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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Meter durchmessenden Todesring umgeben. Dort war alles kahl, so weit das Blattwerk eben reichte.
    Die Nacht verbrachten sie ohne Schlaf. Keiner von beiden sagte einen Ton, um nicht die Tiere der Nacht herbeizulocken. Sie kauerten auf ihrem Stückchen Erde, das hoffentlich sicher war, und sehnten den Morgen herbei. Niisu dachte lange an den Turm. Sein großes Ziel - neben der Rache, die in jeder wachen Sekunde sein Denken beherrschte.
    Die Nacht verstrich ohne Zwischenfall.
    Und die erste Sonne wärmte ihre Glieder, die sich von den Stunden ohne Bewegung steif und ungelenk anfühlten. Gemeinsam wanderten sie über die Insel. Immer wieder fanden sich lange, tiefe Spuren im Schlamm. Ja, es gab Freenwürmer hier, sie waren auf dem richtigen Weg. „Wonach suchen wir eigentlich, Niisu?"
    „Danach!"
    Mit einem erfreuten Aufschrei deutete der Nomade auf eine bestimmte Baumart, die sich abseits der Wurmspuren zwischen niedrigen Büschen ausgebreitet hatte. Niisu und Atlan ritzten zwanzig der Bäume mit ihren „Vibratormessern" auf. Ohne die Geräte, mit normalen Eisenklingen, hätten sie dazu Tage gebraucht. Und in dieser Umgebung länger zu überleben war das eigentliche Kunststück.
    Aus den Ritzen trat im Lauf der Stunden zäher Saft aus. Sie schöpften die Substanz ab und kneteten sie zu einem großen Ballen zusammen, der am Ende einen ganzen Meter durchmaß. „Das ist unser Köder", erläuterte Niisu. „Extrakt der Quorrk-Bäume ... Wir brauchen nur noch zu warten."
    „Aha", machte Atlan trocken. „Das ist alles?"
    „Natürlich nicht. Es braucht ein paar Stunden, bis der Quorrk zu riechen anfangt. Bis dahin haben wir zu tun."
    Unter Niisus Anleitung suchte Atlan den Boden nach bestimmten rötlichen Knollen ab, die überall wuchsen, aber höchst selten gefressen wurden. Der Nomade röstete sie über einem offenen Feuer, das er aus trockenen Zweigen entzündete. Die fertigen, verbrannten Kugeln knetete er in den Quorrk-Teig ein. Das war alles. Zum zweitenmal verbrachten sie die Nacht wach.
    Am nächsten Tag riß sie früh ein schreckliches Gebrüll aus der Versunkenheit. „Der Wurm!" rief Niisu. „Wir müssen hier weg!"
    Er und Atlan sprinteten in Richtung Wäldchen; dort tauchten sie zwischen den Bäumen unter. Aus sicherer Entfernung beobachteten sie den riesenhaften Wurm, der aus dem Schlamm zwischen den Inseln gekrochen kam. Dreißig oder vierzig Meter war das Tier lang, mit einem fünf Meter durchmessenden Leib, der wohl nur aus Muskulatur und Verdauungstrakt bestand. Vorn saß ein kleiner Kopf, der nicht sehr nach Intelligenz aussah. „Er frißt den Köder ..."
    In der Tat, der Freenwurm schnellte sich mit einem mächtigen Satz, den man ihm nicht zugetraut hätte, nach vorn, erwischte den Appetithappen und verschluckte ihn mit weit aufgesperrtem Maul. Hinterher bewegte sich das Ungeheuer kaum noch. „Was ist los?" wisperte Atlan. „Er schläft ein", erwiderte Niisu ebenso leise. „Die Knollen entfalten ein starkes Betäubungsmittel, das den Freenwurm lahmlegt. Ein paar Stunden dauert die Starre wohl. Bis dahin müssen wir es schaffen."
    „Was schaffen?"
    „Du siehst es gleich."
    Sie erkletterten dieselben Bäume, denen sie den Quorrk-Extrakt entnommen hatten, und schnitten die längsten Lianen ab. Jeweils drei bis vier flocht Niisu zu festen Seilen zusammen.
    Wiederholt prüfte er die Haltbarkeit - es gab nichts an ihnen auszusetzen, das Material war erstklassig.
    Anschließend folgte der riskante Teil.
    Niisu zog sich am schlaffen Leib des Freenwurms hoch.
    Der Kopf saß voller Sinnesfäden; jeder einzelne beherbergte Tast-, Seh- und Geruchszellen. Es war die empfindlichste Stelle des Wurms, vielleicht sogar seine einzige.
    Dort und am Maul befestigte er die Lianen.
    Seine letzte Handlung bestand darin, einen festen Stock zu schnitzen.
    Atlan folgte ihm hoch zur Trennlinie zwischen Kopf und Wurmkörper. Nur da, an hervorstehenden Knochenwülsten, fand man guten Halt.
    Und den brauchten sie.
    Als der Wurm erwachte, brach genau das los, was sich Niisu unter einem Weltuntergang vorstellte.
    Fürchterliche Zuckungen hätten die beiden Passagiere weit fortgeschleudert, hätten sie nicht fest die Lianen gepackt.
    Der Wurm begriff nicht, was geschah.
    Er wußte nur, daß sich Fremde auf seinem Schädel eingenistet hatten. Die versuchte er loszuwerden. „Niisu!" brüllte Atlan verzweifelt.
    Der Nomade setzte in aller Ruhe seinen Stock ein.
    Mit der Spitze traf er präzise die Lücke im Schädelknochen. Kurz

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