167 - Der Panther aus dem Nichts
Möglichkeiten lag, Sir«, entgegnete ich.
»Was für ein Interesse haben Sie überhaupt an der Sache?«
»Ein rein persönliches«, gab ich zurück. »Sie hatten also die Absicht, dem Mann zu Hilfe zu eilen, kamen aber zu spät.«
»Als ich den Kiosk verließ, verstummten die gräßlichen Schreie.«
»Was hat der Mann geschrien?« wollte ich wissen.
Der Bärtige zuckte mit den Schultern. »Was? Nichts. Einfach geschrien hat er, in wahnsinniger Angst.«
»Und als Sie um die Ecke kamen, war der Mann tot«, sagte ich.
»Ja«, antwortete der Bärtige heiser. »Ich bin bestimmt nicht zimperlich, aber beim Anblick dieser Leiche wurde mir schlecht.«
»Was war mit dem Täter?«
»Der war nicht mehr da.«
»Sahen Sie ihn weglaufen?« wollte ich wissen.
»Mann, das haben mich alles die Bullen schon gefragt.«
»Ist doch nichts dabei, es noch mal zu erzählen«, erwiderte Mr. Silver.
Der Bärtige zögerte. Irgend etwas schien er der Polizei nicht gesagt zu haben. Ich drängte ihn, es uns zu erzählen.
»Ich kann es nicht beschwören…«, dehnte er, »aber mir war, als sähe ich ein Tier um eine Ecke verschwinden, ein großes, schwarzes Tier, eine Raubkatze, einen…«
»Panther?« fragte ich.
Der Mann nickte. »Aber da kann es sich natürlich nur um eine Sinnestäuschung gehandelt haben. In London laufen zum Glück keine Panther frei herum. Ich war verständlicherweise ziemlich erregt, und da müssen mir meine überreizten Sinne einen Streich gespielt haben.«
»Wer hat die Polizei verständigt?« fragte ich. »Sie?«
Der Bärtige schüttelte den Kopf. »Irgend jemand, der den Schrei ebenfalls hörte.«
»Aber der Polizei gegenüber erwähnten Sie den Panther nicht«, sagte ich.
»Ich bitte Sie, die Bullen brauchen Fakten, denen kann man nicht mit Hirngespinsten kommen.«
Noch einmal wollte der Mann im Kiosk wissen, wieso wir uns so besonders für den schrecklichen Mord interessierten.
Daß wir nur ganz privat neugierig waren, wollte er nicht glauben.
»Ihr seid von der Presse! Ich sehe es euch an!« behauptete er.
Mr. Silver grinste. »Dann hat es wohl keinen Zweck mehr zu leugnen.«
Wir gingen, und der Mann rief uns nach: »Ihr könnt meinen Namen ruhig veröffentlichen. Dwight Hunter heiße ich!«
»Schon notiert«, gab Mr. Silver pulvertrocken zurück.
***
Der schwarze Panther führte Agassmea zu seinem Herrn, dem Magier Cadna. Tiefe Furchen wies das alte Gesicht des großen Mannes auf. Sein Haar war weiß und schulterlang. Ein Band wand sich um seinen Kopf, er trug ein bis auf den Boden wallendes rotes Gewand und eine Kette aus Raubtierzähnen um den Hals.
Agassmea sah ihn nicht zum erstenmal, aber ihr letztes Zusammentreffen lag schon eine Ewigkeit zurück, und in dieser Zeit war Cadna schrecklich alt geworden.
Seine Haut war welk und stumpf, die Augen hatten den vitalen Glanz verloren. Mit einem geheimen Elixier hielt sich Cadna am Leben, und die Seelen der Opfer, die Tembe für ihn tötete, stärkten ihn.
Er würde noch älter werden, aber zu sterben brauchte er nicht, dafür hatte er gesorgt. Irgendwann würde er aufhören zu altern und weiterleben, bis ans Ende aller Zeiten.
Als er sah, daß Tembe verletzt war, wollte er wissen, wie es dazu kam. Tembe berichtete mit Hilfe der Telepathie. Cadnas finstere Züge verfinsterten sich noch mehr.
Er holte einen wellenförmigen Dolch aus seinem Gewand.
Es hatte den Anschein, als wollte er Tembe töten, doch er begab sich zu ihm, um ihm zu helfen.
Er setzte die Dolchspitze in die Wunde, und Tembe zuckte heftig zusammen, aber dann hielt er still, und Cadna führte einen heilenden Schnitt.
Die Wunde begann, stark zu bluten, schwemmte das Gift des geweihten Silbers aus, schloß sich und war nach wenigen Augenblicken nicht mehr zu sehen.
Tembe war wieder in Ordnung. Er zog sich zurück und legte sich auf den Boden, um das Gespräch zwischen Agassmea und Cadna nicht zu stören.
Der Raum, in dem sie sich befanden, war umgeben von sehr viel Glas, durch das man einen Blick über ganz London hatte.
Das Holz der Dielen war morsch, der Raum war leer, es gab keine Sitzgelegenheiten. Agassmea stellte fest, daß Cadna schon standesgemäßer gewohnt hatte.
»Es ist eine Zwischenlösung, für den Übergang geeignet«, bemerkte der Magier. »Ich kann die Stadt überblicken, die ich bald beherrschen werde.«
»Du willst dich hier zur Ruhe setzen?« fragte die Tigerfrau.
»Ich habe viele Welten gesehen, war in zahlreichen Ländern dieser Erde. Es ist
Weitere Kostenlose Bücher