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1670 - Das Tribunal

Titel: 1670 - Das Tribunal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Luft. Aus der Rückwand stach eine Verstrebung heraus, die entfernt an das Fragment einer Stahlbrücke erinnerte. „Bei Kreit!" rief Gaiwa Hafiss mit der Stimmkraft eines Elefantenbullen. „Die Residenz eines Schrotthändlers!"
    Ein paar Leute lachten, bis Nome Jackeroo trocken mahnte: „Laßt euch nicht vom ersten Eindruck täuschen! Decke und Wände sind mit getarnten High-Tech-Elementen und Waffensystemen gespickt! Alles weit unter unserem Standard, aber dennoch gefährlich. Der Thean muß ein Sicherheitsfanatiker sein."
    „Wir sollten noch wachsamer sein", riet Henna. „Auf mich macht das alles einen morbiden Eindruck. Verfall, gepaart mit Zerstörungskraft. Mir kommt das vor, als wolle sich eine dem Untergang geweihte Kultur gegen ihr Schicksal aufbäumen."
    Perry Rhodan stimmte ihr schweigend zu.
    Diese Halle wirkte auf sein Gefühl wie die Bühnenkulisse eines Dramas, in dem eine dekadente Gesellschaft versuchte, durch sinnlose Anhäufung von immer mehr Vernichtungswaffen dem Untergang zu entgegen - und ihn dadurch vielmehr beschleunigte.
    Einen Moment lang fühlte er Mitleid mit dem Erbauer der Anlage.
    Doch nur einen Moment lang, denn dann geschah etwas, das ihn zu höchster Wachsamkeit aufpeitschte ...
     
    *
     
    Der Thean erschien.
    Es war ein beeindruckender Auftritt, denn er war plötzlich da, wie nach einem Transmittersprung rematerialisiert.
    Ein etwa anderthalb Meter großes Wesen, halb in einem Schwebesessel verborgen, das nur undeutlich zu erkennen war. „Theaterdonner!" flüsterte Jackeroo. „Ein simpler Spiegeltrick. Meine Instrumente haben an mehreren Spiegeloberflächen die zum Mitschwingen angeregten Elektronen angemessen."
    Rhodan verkniff sich ein Grinsen.
    Auch der Pikosyn seines SERUNS hatte den Schwindel inzwischen aufgedeckt und ihm seine kurze Analyse an die Helminnenseite projiziert.
    Doch der Unsterbliche hatte zuviel erlebt, um seine Wachsamkeit durch den theatralischen Auftritt des Thean einschläfern zu lassen.
    Vielleicht hatte dieses Wesen aus Eitelkeit gehandelt, womöglich war sein Auftritt lediglich Imponiergehabe gewesen: Doch dann hätte er es als primitiv und geistig tiefstehend einstufen müssen. Was in krassem Widerspruch zu seiner hohen Position gestanden hätte.
    Also ging er davon aus, daß der Thean aus Berechnung gehandelt hatte, damit seine Besucher ihn unterschätzten und blind für die Macht wurden, die er in Wirklichkeit ausübte.
    Langsam schritt Rhodan auf den Sessel zu, eine Art technifizierten Thron, der auf einem dünnen Prallfeldkissen im hinteren Drittel der Halle schwebte. Die Außenhülle des Sessels bestand komplett aus poliertem Metallplastik ohne alle Verzierungen. Innen schien er gepolstert zu sein.
    Genau ließ sich das nicht erkennen, denn der Innenraum wurde von dem Wesen eingenommen, das in mehrere Lagen schwarzer Tücher gehüllt war. Diese Vermummung ließ nicht erkennen, wie der Thean wirklich aussah. Zumal er unter all den Tüchern zusätzlich einen Schutzanzug trug, dessen Raumhelm verspiegelt war.
    Vergeblich versuchte der Terraner durch die spiegelnde Hülle etwas vom Gesicht des Wesens zu erkennen. Alles, was er sah, war ein einzelnes gelb leuchtendes Auge von der Größe eines Hühnereidotters.
    Ein flimmerndes Schirmfeld mit verzerrender Wirkung erschwerte die Zuordnung zu einer Artenfamilie zusätzlich.
    Hominid oder nichthominid? Auf dieser Frage gab es keine Antwort. Vorläufig nicht.
    Immerhin aber besaß der Thean vier Arme, deren Hände in einer Art Fäustlinge steckten.
    Aber auch das ließ sich nicht als Anhaltspunkt für eine Zuordnung verwenden. Die dünnen Rauchschwaden, die den Thean ständig umhüllten, ließen in ihm eher das Individuum einer bisher unbekannten, ungeheuer fremdartigen Spezies vermuten.
    Fremdartigkeit war für Perry Rhodan kein Werturteil. Er wußte, daß fremdartige Intelligenzen manchmal durchaus eine höhere Ethik besaßen als Angehörige der großen Familie der Menschenartigen.
    Drei Meter vor dem Schwebesessel blieb er stehen. Sein Gesicht befand sich jetzt etwa auf gleicher Höhe mit dem gelbleuchtenden Auge des Thean. „Siodor Thean!" sagte er respektvoll. „Ich grüße dich. Mein Name ist Perry Rhodan.
    Meine Begleiter und ich kommen in Frieden."
    Die in Fäustlingen verborgenen Hände bewegten sich unruhig auf den Tüchern, die den Unterleib des Wesen bedeckten. „Perry Rhodan, ich erwidere deinen Gruß!" antwortete Siodor mit dumpfer, möglicherweise durch einen Synthesizer

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