1670 - Das Tribunal
verfremdeter Stimme. „Euer Kommen beweist mir, daß ihr bereit seid, euch meinem Richterspruch zu unterwerfen."
Rhodan hielt für einen Moment den Atem an, als er die Dampfwolken sah, die sich beim Sprechen unter dem Raumhelm des Thean bildeten.
Was bedeutete das?
Stieß das Wesen heißen Atem aus? So heiß wie Wasserdampf? „Wir sind gekommen, um zu hören, wessen man uns beschuldigt", korrigierte ihn der Terraner. „Ich merke, daß ihr noch weit davon entfernt seid, in euch zu gehen und eure Verfehlung in ihrer ganzen Tragweite zu erkennen", leierte der Thean wie auswendig gelernt herunter. „Erst wenn ihr bereit seid, zu bereuen und euch innerlich zu reinigen, könnte ihr eure Erlösung durch Buße erfahren."
„Oh, nein!" hörte Rhodan auf unithisch Luca Innac maulen. „Der redet wie ein altterranischer Inquisitor! Habe ich recht?"
Er stimmte ihr innerlich zu, obwohl er sich hütete, aus dem geschraubten Palaver des Thean auf dessen Intelligenzquotienten zu schließen.
Allerdings war er nicht bereit, sich auf ein „inquisitorisches" Wortgefecht einzulassen, mit dessen Spitzfindigkeiten der Thean ihn nur in die Enge zu treiben versuchte. „Bei allem Respekt, Siodor Thean", erwiderte er, „wir haben die Anschuldigungen der Vatachh gehört, können ihnen aber nicht folgen. Was wir tun, dient der friedlichen Forschung. Selbstverständlich achten wir eure Gesetze. Das können wir jedoch nur, wenn diese uns bekannt sind. Als wir am Rand der Großen Leere ankamen, wußten wir absolut nichts von ihnen. Wir wußten nicht einmal, daß es sie gibt." Überraschend gab Siodor Thean sein geschraubtes Geleier auf. Jetzt änderte er seine Taktik. „Ich weiß, daß ihr Forscher seid, Fremde, die einen Stützpunkt nahe des Zwinkernden Augenpaares auf einer Fliegenden Festung eingerichtet haben", erklärte er.
Perry Rhodan brauchte nicht zu rätseln, um zu wissen, was mit dem „Zwinkernden Augenpaar" und der „Fliegenden Festung" gemeint war: der Pulsar Borgia und die BASIS. Er staunte auch nicht darüber, wie gut der Thean über die Aktivitäten der Coma-Expedition informiert war. Man hatte sie monatelang beobachtet. „Ich weiß auch über die Umtriebe von euch Galaktikern Bescheid", fuhr der Thean fort. „Ihr habt euch bereits mehrerer Tabuvergehen schuldig gemacht. Die Völker hier am Rand der Großen Leere sind Fremden gegenüber unvoreingenommen und aufgeschlossen.
Ihre Gastfreundschaft kennt keine Grenzen. Aber ich verabscheue es zutiefst, wenn Besucher sich nicht an die Gesetze jener halten, bei denen sie zu Gast sind."
„Wir können nicht gegen Gesetze verstoßen, wenn wir sie nicht kennen", konterte der Terraner. „Warum informierst du uns nicht? Wir wollen eure Gesetze beachten. Nenn sie uns! Alle! Nicht zuletzt deswegen sind wir hier."
„Es geht hier nicht um euer zukünftiges Verhalten", wurde der Thean konkreter. „Die Gish-Vatachh beschuldigen euch eines schweren Vergehens, eines Tabu-Frevels. Ich habe euch vorführen lassen, damit ihr Gelegenheit bekommt, euch zu besinnen. Erst wenn ihr eure Schuld freiwillig eingesteht und Reue zeigt, kann ich euch Erlösung durch Buße gewähren."
„Langsam krieg' ich die Faxen dicke!" schimpfte Jackeroo leise.
Er sprach damit Rhodan aus dem Herzen.
Dem Unsterblichen war klargeworden, daß es nichts brachte, auf die realitätsferne Taktik des Richters einzugehen. „Na, schön", sagte er herausfordernd. „Wir haben die Verbotene Welt, die wir Shaft nennen, betreten und dort Untersuchungen durchgeführt. Wir wußten auch, daß Shaft als Tabuwelt gilt, aber niemand hat uns erklärt, warum. Nach Ansicht der Gish-Vatachh haben wir uns damit eines schweren Vergehens schuldig gemacht; nach meiner Meinung war es eine läßliche Sünde. Sag uns also, welche Konsequenzen wir zu erwarten haben!"
„Ihr habt eure Schuld freiwillig eingestanden und damit die erste Stufe der Treppe betreten, die zur Erlösung führt", erwiderte Siodor Thean. „Doch ihr seid noch zu verstockt, um euren Fuß auf die zweite Stufe zu setzen, die Reue heißt. Kommt wieder, wenn ihr dazu bereit seid!"
Bevor Perry Rhodan etwas dazu sagen konnte, verschwand der Thean unter Benutzung desselben Spiegeltricks, mit dem er so theatralisch aufgetreten war. „Frechheit!" schimpfte Mariaan. „Erst versucht er, uns besoffen zu reden, dann läßt er uns einfach stehen!" Rhodans Blicke suchten Ljany, und als sie ihn gefunden hatten, sagte er: „Wie soll es jetzt weitergehen?" Der Vatachh
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