1676 - Die Jenseits-Kutsche
wir?«
»Im Moment sieht es nicht gut aus«, sagte ich. »Johnny hat uns keinen Hinweis darauf gegeben, wo wir die Kutsche finden können. Und so können wir uns totsuchen.«
»Kann ja sein, dass es ihm wieder einfällt«, meinte Bill, »oder seht ihr das anders?«
»Man kann nur hoffen«, sagte ich und hielt meine nächsten Worte zurück, denn ich sah, dass sich Johnny verändert hatte. Zwar saß er nach wie vor in seinem Sessel, aber seine Haltung war noch steifer geworden. Der Blick hatte sich ebenfalls verändert. Er sah nach vorn, aber er nahm uns nicht wahr.
Dann stand er mit einer ruckartigen Bewegung auf und blieb vor dem Sessel stehen. Keiner von uns sagte etwas. Wir warteten auf eine Erklärung, die auch prompt folgte.
»Sie ist da!«
»Wer?«, rief Sheila.
»Die Kutsche!«
***
Wir waren sprachlos, schauten Johnny an und hofften vergebens auf weitere Erklärungen. Er hatte sich nur so gedreht, dass er in Richtung der Rückseite des Hauses schaute, wo sich der Garten anschloss. Daraus war zu folgern, dass sich die Kutsche dort aufhielt.
Bill trat dicht an seinen Sohn heran und berührte ihn am Arm. »Was hast du da gesagt?«
»Die Kutsche ist da.«
Es war also doch kein Versprecher gewesen, sonst hätte sich Johnny nicht wiederholt.
»Wo steht sie denn?«
»Draußen, Dad.«
»Im Garten oder…«
»Ja, im Garten.«
»Und sie wartet auf dich?«
»Ich glaube es. Sonst wäre sie ja nicht gekommen. Sie wollen, dass ich einsteige.«
Das lag auf der Hand. Bill warf mir einen fragenden Blick zu und ich nickte. Was immer er vorhatte, er würde meine Unterstützung haben.
»Wirst du denn hingehen, Johnny?«
»Ich muss. Sie sind doch meinetwegen gekommen. Sie wollen mich, das steht fest.«
Bill fragte mit leiser Stimme: »Und sollen wir dich begleiten?«
»Wenn ihr wollt. Aber euretwegen ist sie nicht da. Gut, ihr könnt mit mir gehen.«
Johnny hatte das nicht nur so dahergesagt. Er wartete auch nicht länger und ging den ersten Schritt auf die Tür zu, um das Zimmer zu verlassen. Bill folgte ihm auf dem Fuß. Sheila und ich blieben etwas zurück und ich hörte ihre Frage: »Glaubst du, dass alles so stimmt, wie Johnny es gesagt hat?«
»Das hoffe ich doch.«
»Ich weiß nicht, John, mir ist dass alles zu suspekt. Ich weiß nur, dass wir mal wieder mittendrin stecken, und das wird ewig so bleiben. Das hat sogar Johnny als Erbe übernommen.«
»Es sieht so aus.«
»Und kannst du dir vorstellen, woher die Kutsche kommt? Johnny hat vom Jenseits gesprochen. Das kann nicht sein! Ich glaube nicht, dass sie aus dem Jenseits stammt. Obwohl wir so viel erlebt haben, will ich das nicht akzeptieren.«
»Das kann ich verstehen.«
»Und was ist mit dir?«
»Tja, Sheila, es mag dir zwar nicht gefallen, aber ich werde erst mal abwarten.«
»Ist wohl am besten.«
Die Kutsche sollte im Garten stehen. Das schlechte Wetter war längst vorbei und der Garten zeigte wieder sein frühsommerliches Bild.
Johnny und sein Vater gingen weiter vor uns her. Mir fiel auf, dass Bill die Hand seines Sohnes umklammert hielt.
Die Kutsche sollte im Garten stehen. Als wir das große Wohnzimmer betraten, fiel unser Blick auf diesen Teil des Grundstücks, das leer war. Es stand keine Kutsche dort. Das hätten wir alle gesehen, auch Sheila, die sofort reagierte.
»Das ist ein Bluff gewesen. Ich sehe nichts.« Sie lachte leise und rief: »Bill und Johnny, da ist doch nichts.«
Die beiden hatten inzwischen die große Schiebetür zum Garten geöffnet und waren hinausgetreten. Als sie Sheila sprechen hörten, drehten sie sich um.
»Sie ist da, Mum.«
»Aber ich sehe sie nicht.«
»Sie ist zu spüren.«
Sheila hielt mich am Arm fest. »Du hast alles gehört, John. Glaubst du ihm?«
»Wir werden sehen. Lass uns zunächst mal nach draußen gehen.«
Bill und Johnny waren schon weiter in den Garten gegangen. Sie gingen nicht bis zur Sitzecke in der Mitte, sondern blieben etwa zwei Meter davor stehen. Bill hielt auch jetzt die Hand seines Sohnes fest. Das war auch gut so, denn Johnny stand zwar auf dem Fleck, aber er bewegte sich dabei von links nach rechts. Sheila und ich traten an die beiden heran. Von der Kutsche war auch jetzt nichts zu sehen. Allmählich wurde auch ich skeptisch.
»Johnny«, sprach ich ihn vorsichtig an. »Du hast uns etwas von einer Kutsche erzählt. Wo ist sie?«
»Da, sie ist da.« Er drehte sich um und schaute mir ernst ins Gesicht.
»Siehst du sie denn?«
»Nein, aber ich kann sie spüren. Sie
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