1669 - Der Kyberklon
ist wieder abgeklungen", meldete sich Nadja. „Kommst du zurück, Mila?"
„Im Gegenteil, wir gehen tiefer ..."
Mila stockte. Das Sprechen fiel ihr auf einmal sehr schwer.
Die junge Frau wußte, daß sie ab nun völlig auf Voltagos abschirmenden Einfluß angewiesen war. Ohne seine Gegenwart würde sie von den schrecklichen Bildern bestürmt werden, die sie in den Wahnsinn zu reißen drohten. Sie konnte an nichts anderes denken und versuchte, die Sekunden zu zählen, die dieser Zustand andauerte.
Das zehrte an ihren Nerven. Es verursachte ihr Kopfschmerzen, obwohl Voltago die zerstörerischen Einflüsse von ihr fernhielt. Sie konnte sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren, mußte immer nur daran denken, was passieren könnte, wenn ... „Drei Minuten und neunzehn Sekunden!" meldete sich Voltago plötzlich an ihrer Seite. „So lange konnte ich dich abschirmen. Das nächstemal schaffe ich es länger. Aber ich stelle mir vor, was wir in dieser kurzen Zeitspanne nicht alles hätten erreichen können.
Relaxationszeit! Ich glaube, ich weiß jetzt, was die drei verschollenen Wissenschaftler damit gemeint haben, bevor sie verschwanden."
Dieser erste Teilerfolg machte den Kyberklon geradezu redselig. So viel auf einmal hatte er selten gesagt. Aber dabei blieb es während des ganzen Aufstiegs.
Als sie die Kabine erreichten, blieb der Kyberklon wieder draußen, erstarrte zur unbeweglichen Statue, die im nebeligen Dunst des Schachts in der Schwebe verharrte.
Doc Seljuk untersuchte Mila und war mit dem Ergebnis zufrieden. „Nur schade, daß ich keine Werte über deinen psychosomatischen Zustand vom Augenblick des >Übertretens< erhalten kann", bedauerte der Ertruser.
Mila sagte mit erwartungsfrohem Unterton in der Stimme: „Ich möchte es bald wiederholen. Und zwar öfter und länger. Ich glaube, ich kann Voltagos Ahnungen über etwas, das es in der Tiefe des Schachts gibt, das nächstemal besser nachvollziehen. Ich fürchte mich im Moment vor nichts ..."
Sie hörten über Funk, wie Voltago ein kurzes Gespräch mit Perry Rhodan führte. „Tut mir leid, daß ich euren ersten Erfolg nicht miterleben konnte", entschuldigte sich der Terraner. „Aber ich bin vollauf mit der Hinhaltetaktik für die Vatachh beschäftigt."
„Laß nur", sagte Voltago mit der nüchternen Stimme, die seiner abwesenden Haltung widersprach. „Wir erledigen jeder auf seine Art unsere Pflichten."
*
Perry Rhodan bedauerte es natürlich, daß er keine Zeit hatte, die Erforschung des Schachtes mitzuverfolgen. Aber seit dem Treffen auf dem vierten Planeten waren die Gish-Vatachh aktiv geworden. Sie schickten eine Reihe von Beibooten aus, die um die drei Kreuzer und die ODIN schwärmten wie lästige Insekten. Es war klar, daß sie die Raumschiffe der Galaktiker durchleuchten und so ihre Stärke herausfinden wollten. Das konnte aber auch mit einer Beschäftigungstherapie für die Gish zusammenhängen.
Die Galaktiker störten solche Manöver nicht, denn sie waren sich ihrer technischen Überlegenheit längst bewußt. Viel lästiger war es, daß sich die Vatachh - abwechselnd Bwosy, Mtary und Gmonety - fast jede Stunde meldeten, um sich nach dem Stand der Rettungsaktion für die „Verschütteten" zu erkundigen.
Rhodan überließ die Beantwortung der Anrufe Hogan Trauter. Der kleine Xenologe hatte seinen Spaß daran, mit den Vatachh psychologische Spielchen zu treiben. Er verwickelte sie jedesmal in längere Gespräche, um ihnen die Sache zu vergällen.
Tatsächlich wurden die Intervalle zwischen ihren Anrufen bald immer länger, und zuletzt gönnten sie den Galaktikern eine längere Pause von mehreren Stunden.
Die Galaktiker ließen sich von der scheinbar geduldigen Gutmütigkeit der Vatachh nicht ins Bockshorn jagen. Sie hatten sich selbst als eine „Tabu-Polizei" im Dienste der Theans dargestellt. Wenn sie ihrer Aufgabe gerecht werden wollten, mußten sie auch hart durchgreifen können.
Ihr größtes Handikap dabei war jedoch, daß sie die Verbotenen Welten, die sie zu bewachen hatten, selbst nicht betreten durften und die dortigen Gegebenheiten demnach nicht kennen konnten. Hogan Trauter hatte bei seinen Gesprächen sogar herausgefunden, daß sie nicht einmal von dem unglaublichen Schacht auf dem Planeten Shaft wußten.
Der Xenologe behauptete darüber hinaus, daß die Vatachh nicht einmal wußten, welche Bedeutung die Verbotenen Welten hatten. Sie versuchten, ihre Unwissenheit durch Geheimnistuerei zu verschleiern. „Die
Weitere Kostenlose Bücher