1675 - Der Kopfjäger
bald völlig verschwunden und hatten den Weg freigegeben.
Ein schmaler offener Spalt blieb zurück, der jedoch kein Hindernis darstellte. Der Neue nickte und umklammerte den Griff der Machete noch fester. Um seinen schmalen Mund herum zuckte es. Er schien sich auf seine Mordaktion zu freuen und ging den ersten Schritt auf Suko zu.
Der unternahm noch nichts. Er blieb auf der Stelle stehen und ließ die Gestalt nicht aus den Augen. Es stand längst nicht fest, dass sie gewinnen würde, denn Suko beherrschte mehrere Kampftechniken perfekt und fürchtete sich auch nicht vor einer Machete. Der Neue ging weiter. Er gab sich lässig. Er bewegte seinen rechten Arm, sodass die Machete nach vorn und dann wieder zurück schwang. Er sagte mit leiser Stimme: »Du kannst noch wählen. Willst du den Kampf oder senkst du den Kopf, damit ich ihn dir schnell abschlagen kann?«
»Das wirst du nicht schaffen!«, erklärte Suko.
»Ich lasse mich nicht stoppen. Ich kann stundenlang kämpfen. Ich bin etwas Besonderes, verstehst du? Ich will nur deinen Kopf, nicht mehr, und den wirst du mir geben.«
»Wetten nicht?«
»Wetten doch?«
Suko schoss das Blut in den Kopf, als er die Stimme hörte. Diesmal war sie nicht aus dem Lautsprecher geklungen, sie war echt gewesen und er hatte sie hinter sich gehört. Der Neue war weit genug von ihm entfernt, dass er einen kurzen Blick über die Schulter werfen konnte.
Es war leider keine Täuschung. Die Tür stand offen. Und auf der Schwelle wirkten die beiden Bewaffneten wie Zinnsoldaten, was sie leider nicht waren…
***
Es wurde still. Glenda hatte ihren Vorschlag gemacht, über den wir alle - sie eingeschlossen - nachdenken mussten. Es war ihr nicht leichtgefallen. Sie stand unter Stress. Darauf deutete der hochrote Kopf hin, und sie atmete hörbar ein und aus. Sir James warf mir einen fragenden Blick zu. Möglicherweise erwartete er eine Erklärung, die ich ihm nicht gab und nur die Schultern hob, weil das eine Sache war, die einzig und allein Glenda etwas anging, denn sie hatte uns den Vorschlag unterbreitet.
Sie nickte uns zu. »Ja, das wollte ich sagen. Es ist nur ein Vorschlag, über den man diskutieren kann. Auch mir ist es nicht leichtgefallen, mich dazu durchzuringen, aber wir haben hier eine extreme Situation, denn es geht um Sukos Leben.«
Ich kannte Glenda gut genug und wusste, dass sie uns nichts vormachte. Durch ein geheimnisvolles Serum, das vor längerer Zeit in ihre Blutbahn geraten war, besaß sie die Eigenschaft, sich an andere Orte transportieren zu können. Damit hätte sich für viele Menschen ein Traum erfüllt, aber Glenda sah es mehr als einen Fluch an. Der Segen wurde dabei sehr klein geschrieben, doch es gab nun mal Situationen, wo sie auf ihre Kräfte zurückgreifen musste.
Gern tat sie es nicht, das war mir klar, und sie wartete jetzt auf unsere Entscheidung. Es war auch nicht einfach für sie. Eine derartige Reise kostete sie eine wahnsinnige Kraft. Das erschöpfte sie jedes Mal völlig, und Glenda fragte sich danach immer, ob sie dies noch mal so machen würde oder nicht lieber einem Blutaustausch zustimmte, der sie wieder zu einem normalen Menschen machte.
»Bitte, ich habe den Vorschlag gemacht. Ich möchte jetzt eure Meinung hören.«
Sir James nahm seine Brille ab und setzte sie wieder auf. Es war ein Hinweis darauf, dass er ratlos war, was bei ihm selten vorkam. Hier standen wir außen vor, aber Glenda würde sich nur einsetzen, wenn sie von uns grünes Licht bekam. Sir James sprach sie an. »Und es ist wirklich die einzige Möglichkeit, die Sie sehen?«
»Bei mir schon.«
»Und bei Ihnen, John?«
Auch wenn ich meinen Chef enttäuschen musste, ich sah keine andere Chance, an Suko heranzukommen. Das sagte ich ihm auch, und er meinte: »Das hatte ich mir gedacht.«
Glenda nickte. »Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig.«
Sir James legte ihr eine Hand auf den Arm. »Und Sie sind sicher, dass Sie es schaffen, Glenda?«
»Das hoffe-ich. Sicher kann man sich dabei nie sein. Im Endeffekt konnten wir bisher aber immer zufrieden sein.«
»Gut, dann tun Sie bitte, was nötig ist.«
»Aber nicht allein«, sagte ich.
Zwei Augenpaare schauten mich an. Bereits bei Glendas Vorschlag war in mir der Plan gereift. Ich würde sie auf keinen Fall diesen ungewöhnlichen und gefährlichen Weg allein gehen lassen. Ich wollte an ihrer Seite sein, und das war nicht unmöglich, denn wir hatten es schon mehrmals durchgeführt.
Sir James nickte mir zu. »Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher