1675 - Der Kopfjäger
Lächeln ab. »Wenn ich deinen Kaffee trinke, noch besser.«
»Er wartet auf dich.«
Ich nahm meine große Tasse und goss sie ziemlich voll. Mit ihr wollte ich zu Sir James gehen. Glenda hielt mich noch mit einer Frage auf.
»Hast du schon irgendwas herausfinden können?«
»Nein, leider nicht.« Die ersten Schlucke taten gut. Sie waren irgendwie belebend.
»Das dachte ich mir.« Glenda schaute zu Boden und rang die Hände. »Sir James ist auch nicht gut drauf.«
»Verständlich.«
»Klar. Aber ich glaube, da ist noch etwas passiert.«
»Was denn?«
Glenda hob den Blick. »Er wurde angerufen, ich weiß nicht, von wem. Danach aber zeigte er sich recht verschlossen, wenn nicht sogar wütend und sauer.«
»Und er hat dir nichts gesagt?«
»Nein.«
Ich hatte so viel Kaffee abgetrunken, dass ich beim Gehen nichts verschüttete. Mit nicht eben freundlichen Gedanken verließ ich das Büro und ging die wenigen Schritte bis zum Büro meines Chefs. Ich klopfte mit der freien Hand kurz an, dann öffnete ich die Tür und sah Sir James mit hochrotem Kopf hinter dem Schreibtisch sitzen. Sir James telefonierte, und so hatte ich ihn lange nicht mehr erlebt. Ich bewegte mich leise auf einen Stuhl zu und nahm dort Platz.
»Mäßigen Sie sich bitte!«, sagte der Superintendent. »Manchmal gibt es Dinge, die auch Sie akzeptieren müssen.« Mehr sagte er nicht, sondern legte auf.
Er sah mich an und ich hatte den Eindruck, dass er durch mich hindurch schaute. Dann holte er ein Taschentuch hervor und tupfte sich über die Stirn und die Wangen. Danach war seine Brille an der Reihe. Deren Gläser reinigte er mit einem Spezialtuch. Ich gönnte mir noch einen Schluck von Glendas Kaffee und hörte die Frage meines Chefs.
»Was können Sie mir sagen, John?«
»Nichts, Sir.«
»Bitte?«
»Nichts Neues. Ich wurde niedergeschlagen und als ich wieder zu mir kam, war Suko verschwunden. Das ist er auch jetzt noch.«
Sir James nickte. »Genau das ist unser Problem, John, und ich weiß nicht, wie ich es in den Griff bekommen soll.«
Über diese Antwort wunderte ich mich, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so etwas von meinem Chef gehört hatte. Irgendetwas musste da schiefgelaufen sein.
»Darf ich fragen, was geschehen ist?«
»Ja, das dürfen Sie. Deshalb sitzen wir hier zusammen. Wir gehen davon aus, dass Suko entführt wurde, und das war beileibe kein Versehen. Dahinter steckte ein Plan.«
»Aber warum er und nicht ich?«
»Sie waren nicht da, John. Sie haben sich mit dem Problem Atlantis herumschlagen müssen. Suko musste sich um einen anderen Fall kümmern, denn es ist beobachtet worden, dass sich ein Monster, eine Kreatur, ein ungewöhnliches Wesen, in London herumtreibt, das er dann auch hatte stellen können.«
»Ist mir bekannt, Sir.«
Der Superintendent wiegte den Kopf. Er zog die Augenbrauen zusammen und sagte mit leiser Stimme: »Leider ist die andere Seite stärker gewesen. Sie hat die Gestalt mitgenommen.«
Ich hatte gut zugehört und sagte: »Welche andere Seite? Wissen Sie etwas darüber?«
»Leider nein.«
Der Tonfall hatte mir nicht gefallen. Wenn Sir James sich so ausdrückte, deutete das auf Probleme hin.
»Ich habe am heutigen Morgen zwei Anrufe bekommen«, fuhr Sir James fort. »Da wurde mir gesagt, dass wir die Finger von diesem Fall lassen sollen.«
Ich war überrascht. »Und wer hat sich das herausgenommen?«
»Einer unserer Dienste.«
»Geheimdienst?«
»Nein, nicht direkt. Ich glaube, dass es ein militärischer Abwehrdienst ist. Ein Name wurde nicht gesagt, aber man verwies mich auf das Kriegsministerium und damit ganz nach oben. Da läuft eine Aktion, die keine Störung verträgt. Das sage ich Ihnen, weil ich mir das so denke.«
»Andere Beweise haben Sie nicht?«
»Nein. Die wird man mir auch nicht geben.«
»Aber es geht hier um Suko«, sagte ich. »Um einen verdienten Menschen, um meinen Freund und Kollegen. Den können wir nicht einfach im Stich lassen.«
»Das weiß ich auch.«
»Und das haben Sie der anderen Seite gesagt?«
»Sicher.«
Als Sir James nach dieser Antwort den Blick senkte, da wusste ich, dass etwas passiert war. Er war in sich gekehrt und ich musste ihn zweimal ansprechen, um ihn aus seiner Starre zu holen.
»Sie kennen den Begriff Kollateralschaden, John. Diese Antwort wurde mir gegeben, und jetzt können Sie darüber nachdenken. Suko soll geopfert werden, und zwar für die Sache.«
»Das ist kaum zu glauben«, presste ich hervor.
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