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167 - Jagd auf die Teufelin

167 - Jagd auf die Teufelin

Titel: 167 - Jagd auf die Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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mich hören wollen. Das Bett seiner Braut ist verwaist. Ich habe niemanden mehr, niemand! Ich bin wie ein alter Baum, dessen Wurzeln und Äste abgestorben sind. Wozu bin ich denn noch auf der Welt?" Orlando Figueiras tat mir leid.
    „Hör auf mit deinem Geschwafel, du alter Schwätzer!" rief da der Alcalde. „Die Fremden werden deine Familiengeschichten bestimmt nicht interessieren." Zumbado sagte schmeichlerisch zu uns: „Entschuldigt, daß er euch die Ohren vollschwätzt. Er ist schwach im Kopf. Sein Sohn ist davongelaufen, weil es ihm in San Jaguey zu eng war und weil er es mit dem Alten nicht mehr aushalten wollte. Er hat auch seine Braut sitzengelassen. Er war ihrer überdrüssig. Um seine Flucht zu vertuschen, ließ er eine Geschichte in die Welt setzen. Das weiß ich gewiß!"
    „Das lügst du, Zumbado!" rief da eine hübsche Quarterone, ein Mädchen mit einem Viertel Negerblut in den Adern. „Ramön hat mich niemals verlassen! Er ist bei der Tumba Satanäs gestorben bei dem Versuch, San Jaguey zu befreien und eine andere, bessere Zeit anbrechen zu lassen. Ramön war ein Held, jawohl!"
    Es stellte sich heraus, daß das Mädchen Pasquela Galeano hieß und mit Ramön Figueiras verlobt gewesen war. Ich glaubte ihr und dem alten Orlando mehr als Zumbado, der mir nicht gefiel. Er war mir zu fett und zu intrigant. Kiwibin schien ähnlich zu denken. Ich kannte ihn gut genug, um seine Einstellung zu Zumbado einschätzen zu können, gerade oder obwohl Kiwibin ein Pokergesicht aufgesetzt hatte.
    Kiwibin kam zu uns auf den Platz, als man einen Ruf hörte. Die Menge teilte sich, und ein steinalter Mann wankte, auf einen krummen Stock gestützt, durch die schmale Gasse.
    Mit zittriger Stimme rief er: „Ich bin es, Ramön Figueiras. Ja, ja, ich weiß, es ist schwer zu glauben. Aber es stimmt."
    Betroffen schauten ihn alle an. Ramön war, als er zur Tumba Satanäs aufbrach, ein kräftiger schwarzlockiger Bursche von zwanzig Jahren gewesen. Der Greis, der jetzt heranwankte, sah aus wie hundert. Es war schon ein Wunder, daß er sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte. Er wankte zu seinem Vater und sah älter als er aus.
    Außer den Tierstimmen von den Zuckerrohrfeldern und dem Summen der allgegenwärtigen Moskitos war kein Laut zu hören. Entsetzt starrten alle. Der alte Orlando hob die Hand des Uralten. „Tatsächlich, er ist es!" rief er. „Da ist das Muttermal auf seiner linken Hand. Es hat die Form einer fliegenden Taube und ist ganz charakteristisch. Mein Sohn, was ist mit dir geschehen?"
    Ich spürte keine dämonische Ausstrahlung bei Ramön Figueiras. Als ich ihn mit dem Kommandostab berührte, reagierte er nicht. Während Ramöns Auftreten aller Aufmerksamkeit fesselte, entwich Tio Oyö heimlich. Auch ich achtete nicht auf ihn, obwohl ich es hätte besser wissen sollen.
    „Ich war in der Tumba Satanäs", antwortete Ramön. „Ich kenne jetzt ihr Geheimnis. Was sind das für Leute?"
    Coco und Kiwibin traten zu mir. Ramön blinzelte kurzsichtig. Ich wollte ihm gerade erklären, wer wir seien, als Pasquela ihn aufschluchzend umarmte. Die Tränen strömten ihr über die Wangen.
    „Ramon, Ramon, oh, mein Ramon! Ich werde dich trotzdem heiraten. Ich liebe nur dich. Die Zeit, die dir noch bleibt, will ich dich pflegen und hegen. Auch deinen Vater. Ach, Ramon…"
    „Kann sich der späte Winter mit dem Mai in seiner vollen Blüte verbinden?" fragte Ramon. „Ich entlasse dich aus unserem Verlöbnis, Chiquita. Ich werde bald ins Grab sinken, und ich bin froh darum, denn immerhin habe ich meine Seele behalten - und bin kein Zombie geworden." „Mummenschanz!" rief Zumbado. Er stützte die Hände auf die Brüstung und stand noch immer im Quergang. „Der Kerl ist ein Schwindler. Ihr abergläubischen Narren glaubt aber auch alles. Das ist niemals im Leben Ramon Figueiras, der sich jetzt längst in Havanna oder sonstwo ein schönes Leben macht."
    Empörte Zurufe erschollen. Doch niemand erhob die Hand gegen Zumbado. Das fiel mir auf. Die Kubaner waren im allgemeinen nicht zimperlich und nach der Revolution schon gar nicht. Es mußte mehr dahinterstecken als Zumbados Stellung als Alcalde, daß man ihn derart fürchtete. Die Dorfbewohner duckten sich förmlich vor ihm. Sogar die Schreier verhielten sich so, daß sie hinter dem Rücken des Vordermanns oder mit Zumbado abgewandtem Gesicht riefen, damit er nicht merken sollte, woher es kam.
    „Schweigen Sie!" befahl ihm Kiwibin mit seiner ganzen Autorität als hoher

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