1668 - Wolfsnacht
ich Ihnen nicht geben. Im Dorf erzählt man sich, dass sich dort eine bulgarische Familie eingenistet hat. Sie hört auf den Namen Baranov.«
Der sagte mir nichts. Auch Suko hatte ihn noch nie gehört und deutete dies durch sein Kopf schütteln an.
»Kennen Sie die Baranovs?«
»Nein.«
»Sie hatten nie Kontakt?«
»So ist es!«
»Und wer aus Fulmer kennt die Baranovs?«, fragte Suko.
»Keiner. Sie haben keinen Kontakt zu den Bewohnern in der Nähe gehabt. Die Baranovs leben für sich.«
»Wie viele sind es?«
»Das weiß ich auch nicht, Suko. Ich weiß auch nicht, wie sie es geschafft haben, das Schloss in ihren Besitz zu bringen, aber ich glaube, dass sie gefährlich sind.«
»Das heißt, Sie rechnen damit, es bei den Baranovs mit Werwölfen zu tun zu haben?«
»Ja, obwohl ich keinen Beweis habe. Aber ich denke auch nicht daran, ihn mir zu holen. Ich werde dieses Schloss auf keinen Fall betreten, das schwöre ich Ihnen.«
Das verstanden wir. Ich wollte noch wissen, wer die Baranovs gesehen haben könnte.
»Das weiß ich nicht, Mr Sinclair. Bei uns in Fulmer spricht niemand über sie. Höchstens hinter der vorgehaltenen Hand. Mit ihnen etwas zu tun haben will keiner.«
»Dann kennen Sie auch die Anzahl der Menschen nicht, die sich in dem Schloss eingenistet haben?«
»So ist es. Aber ich bleibe dabei, dass es nur jemand aus dieser Sippe gewesen sein kann, der mir erschienen ist und mir dermaßen große Angst eingejagthat.«
»Gibt es einen Weg zum Schloss?«, fragte Suko.
»Ja. Der darf aber nicht betreten werden.«
»Und warum nicht?«
»Weil das Privatgelände ist. Die Baranovs haben den Weg mit gekauft. Das Schloss steht etwas erhöht, und unten, wo das Gelände mit dem Weg zusammentrifft, auf dem man mich überfallen hat, können Sie noch das Gitter sehen, das dieses Gelände absperrt. Daran bin ich entlang gefahren und auch überfallen worden.«
Suko wollte wissen, wie gut das Schloss noch erhalten war. Er erntete nur ein Kopf schütteln.
»Sie wissen es nicht?«
»So ist es. Ich war noch nicht drin. Von außen sieht es recht passabel aus.«
»Und warum haben Sie dem Schloss noch keinen Besuch abgestattet? Als es noch leer stand?«
»Das hat niemand getan, wurde mir immer gesagt. Oder nur ganz wenige Menschen. Da bin ich wirklich überfragt.«
»Hatte man Angst vor dem Gemäuer?«
»Ob es Angst oder Vorsicht war, kann ich nicht sagen. Es ist möglich. Uns jedenfalls hat man geraten, dort nicht hinzugehen. Auch wenn es damals menschenleer war. Dieses Gemäuer ist nichts für Kinder gewesen. Ich kann Ihnen nur sagen, was ich gehört habe. Bitte, mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
»Gut, Helen. Kennen Sie denn jemanden, der schon dort gewesen ist?«
»Ich glaube.«
»Und?«
»Wenige Männer aus den umliegenden Orten hier. Mehr weiß ich leider nicht.«
»Ist ihnen denn etwas passiert, als sie in dem Schloss waren?«
»Nein. Sie kehrten ja wieder zurück.«
»Und was haben sie gesagt?«
»Nichts. Das war, bevor die Bulgaren das Schloss bezogen haben. Ich weiß wirklich nicht, wie sie an dieses Schloss gekommen sind. Sie waren plötzlich da. Und niemand von uns weiß, wie viele es sind.«
»Aber man kennt ihr Aussehen?«
»Auch nicht.«
Jetzt konnten wir uns nur wundern, und Helen wunderte sich darüber, dass wir es taten. Sie versuchte es mit einer Erklärung. »Sie leben nur für sich.«
»Aber sie müssen doch mal in den Ort kommen und Lebensmittel kaufen.«
»Nein. Gesehen hat sie keiner. Außerdem gibt es noch andere Dörfer in der Nähe.«
Das stimmte. Es waren nur wenige Informationen, doch für Suko und mich reichten sie. Wir brauchten uns nicht abzusprechen, was wir unternehmen wollten. Ein Besuch bei den Baranovs War beschlossene Sache.
»Was haben Sie vor?«, fragte ich sie. »Haben Sie sich schon mal darüber Gedanken gemacht, was passieren könnte?«
»Wie meinen Sie das?«
Ich hatte nicht mit der Tür ins Haus fallen wollen. Jetzt tat ich es. »Sie müssen damit rechnen, Helen, dass Sie noch mal überfallen werden.«
»Ja, Sie haben recht.« Sie nickte heftig. »Dieser Typ scheint scharf auf mich zu sein, und ich glaube nicht, dass immer jemand hier sein wird, um ihn zurückzupfeifen.«
»Das werden wir zu verhindern wissen. Aber zuvor müssen wir uns auf dem Schloss umsehen.«
Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen. Nach meiner Antwort sah sie erschreckt aus.
»Sie wollen da wirklich hin?«
»Ja, wo sollen wir sonst anfangen?«
»Stimmt
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