1675 - Der Kopfjäger
ihn herum herrschte ein Halbdunkel und er hörte auch das Atmen mehrerer Personen, die ihn beobachteten.
Gift!, dachte er. Sie haben dich mit einem schnell wirkenden Gift ausgeschaltet. Ein damit getränkter Pfeil, aus sicherer Deckung abgeschossen, das war alles. Jetzt war er wieder wach. Leider auch wehrlos. Er lag auf dem Rücken und war eingeklemmt von Autositzen. Da es nicht völlig dunkel in seiner Umgebung war, hatte Suko das schon gesehen, und der Druck auf seiner Kehle stammte von einem Fuß, dessen Sohle auf seinem Hals lag.
Suko erstickte nicht. Er hatte nur Probleme mit der Luft, weil er nicht tief durchatmen konnte. Ansonsten fühlte er sich nicht mal so schlecht. Das Gift hatte kaum Spuren bei ihm hinterlassen. Seine Psyche war okay, er kam zurecht, nur in seinen Gliedern lag noch eine gewisse Schwäche.
Und er war von Feinden umgeben. Suko ging davon aus, dass man ihn in einem recht geräumigen Wagen transportierte. Er dachte dabei an einen Van und er wusste auch, dass außer ihm noch mehrere Personen im Auto saßen.
Zwei zumindest rahmten ihn ein. Einer musste das Fahrzeug lenken, das war schon mal eine dreifache Übermacht, und dagegen kam Suko nicht an, nicht in seinem Zustand. Der Druck seiner Beretta war nicht mehr vorhanden. Klar, man hatte ihm die Pistole abgenommen, aber die Peitsche war noch vorhanden. Damit hatten sie wohl nichts anfangen können, und Suko war auch sicher, dass er seinen Stab noch in der Innentasche stecken hatte.
Wohin die Reise ging, das konnte er nicht mal ahnen. Es war ihm völlig unklar, wer hinter der Entführung steckte. Er ging aber davon aus, dass es etwas mit seinem letzten Fall zu tun hatte. Er hatte dieses künstliche Geschöpf gejagt und es beinahe gehabt, wenn nicht - ja, wenn nicht die Helfer gekommen wären.
Waren es die Männer, die ihn jetzt geschnappt hatten?
Er ging davon aus, weil es keine Alternative gab. Demnach hatten sie etwas mit dem Monster zu tun, wie es von Zeugen bezeichnet worden war. Bisher hatte sich Suko nicht bemerkbar gemacht. Für ihn war die Beobachtung wichtig gewesen. Leider hatte er es nicht geschafft, die Gesichter der beiden Männer zu erkennen, die ihn einrahmten. Dazu war es zu dunkel, denn vor die Scheiben des Autos waren Rollos gezogen worden.
Suko wollte aber reden. Er musste sich bemerkbar machen und gestattete sich ein Räuspern, wobei erhoffte, dass die andere Seite ihn hörte. Ja, er spürte eine Reaktion. Die aber gefiel ihm nicht, denn der Fuß drückte noch fester gegen seine Kehle, was Suko zusammenzucken und aufstöhnen ließ. Die Reaktion darauf bestand aus einem Lachen. Rechts neben ihm bewegte sich der Mann, dabei rutschte der Fuß von Sukos Kehle weg, und endlich konnte er tief einatmen. Auch wenn die Luft nicht eben die beste war, hier tat sie ihm gut. Der Typ rechts von ihm bewegte sich erneut. Diesmal drückte er seinen Oberkörper vor und Suko versuchte, einen Blick in sein Gesicht zu erhaschen. Das war leider nicht möglich, denn im Wagen blieb die Sicht einfach zu schlecht. Er sah nur einen hellen Fleck. Auf eine Maskierung hatten die Männer verzichtet. Suko war erfahren genug, um zu wissen, dass dies kein gutes Zeichen war. Die Bande ging davon aus, dass er lebend nicht mehr zurückkehrte.
Aber was hatten sie mit ihm vor? Warum war er entführt worden? Sie wussten sicher sehr genau, um wen es sich bei ihm handelte. Und das trieb seine Sorgen noch höher. Es war riskant, einen Polizisten zu entführen. Wer das tat, der musste triftige Gründe haben und auch sehr mächtig sein.
Suko war es gelungen, wieder mehr Speichel in seinem Mund zu sammeln. Und so konnte er eine Frage stellen, auch wenn seine Stimme ihm selbst fremd vorkam.
»Was habt ihr mit mir vor? Warum habt ihr mich entführt?«
Der Mann, der seinen Fuß auf Sukos Kehle geparkt hatte, beugte sich jetzt zur Seite. Er schüttelte den Kopf und lachte dabei leise auf.
»Soll das die Antwort sein?«
»Nein.« Jetzt sprach er und Suko hörte eine fremde Stimme. »Aber das wirst du noch erleben.«
»Wann denn?«
»Wenn wir am Ziel sind.«
»Und dann?«
»Sei nicht so neugierig. Aber ich kann dir eines verraten. Du hast einen Fehler begangen.«
»Welchen?«
»Du hättest dich nicht um gewisse Dinge kümmern sollen, wenn du verstehst.«
»Nein, das verstehe ich nicht.«
»Dann lass es.«
So einfach wollte sich Suko nicht abspeisen lassen. Er fragte: »Hängt es mit dieser seltsamen Kreatur zusammen, die ich gejagt habe?«
»Perfekt,
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