1669 - Der Kyberklon
Angehörigen der Besatzung.
Die beiden Vandemar-Mädchen waren zu dem Zeitpunkt geboren, als Wanderer für Sekunden über Zwottertracht materialisierte und Homunk, den damaligen Boten von ES, entließ. Damit bestand ein Zusammenhang zwischen der Superintelligenz ES und den beiden jungen Frauen. ES hielt in der Folge sogar zwei Aktivatorchips für die Zwillingsschwestern zurück, bis sie „reif" waren, diese in Empfang zu nehmen. Zusammenhänge gab es also genug.
Doch was war das für eine Fähigkeit, die es den eineiigen Zwillingen nicht erlaubte, sich kaum einen Kilometer voneinander zu entfernen, womit sie unzertrennlich aneinandergeschweißt waren? Dieses Handikap hatte die Kindheit und Jugend der beiden Mädchen geprägt, weshalb sie größtenteils das Leben von Einsiedlerinnen geführt hatten.
Sie waren auf einer Kolonie im Zentrumsgebiet der Milchstraße herangewachsen und hatten sich danach in die Provcon-Faust zurückgezogen. Dort hatten sie so verborgen gelebt, daß sie Ernst Ellerts Aufruf an die „Spiegelgeborenen" gar nicht auf sich bezogen hätten, wäre nicht der Mausbiber Gucky aufgetaucht, um sie förmlich zu ihrem Glück zu zwingen.
Die Parapsychologen waren trotz unzähliger Tests noch nicht dahintergekommen, worin die besondere Begabung von Mila und Nadja lag. Es war bislang nur klar, daß Mila die latente Fähigkeit besaß, unerklärliche Dinge zu sehen, die sie krank machten und in den Wahnsinn zu stürzen drohten. Diese Fähigkeit konnte glücklicherweise durch ihre Schwester Nadja aufgehoben werden.
Milas Psi-Begabung des „Spiegelsehens", wie sie selbst es in Ermangelung eines besseren Ausdrucks nannte, war bisher zu nichts nütze. Sie war nur eine schwere Bürde für die junge Frau.
Wenn Nadja sie aus ihrer schützenden Aura entließ, dann bekam Mila Anfälle, die an Epilepsie erinnerten und deren psychische Auswirkungen empathisch auch auf die Schwester übertragen wurden, so daß ihnen beiden sterbenselend wurde. Solche Zwischenfälle hatte es in ihrem Leben schon ein paarmal gegeben, und diese Erfahrungen hatten die Zwillinge dazu gezwungen, daß sie penibel darauf achteten, immer zusammenzubleiben und dafür zu sorgen, daß nichts geschah, was sie trennen konnte.
Es war durch keine technischen Tricks möglich, Milas Anfälle abzuschwächen oder ganz zu vermeiden. Keine noch so aufwendigen Geräte, keine Tricks der Parapsychologen waren dazu imstande.
Egal was man versuchte: Mila war es unmöglich, ihre Begabung in irgendeiner Art und Weise zu steuern, sie abzuschalten oder sie bewußt einzusetzen.
Sie war stets auf den als positiv zu wertenden, hemmenden Einfluß ihrer Schwester Nadja angewiesen. Ohne diese war Mila verloren.
Erst Voltago, dieser unglaubliche, so geheimnisvoll wirkende Kyberklon, hatte auf Trantar das Unmögliche fertiggebracht.
Voltago hatte Mila mit auf jene geheimnisvolle Scheibe genommen, die man hinterher „Phänomen-Scheibe" getauft hatte. Mila hatte das selbstverständlich große Überwindung gekostet, aber dem Kyberklon war es gelungen, ihr die Angst vor diesem Schritt zu nehmen und sie dazu zu bringen, ihn auf diese physikalische Unmöglichkeit zu begleiten.
Die seltsame Scheibe, das auf zwei Millionen Jahre geschätzte Relikt einer noch vollkommen unbekannten Zivilisation, schien lediglich einen Durchmesser von 50 Metern zu haben. Tests mit Robotern hatten aber bereits ergeben, daß diese Messung so nicht stimmen konnte.
Und als Mila und Voltago auf die Scheibe gingen, stellten die Terraner fest, daß die verschobenen Entfernungen auch für Menschen und menschenähnliche Wesen galten: Die beiden konnten auf der Scheibe Hunderte von Metern zurücklegen, bevor sie als winzige Gestalten hinter einer Art Raumkrümmung den Blicken der Außenstehenden entschwanden.
Damals hatte es Voltago erstmals geschafft, Mila über die Distanzschwelle von einem Kilometer hinauszuführen und sie für kurze Zeit der schützenden Aura der Schwester zu entziehen, ohne daß sich - wie sonst - die schrecklichen Anfälle einstellten. Das brachte zwar für die Wissenschaftler keine weiteren Ergebnisse, denn Mila und Voltago kamen wohlbehalten, aber mit leeren Händen zurück. Doch was Voltago geschafft hatte, war trotzdem als Sensation zu werten.
Voltago war mit Mila etwas gelungen, was zuvor noch nie möglich gewesen war. Das warf ganz neue Perspektiven im Zusammenhang mit dem Kyberklon auf. Aber aus dieser sensationellen Tatsache ließ sich beim besten Willen kein
Weitere Kostenlose Bücher