167 - Der Panther aus dem Nichts
reibungslos vonstattengehen. Wie ich schon am Telefon sagte, habe ich eine kleine Bar in Soho. Das bedeutet, daß ich immer sehr spät nach Hause komme, so gegen zwei, drei Uhr…«
»Ich werde am Morgen leise sein, damit Sie ausschlafen können«, versprach Joanna.
»Stehen Sie sehr früh auf?«
»Halb acht.«
»Ab und zu verbringe ich die Nacht nicht allein«, sagte Gina. »Erschrecken Sie also nicht, wenn Ihnen hier eines Morgens ein fremder Mann begegnet.«
»Solange ich ihm keinen Guten-Morgen-Kuß zu geben brauche, geht das in Ordnung.«
Gina musterte Joanna von Kopf bis Fuß. »Sie gefallen mir. Wollen wir es miteinander versuchen?«
»Sehr gern.«
»Gut, dann zeige ich Ihnen jetzt Ihre Privatgemächer.«
Alles fand Joannas Zustimmung. Die Räume waren groß und sauber, sie fühlte sich jetzt schon wohl in Gina Spounds Haus. Die Höhe der Miete war akzeptabel.
»Darf ich fragen, wo Sie bisher gewohnt haben?«
erkundigte sich Gina.
Joanna erzählte ihr von ihrer Pleite mit Jason Varner. Gina winkte ab. »Wenn Sie mich fragen, es gibt keine anständigen Männer auf der Welt. Wenn ich will, kriege ich jeden herum. Deshalb vergnüge ich mich mit ihnen, und wenn ich genug von ihnen habe, schicke ich sie in die Wüste. Nur auf dieser Basis komme ich mit ihnen aus. Vom Heiraten, Familie gründen, Kinderkriegen halte ich nichts, das würde hundertprozentig schiefgehen.«
»Einige intakte Ehen soll es aber doch geben«, meinte Joanna lächelnd.
»Ja, sagt man. Aber werfen Sie mal einen Blick hinter die Kulissen, dann werden Sie feststellen, daß mit der Zeit das festeste Gebälk morsch wird.« Gina gab Joanna ihre Schlüssel.
»Sie können kommen und gehen, wie es Ihnen beliebt.« Sie blickte auf ihre Uhr. »Ich muß zur Arbeit. Willkommen an Bord.«
Sie verließ das Haus und ließ Joanna allein. Die Moderatorin sah sich ihr neues Heim in Ruhe an und holte anschließend ihre Sachen aus dem Hotel.
Um 17.30 Uhr aß sie eine Kleinigkeit, und um 18 Uhr läutete jemand an der Tür. Joanna öffnete und sah sich einem großen, bärtigen Mann gegenüber.
Es war Kayba, der Lavadämon, aber das wußte sie natürlich nicht.
***
Wir betraten das Lagerhaus, nachdem sich Mr. Silver draußen umgesehen hatte. Ich hatte ihm gezeigt, wo Leonard Ivey ins Wasser gefallen war, und nun befanden wir uns genau dort, wo der schwarze Panther entstanden war.
Mit dem weißmagischen Symbol, das ich auf den Boden gezeichnet hatte, war Mr. Silver zufrieden. Da ich die Linien mit meinem Ring gezogen hatte, waren sie doppelt so wirksam.
Dennoch hatte das Zeichen den Panther nur verscheucht.
»Du hättest das Symbol mit einem bannenden Spruch belegen müssen«, erklärte der Ex-Dämon. »Dann hätte es den Panther möglicherweise festgehalten, aber das klappt nicht immer.«
Ich sagte ihm, wo ich gestanden und wo sich Ivey befunden hatte. »Plötzlich wurde es kalt«, berichtete ich, »und dann entstand ein Punkt, um den herum die Luft anfing zu flimmern.«
»Scheint sich um eine magische Projektion gehandelt zu haben.«
»Die Idee hatte ich auch schon«, sagte ich. »Aber woher kam sie?«
Mr. Silver bat mich, ihm die Position des Punktes zu zeigen, dorthin stellte er sich dann und ließ den Blick schweifen. Er ging in die Hocke und streckte plötzlich die Hand aus.
»Was ist das, Tony?«
Ich ging neben ihm in die Hocke und schaute in die Richtung, in die mein Freund zeigte. Er wies auf ein Fenster, und mein Blick fiel auf ein altes, hohes, schlankes Bauwerk.
»Das ist der alte Feuerturm«, erklärte ich. »Von dort oben hast du einen ungehinderten Blick über ganz London.«
»Von dort oben kann man einen magischen Strahl überallhin schicken«, bemerkte Mr. Silver und richtete sich auf.
»Früher wachte dort oben rund um die Uhr jeweils ein Mann über die Stadt und den Hafen, und wenn irgendwo Feuer zu sehen war, schlug er sofort Alarm«, erzählte ich. »Seit vielen Jahren wird der Feuerturm nicht mehr benützt.«
»Doch nun scheint sich ein ungebetener, gefährlicher Gast dort oben eingenistet zu haben«, meinte Mr. Silver. »Jemand, der imstande ist, Magie zu delegieren, so daß sie Gestalt annehmen kann.«
»Die Gestalt eines schwarzen Panthers zum Beispiel.«
»Zum Beispiel«, echote der Ex-Dämon und nickte. »Er läßt das Raubtier an einem Ort entstehen, den man mit seinem Versteck nicht in Zusammenhang bringt. Und während er sich unerkannt und ungefährdet dort oben aufhält, streicht sein Killer durch die
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