1670 - Das Tribunal
Lebensversicherung war das nicht. Seit der Konfrontation über Shaft wußten die Galaktiker zwar, daß die Technik der Quappenschiffe qualitativ etwas einfacher war als die der eigenen Raumschiffe. Ihre Schutzschirme würden dem Feuer aus den Transformkanonen nicht lange widerstehen können.
Doch bei einem längeren Gefecht mußte die zahlenmäßige Überlegenheit der Quappen den Ausschlag geben. Wenn ein paar Dutzend von ihnen jeweils ein Kugelraumschiff unter konzentrisches Feuer nahmen, würden irgendwann auch die Paratronschirme zusammenbrechen. „Es könnte sein, daß die Vatachh auf eine Entscheidung des Thean warten", meinte Herve Harcangelic, der Chef des ODIN-Landekommandos. „Wir wissen so gut wie nichts über diese Richter oder Gesetzeshüter, also auch nichts darüber, wie lange sie brauchen, um eine Entscheidung zu fällen."
„Ich habe den Syntron danach gefragt", warf Mertus Wenig ein. „Er hält es für durchaus wahrscheinlich, daß die Entscheidungsprozesse der Theans sehr viel Zeit benötigen. Vorausgesetzt, es gibt die Tabuwächter und die Theans seit rund zwei Millionen Jahren, dann sind ihre Funktionen zu mehr und mehr bürokratischen, formalistischen Strukturen erstarrt. Dadurch geht alles sehr langsam vor sich. Meint der Syntron."
„Spekulationen!" winkte Glass ab. „Nun, wir lassen uns nicht so leicht zermürben. Es ist nur lästig, dauernd diesen SERUN zu tragen."
Perry Rhodan sagte nichts dazu. Er saß mit Henna Zarphis in der Nähe des Piloten.
Selbstverständlich trugen sie ebenfalls ihre SERUNS. Alle Besatzungsmitglieder der galaktischen Schiffe hatten die hochwertigen Schutzanzüge angelegt. Das war bei Gefechtsbereitschaft obligatorisch.
Doch das brachte normalerweise keine Beschwernisse mit sich. Womöglich war das bei Glass anders. Die unheilbare Srekko-Krankheit ließ seine Haut sehr langsam zerfallen.
Die Mediziner gaben ihm noch gut ein Dutzend Jahre. Sie konnten das Fortschreiten der Krankheit aber nicht anhalten. Auf Tahun und Aralon hatten die Wissenschaftler seit langer Zeit vergeblich nach einem Heilmittel gesucht: einem Serun, einer Bestrahlungstherapie oder Implantate aus biogenetisch gezüchteter Ersatzhaut.
Norman Glass hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden. Wie es in ihm aussah, das konnte allerdings niemand wissen.
Als der Hyperkom ansprach, stieß Samna Pilkok eine Verwünschung aus dem Vokabular der Springersippen aus.
Perry Rhodan blieb ganz ruhig. Auch als das Holo einen Vatachh abbildete, sagte er nichts.
Es ist weder Mtary noch Gmonety! stellte er bei sich fest.
Dieser Vatachh war nicht nur ein wenig größer und breiter als die beiden ehemaligen Gäste der Galaktiker. Er strahlte auch erheblich mehr Selbstbewußtsein aus: Macht und Autorität. „Ich bin Kwuruty, Kommandeur der Vollstreckungsflotte von Siodor Thean", stellte er sich vor. „Du bist Perry Rhodan?"
„So ist es", antwortete der Terraner. „Hast du mir eine Botschaft von Siodor Thean zu übermitteln?"
Kwuruty starrte ihn aus seinen kleinen Augen irgendwie seltsam an. Es schien, als wartete er auf etwas.
Vielleicht auf eine andere Frage. „Wahrscheinlich ist er es gewohnt, daß man vor ihm strammsteht", flüsterte Henna so leise, daß der Vatachh es nicht verstehen konnte.
Oder daß man zumindest nicht sitzen bleibt! dachte Rhodan. Der erwartet Respekt.
Er blieb dennoch sitzen und gab sich gelangweilt, um zu demonstrieren, daß er nicht nach Kwurutys Pfeife tanzen würde.
Ein paar Minuten später gab sich der Flottenkommandeur geschlagen - jedenfalls in dieser Auseinandersetzung. Sein Blick wurde normal. „Siodor Thean ist bereit, dich zu empfangen, Perry Rhodan", sagte er. „Er fordert dich auf, mit einer beliebigen Auswahl an Begleitern nach Saillon, den sechsten Planeten, zu kommen. Siodor Thean wird in seiner Richtstätte auf dich warten, um deine Rechtfertigung anzuhören."
„Ich danke dir für die Nachricht", erwiderte der Terraner. „Was versteht Siodor Thean unter einer beliebigen Auswahl an Begleitern? Meint er damit, daß ich mit einer beliebig starken Eskorte auf Saillon landen kann?"
„Das ist richtig", sagte Kwuruty. „Ich verlange außerdem freies Geleit!" forderte Rhodan. „Was verstehst du darunter?" fragte der Vatachh. „Die Zusicherung der freien Rückkehr von Zeugen oder Angeklagten in ihr eigenes Territorium", erläuterte Rhodan. „In diesem Falle auf unser Schiff."
„Eine solche Zusicherung kann ich nicht geben", sagte der Vatachh nach
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