1672 - Ennox-Jagd
hinsichtlich ihrer Potenz bewertet werden konnten, gab es aber nach wie vor nicht. Chefwissenschaftler Scricor verfügte nur über ein Instrumentarium, mit dem sich Wahrscheinlichkeitswerte ermitteln ließen. „Negativ", sagte er in einem Gespräch mit Homer G. Adams, als sie nur noch zwei Flugtage von ihrem Ziel entfernt zur Standortbestimmung in den Normalraum zurückgekehrt waren. „Wir haben keinerlei Hinweise darauf, daß Urskan Szoszowosky ein Mutant ist. Zudem gibt es nicht den geringsten Beweis, daß er irgend etwas mit dem Tod von Axem zu tun hat."
„Und wie erklärst du Axems Tod?" fragte der Hanse-Chef.
Scricor zuckte hilflos mit den Achseln. „Ich stehe vor einem Rätsel", gab er zu. „Ich habe alles getan, was menschenmöglich ist, aber ich kann auch heute noch nicht sagen, was da passiert ist. Ich bin mit meinem Latein am Ende."
Adams war allein mit dem Chefwissenschaftler in seiner Kabine. Sie saßen sich in bequemen Sesseln gegenüber. Angenehme Musik erfüllte den Raum, ohne daß erkennbar gewesen wäre, woher sie kam. Scricor und der Hanse-Chef waren jedoch alles andere als entspannt. „Natürlich habe ich mich nicht nur auf Szoszowosky konzentriert, sondern auch andere Besatzungsmitglieder überwacht", sprach der Ära weiter. „Dabei besonders die neuen, aber auch dabei ist das Ergebnis negativ."
Plötzlich erschien eine Ennox-Frau im Raum. Sie war klein und zart und hatte dickes, schwarzes Haar, das sie straff nach hinten gekämmt und im Nacken zu einem langen Zopf zusammengeflochten hatte. Sie trug ein farbenprächtiges, sarongähnliches Gewand, das sie sich fest um ihren zierlichen Körper gewickelt hatte. Das von der Sonne gebräunte Gesicht mit den großen, dunklen Augen war von tiefer Melancholie gezeichnet. „Darauf habe ich gewartet", sagte Scricor lebhaft und erhob sich. Obwohl er nicht groß war, wirkte die Ennox geradezu winzig neben ihm.
Mit vorsichtigen Trippelschritten ging sie zu einem Sessel und setzte sich. „Ich kann beim besten Willen nicht sagen, daß ihr willkommen seid", versetzte sie. „Wieso kommt ihr hierher? Ihr habt versprochen, Mystery in Ruhe zu lassen."
Homer G. Adams blieb gelassen. Er ließ sich auch von der Schönheit der Frau nicht beeindrucken. Er blickte auf die Monitore vor sich und stellte fest, daß in verschiedenen Bereichen des Raumschiffs noch andere Ennox aufgetaucht waren. „Wo ist Philip?" fragte er. „Nicht hier", antwortete sie knapp.
Ihre Stimme war ausdruckslos, und der Eindruck vertiefte sich, daß dieser weibliche Ennox lange gekämpft, nun aber resigniert hatte. Ihr Protest gegen den bevorstehenden Besuch Mysterys war keineswegs kraftvoll, sondern schien bereits von dem Gefühl einer Niederlage durchdrungen zu sein. „Er hält sich auch nicht auf Mystery auf, sondern hat sich zur BASIS an der Großen Leere begeben", sagte sie.
Der Chef der Kosmischen Hanse ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Ebenso wie die anderen Mitglieder der Schiffsführung hatte er erwartet, daß die Ennox sich an Bord wie die Wilden aufführen würden. Er hatte mit wütenden Protesten gegen den Besuch von Mystery gerechnet und sich entsprechend vorbereitet.
Doch diese weibliche Ennox war nicht wütend. Sie war müde und erschöpft. Sie machte den Eindruck, als werde sie durch irgend etwas gelähmt. Zugleich schien sie von einer gewissen Furcht erfüllt zu sein. Bei den anderen Ennox schien es ebenso zu sein. „Wie heißt du?" fragte Adams. „Zitha", antwortete sie zögernd, und dabei machte sie einen geistesabwesenden Eindruck. „Also gut, Zitha. Wir haben niemals die feste Zusage gegeben, daß wir Mystery nicht mehr besuchen werden."
„Wir haben erwartet, daß ihr soviel Anstand und Ehre besitzt, uns endlich in Ruhe zu lassen und uns in unserem ureigensten Lebensbereich nicht zu stören."
Ihre Augen erhellten sich und bekamen für Sekunden das Feuer, das er eigentlich von ihr erwartet hatte. „Und das sagt ausgerechnet eine Ennox", spöttelte Scricor, „nachdem die Ennox lange genug ohne jeden Respekt, ohne Rücksicht und Anstand in jeden, aber auch wirklich jeden unserer Lebensbereiche eingedrungen sind und sich einen Teufel darum geschert haben, daß sie damit serienweise Nervenzusammenbrüche provoziert haben."
Zitha ging nicht auf diesen Vorwurf ein. Sie schien es als ganz selbstverständlich zu empfinden, daß die Ennox sich überall frei bewegen und selbst in intimste Bereiche vordringen durften, während sie selbst Anspruch
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