1668 - Die Türme von Canaxu
darunter saß das Hirn.
Von einer Sekunde zur anderen lag der Freenwurm völlig still. Niisu riß an den Steuerlianen links - und der Wurm bewegte sich nach links. Er riß rechts, und der Körper kroch in die, angezeigte Richtung vorwärts. „Er hat sich unterworfen!" rief er. „Die Reise kann beginnen, Atlan! Wir erreichen den Turm so schneller, als du dachtest!"
Niisu führte den Freen in südöstliche Richtung, durch unendliche Wüsten aus Schlamm und Moder, durch üppig begrünte Inselparadiese, entlang an Sauriergruppen, die eng beieinanderschwammen und gemeinsam eine ganze Insel unter sich begraben hätten.
Mit der besten Laune seit langer Zeit berichtete er von seinen Reisen. Jedenfalls von dem wenigen, an das er sich erinnern konnte.
Und ab und zu kam die Rede auf Hapt, seinen Feind.
Ihn mußte er finden.
Hapt! Den, der ihn töten wollte. Er versuchte, Atlan die Sache so gut wie möglich zu erklären. Hapt... Der, der das Gesetz der Trepecco-Nomaden so oft verletzt hatte, daß er für alle anderen auch eine Gefahr darstellte. Aber Hapt hatte dieselben Wurzeln gegessen wie Niisu auch. Er würde wissen, daß ein Turm gebaut wurde. Und ihn würde derselbe Drang beseelen, der jeden Nomaden erfaßte; jeden, der das richtige Gebiet durchwanderte und dort die Früchte der Erkenntnis aß
6.
Drei Tage brauchten sie, um den Rand der Sumpflandschaft zu erreichen. Zunächst schlössen sich Wälder mit bis zu 300 Meter hohen Bäumen an, dann schrumpfte deren Höhe, bis nur noch Buschwerk übrigblieb. Atlan fühlte sich verdreckt bis in die letzte Falte seiner Haut.
Sei ehrlich, alter Narr! Es hat dir Freude bereitet, dich so auszutoben! Du bist wie ein spielendes Kind.
Es hat gute Gründe für diese Reise gegeben, rechtfertigte sich Altan vor seiner inneren Stimme. Es kam darauf an, Niisus Vertrauen zu gewinnen. Das habe ich geschafft.
Ausreden, stellte sein Logiksektor unbestechlich fest. Hättest du eine Space-Jet gerufen, ihr hättet den ganzen Sumpf einfach übersprungen.
Und dann? Ich hätte Niisus Freundschaft verloren. - Außerdem, so fügte er in Gedanken lachend hinzu, wäre mir eine Menge Spaß entgangen.
Unwillkürlich hatte der Arkonide den Kopf geneigt. Als er wieder aufsah, schaute er in Niisus fragendes Gesicht. „Du verbirgst etwas vor mir, Freund. Als würdest du mit jemandem reden, den ich nicht sehen kann."
Niisu konnte gar nicht wissen, wie richtig er mit seiner Vermutung lag; und das auf zweierlei Weise. Sein Instinkt war in der Tat unglaublich gut entwickelt. „Ich spreche oft mit mir selbst", antwortete Atlan. „In meinem Kopf ist eine zweite Stimme, die mir Ratschläge gibt."
„Aber manchmal sprichst du laut."
„Oh! Du hast das bemerkt? Ja, Niisu, das ist schwer für dich zu verstehen. So ähnlich wie das Messer, das ich dir geschenkt habe. Glaube mir einfach, daß ich imstande bin, mich trotz der großen Entfernung mit den Leuten in meinem Haus zu unterhalten."
„Ich glaube dir."
Niisu drehte sich um und ging wieder voran. Sie erreichten im Lauf desselben Tages den Randbereich einer Steppe. Es war jetzt das dritte Biotop, das Atlan aus eigener Anschauung kennenlernte. Pflanzenwuchs existierte nur sehr spärlich, Tiere ließen sich überhaupt nicht blicken, obwohl Niisu ab und zu auf Spuren hinwies. Von vornherein galt Niisus Interesse einer ganz anderen Sache. Er wollte so schnell wie möglich die Frucht dieses Landes finden. Nicht zuletzt deshalb, weil er in Eile war: Selten hatte Atlan den Nomaden so aufgeregt erlebt. Es lag an der Nähe dieses Turms, und es schien, als erhoffe sich Niisu durch den Genuß der Wurzel einen Hinweis, wo der Turm zu suchen war.
Sie suchten einen Lagerplatz im Schatten einer Felsengruppe. Sobald die Sonne untergegangen war, erhob sich ringsum ein schnarrendes Geräusch wie aus Zehntausenden winzigen Kehlen. Atlan kniff die Augen zusammen. Doch so angestrengt er auch ins Dunkel starrte, es half nichts. Ein dichtes Wolkenband verdunkelte sogar den Schein der Sterne. „Niisu", flüsterte er. „Ja?" Der Gefährte war ganz nahe. „Kannst du mit den Geräuschen etwas anfangen? Hast du je so etwas gehört?"
„Nein."
Eine Weile verharrten die beiden in bedrücktem Schweigen. Dann jedoch mischte sich von links ein Aufschrei in das Scharren. „Niisu!"
Erneut der Schrei, und diesmal klang die Stimme des Nomaden nicht überrascht, sondern schmerzerfüllt. Atlan wollte ihm zu Hilfe eilen. Es war zu spät. Ein heftiger Stich an der Wange
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