1674 - Attacke der Grausamen
einfach so ergeben. Keiner konnte sagen, ob es bewusst gewollt gewesen war. Das Doppelzimmer war bestellt, die Erinnerungen an Atlantis noch sehr frisch, und besonders Purdy konnte sie nicht so schnell verkraften.
»Ich will spüren, dass ich noch lebe, John. Verstehst du das?«
Ja, das verstand ich. Mir erging es ja ähnlich. Auch ich wollte spüren, dass es mich noch gab und Atlantis hinter mir lag. Wir waren uns vorgekommen wie zwei Gestrandete, die sich nach überstandenen tödlichen Gefahren zusammenfanden. Später waren wir beide erschöpft eingeschlafen, und Purdy Prentiss schlief auch jetzt noch wie ich mit einem schnellen Blick in ihr entspanntes Gesicht feststellte. Auf ihren Lippen lag sogar ein Lächeln. Vielleicht träumte sie etwas Nettes. Ihr Oberbett war etwas verrutscht, sodass ihre linke Brust freilag.
Ich wollte Purdy schlafen lassen und stieg leise aus dem Bett. Die Dusche lag nebenan und so nackt, wie mich der Herrgott erschaffen hatte, ging ich mich reckend und gähnend darauf zu. Es waren nur drei Schritte, denn das Zimmer war nicht eben groß. Entsprechend klein war auch das Bad. Es hatte sogar ein kleines Fenster, das ich öffnete und nach draußen schaute.
Kühle Luft traf mich. Aber ich sah auch einen hellen Himmel. Das lag an der Morgensonne, die längst aufgegangen war.
Das kleine Hotel lag am Ortsrand, sodass mein Blick über noch taufeuchte Wiesen glitt. Ich hörte das Gegacker von Hühnern und wurde wieder daran erinnert, dass ich mich auf dem Land befand, in dem es die Hektik der Großstadt nicht gab. Ich stellte die Dusche an. Der Wasserdruck war zwar mies, aber es reichte, um nass zu werden. Ersatzkleidung hatten wir leider nicht, aber wir hatten unsere Sachen so gut es ging vom Staub des alten Kontinents gereinigt.
Die Dusche tat mir gut. Ein kleines Stück Seife gab es auch und Handtücher lagen ebenfalls bereit. Es waren zwar recht klamme Lappen, würden aber ihre Pflicht tun. Ich dachte darüber nach, ob ich mich noch mal hinlegen sollte, nahm dann davon Abstand und zog mich an. Wenn Purdy Prentiss noch schlief, wollte ich sie auch schlafen lassen und für kurze Zeit vor das Haus gehen und einen kleinen Spaziergang machen.
Ich betrat das Zimmer und sah, dass Purdy Prentiss nicht mehr schlief. Sie saß im Bett, hatte mich gehört und sich so gedreht, dass sie mich anschauen konnte. Das Oberbett hatte sie vor ihren nackten Körper gedrückt, und es kam mir vor, als hätte sie sich das in einem Film abgeschaut.
»Guten Morgen«, grüßte ich.
Purdy Prentiss bekam einen roten Kopf. Ob es daran lag, dass ich nackt war, wusste ich nicht, jedenfalls gab sie sich verlegen.
»He, was ist los?«
Sie senkte den Blick. »Sollten wir uns jetzt schämen?«
»Warum?«
»Mein Gott, wenn ich an die vergangene Nacht denke - ich - ich weiß nicht. Ich habe mich ja schlimm benommen. Das ist alles so in mir explodiert, ich weiß auch nicht. Ich war plötzlich wie von Sinnen, einfach weggeschwemmt und…« Sie nickte. »Eigentlich müsste ich mich schämen.«
»Wieso? Was wir getan haben, ist menschlich.«
»Ja, schon. Aber…«
»Was heißt denn aber?« Ich setzte mich auf die Bettkante und lächelte Purdy an.
»Müssen wir denn ein schlechtes Gewissen haben? Nein, das müssen wir nicht. Du lebst in keiner festen Partnerschaft mehr und bei mir ist das ebenfalls so.«
»Ja, schon. Aber Glenda Perkins und Jane Collins sind dir auch nicht gleichgültig.«
»Das gebe ich zu. Ich habe auch schon mit ihnen geschlafen. Aber ich bin mit keiner von ihnen verheiratet. Nach dem, was wir gemeinsam erlebt haben, hat es einfach sein müssen. Ja, wir haben spüren müssen, dass wir noch leben.«
»Vielleicht sollte man das so sehen.« Ich nickte ihr zu. »Bestimmt, Purdy.«
Sie schaffte wieder ein Lächeln und strich dabei durch ihr braunrotes Haar. Dann streichelte sie meine Wange und sagte mit leiser Stimme: »Es war sehr schön.«
»Das finde ich auch.«
Danach entstand eine Pause der Verlegenheit. Jeder dachte wohl daran, dass wir das noch mal nachholen könnten, was wir in der vergangenen Nacht getan hatten, aber irgendwie passte das jetzt nicht, und es war Purdy, die den Anfang machte, sich abwandte und aufstand.
»Die Dusche ist frei«, sagte ich.
»Danke.«
Auch Purdy trug keinen Faden am Leib. Ich schaute ihr nach und erfreute mich an diesem Anblick. Ihr Hinterteil war fest und schwang bei jedem Schritt hin und her. Ich verlor es erst aus dem Blick, als Purdy in der Dusche
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