1669 - Der Kyberklon
schließlich. „Eigentlich sollte ich von euch verlangen, daß ihr eure Artgenossen im Stich laßt. Denn egal, welche Gründe ihr zum Bleiben auf der Verbotenen Welt angebt: Je länger ihr dort verweilt, desto schlimmer wird euer Vergehen. Und was aus euren Vergehen alles erwachsen kann, könnt ihr nicht ahnen."
Es klang theatralisch, aber die Furcht des Vatachh war unverkennbar. „Ihr werdet wohl nicht umhinkommen, euch vor einem Thean zu verantworten", fuhr er fort. „Ich gestehe euch eine Frist von drei Tagen zu."
„Können wir wenigstens hoffen, daß wir in der verbleibenden Zeit von dir über die Bedeutung der Verbotenen Welten aufgeklärt werden?" ließ Rhodan nicht locker. „Das wird sich weisen." Bwosy klang abwehrend. „Wir ziehen uns zur Beratung zurück."
Während die Vatachh ihre Gish mittels ihrer Synthesizer-Trommeln neu formierten, suchten Perry Rhodan und seine Leute die drei Space-Jets auf.
Die Galaktiker kehrten, mit dem Erfolg der Verhandlung weitestgehend zufrieden, rasch in den Orbit des zweiten Planeten zurück
5.
Gegen Mittag des Sonntags war es dann endlich soweit.
Zuerst hatte es bei der Konfiguration der Überlebenskabine einige Schwierigkeiten gegeben. Einmal war das Kommunikationssystem zusammengebrochen, dann wiederum waren die Überwachungsanlagen ausgefallen. Daneben gab es noch hundert kleinere Probleme mit der Abstimmung.
Das alles kostete unnötig viel Zeit. Die Arbeit wurde dadurch auch nicht erleichtert, daß zwischendurch immer wieder Voltago auftauchte und stumm, aber mit irritierenden Blicken die Arbeiten verfolgte. Er machte die Techniker nur nervös.
Aber seltsamerweise gab es keine größeren Rückschläge mehr, nachdem der Kyberklon eine Art Überwachungsfunktion übernommen hatte.
Mariaan ten Segura gab nach Ablauf der Vorbereitungen Mila und Nadja das Startzeichen. Als die beiden Spiegelgeborenen durch den in der Höhle nahe dem Schacht installierten Transmitter herauskamen, beobachtete Voltago den Vorgang aus dem Hintergrund.
Nadja trat zuerst aus dem Transmitterfeld. Sie wartete vor der Plattform, bis auch Mila materialisiert war. Nebeneinander folgten die Zwillingsschwestern Mariaan zu der Kabine. Sie war zehn Meter lang, vier breit und dreieinhalb Meter hoch. „Sie ist geräumiger, als sie wirkt", versicherte Mariaan. „Ich habe natürlich keine Vorstellungen davon, wie das Unternehmen im einzelnen ablaufen wird. Aber Kunar Seljuk und ich werden euch bis zu einem gewissen Punkt begleiten. Wir wollten die Kabine zuerst an einen Traktorstrahl binden, aber das bereitete technische Probleme. Der Aufwand wäre zu groß gewesen. So haben wir vorsichtshalber vier Antigravs an den Ecken angebracht, obwohl ein einziges Aggregat auch ausreichen würde. Am Ziel werden wir die Kabine zusätzlich im Fels verankern. Für euer leibliches Wohl und die medizinische Betreuung ist gesorgt. Der >Schlächter< ist besser als sein Ruf. Es wird euch an nichts fehlen. Notfalls können wir auch einen Monat und länger dort unten überleben, ohne..."
Die Technikerin unterbrach sich, als sie merkte, daß Mila, die bisher einen so gelassenen Eindruck gemacht hatte, plötzlich blaß wurde und leicht taumelte. „Entschuldigung", bremste sie sich. „Natürlich hoffen wir, die Sache in wenigen Stunden hinter uns zu bringen. Das hängt von euch ab. Seid ihr bereit?"
Der Ertruser Doc Seljuk, den sie wegen seiner Erscheinung „den Schlächter" nannten, erschien im Schott und half den Zwillingsschwestern beim Einsteigen. Aus Platzgründen hatte man auf eine Luftschleuse verzichtet, also würde man nach jedem Öffnen des Schotts den Luftdruck regulieren müssen. Aber das sollte eigentlich nicht problematisch sein.
Mariaan ten Segura folgte als letzte in die Kabine und schloß das Schott hinter sich. Sie zwängte sich an den Zwillingen und Doc Seljuk vorbei und nahm ihren Platz am schmalen Kommandopult ein. „Es ist eng hier", klagte Mila. „Du bist von der Platznot ohnehin nicht betroffen, Mila", redete Nadja der Schwester gut zu. „Und ich werde damit leicht fertig." Sie lächelte aufmunternd. „Du wirst ganz einfach dafür sorgen, daß wir nicht zu lange dort unten ausharren müssen."
Mila nickte mit verkniffenem Mund. „Wir tauchen jetzt hinab", verkündete Mariaan. „Es ist nicht viel anders als eine Liftfahrt in einem Hochhaus."
„Was ist mit Voltago?" fragte Mila und nestelte nervös an ihrem SERUM. „Er folgt uns wie ein Schatten", versicherte Mariaan.
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