzeln, das wußte der Nomade, reichten viele Meter tief in die Erde. Bis dorthin, wo sie festen Boden fanden, noch unter dem Grundwasser. Von den äußersten Zweigen hingen riesengroße Blätter. Jedes davon maß drei mal drei Meter und war an den Rändern stark gerollt.
    Am Fuß des Waldes lag das erste abgefallene Blatt. Gemeinsam mit Atlan schleifte er es zum Wasser hin. Sie vertrauten sich dem wackligen Floß an, nicht ohne eine gewisse Skepsis; eine andere Wahl jedoch hatten sie nicht, und das sah auch Atlan ein. Die aufgerollten Ränder dienten als Bordwände. Unter dem Gewicht der beiden Männer lag das Blatt tief im Wasser, die Strömung riß sie mit in Richtung Osten. Daß sie mit diesem Blatt nicht ans Ziel gelangen konnten, war sicher. Es diente lediglich dem Zweck, sie ins Weidegebiet der Freenwürmer zu tragen. Dort erst ging die Reise richtig los.
    Immer wieder stießen gezackte Rückenfinnen durch die Wasseroberfläche, manche zehn Meter lang und ebenso hoch. Und einmal, nach drei Stunden auf dem See, tauchte eines der Monstren in unmittelbarer Nähe aus dem Wasser. Mehr als einen Ausschnitt bekamen sie nicht zu sehen. Aber dieser Ausschnitt reichte: Was vor ihnen aufgetaucht war, besaß eine Länge von mindestens hundert Metern. Die Haut war grün und schuppig, das Zackenmaul breit und weit aufgerissen. Und eines von zwei weit auseinanderstehenden Augen fixierte eindeutig sie. „Niisu!"
    Atlan war halb aufgesprungen und hatte etwas aus seinem Gürtel gezogen, das er als „Kombistrahler" bezeichnete. „Ich sehe es auch! Hilf mir! Wir müssen das Blatt in Bewegung versetzen! Es ist ein Blarroi, ein Pflanzenfresser! Er will nur das Blatt! Sobald er sieht, daß wir lebendig sind, dreht er ab!"
    Gemeinsam mit Atlan schaukelte Niisu ihren Untersatz, so stark er konnte. Sie schrien aus vollen Hälsen, er selbst fuchtelte mit den Armen. Und bevor der Blarroi noch das Maul aufsperren konnte, senkte er den Hals und tauchte unter dem Blatt hindurch in eine Ungewisse Tiefe ab.
    Der Rest der Reise verlief ohne Zwischenfall - bis sie das Weideland der Freenwürmer erreichten. Es war verdächtig still. Ihr Blatt wurde ans Ufer einer flachen Inselgruppe getrieben, die sich weit erstreckte. Tausend Gerüche lagen in der Luft, während die Sonne langsam unterging und dem dunklen Violett der Abenddämmerung Platz machte.
    Niisu deutete auf die dichten Pflanzenbüschel, die überall an schattigen Plätzen standen. „Das ist Sansagras. Sehr giftig, Atlan. Halte dich fern davon." Jedes der Büschel war von einem regelrechten gut zwei

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