Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1678 - Das Selbstmord-Haus

1678 - Das Selbstmord-Haus

Titel: 1678 - Das Selbstmord-Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sich schon bei ihm melden. In der folgenden Zeit tat sich nichts. Das Gefühl dafür war Füller zudem abhanden gekommen. Er saß auf der Stelle und kam sich vor wie eine Figur.
    War das der Weg aus der Krise?
    Plötzlich veränderte sich etwas, obwohl nicht viel geschah. Aber er hörte Stimmen. Sie erreichten ihn von allen Seiten. Es war ein geheimnisvolles Wispern und Flüstern. Die Luft um ihn herum war voll davon und die Stimmen schienen seinen Kopf zu umschwirren wie Insekten.
    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich hätte bewegen können, aufstehen und herumgehen. Er tat es nicht. Es war ihm nicht möglich, und so blieb Patrick Füller sitzen.
    Die zischelnden Geräusche um ihn herum blieben, aber sie veränderten sich. Er war plötzlich in der Lage, etwas zu unterscheiden. Worte und sogar Sätze drangen an seine Ohren, wobei zwischendurch ein Lachen zu hören war.
    »Du bist gekommen.«
    »Wir begrüßen dich.«
    »Es ist schön, dich zu sehen.«
    »Unsere Welt wird dir gefallen.«
    »Ja, sie gefällt allen…«
    Es wurde wieder still und Patrick Füller dachte über das nach, was er gehört hatte. Mehrere Stimmen hatten zu ihm gesprochen. Die dazugehörigen Personen hatte er nicht gesehen, und er dachte daran, dass sie nicht konkret waren. Die Halle hier war leer, abgesehen von ihm, und doch hatte er das Wispern und Flüstern gehört, das immer noch seinen Kopf umschwirrte wie ein Geisterschwarm.
    Er hob den Blick an, ohne seine Sitzhaltung zu verändern. Füller dachte daran, dass jemand über ihm schwebte, aber es zeigte sich niemand.
    Die Decke war zu erkennen. Sie sah aus, als hätte sie einen schwachen bläulichen Anstrich bekommen, in dem sich die Helligkeit verlor.
    Die plötzlich eingetretene Stille gefiel ihm nicht. Er hatte das Gefühl, dass sich hier irgendetwas versteckt hielt und nur darauf wartete, sich ihm zeigen zu können. Plötzlich lenkte ihn etwas ab.
    Füller wusste nicht, was es gewesen war. Er hatte auch nichts gesehen, es war mehr ein Gefühl, das ihn überfallen hatte, aber es war von der linken Seite gekommen, vielleicht mit einem lautlosen Huschen zu vergleichen.
    Ohne seine Haltung zu verändern, drehte er den Kopf. Er wollte wissen, was ihn da störte.
    Seine Augen weiteten sich. Nun wusste Patrick, dass er nicht mehr allein war. In der breiten Nische stand eine Gestalt, die sich jetzt löste und auf ihn zukam. Ein Geräusch war nicht zu hören. Die Gestalt schien auch keinen Kontakt mit dem Boden zu haben, und so war er sich sicher, dass es sich bei ihr um einen Geist handeln musste…
    ***
    Patrick Füller hielt den Atem an!
    Er war völlig in seine neue Welt versunken gewesen. Was er jetzt zu sehen bekam, das übertraf alles. An Geister hatte er nie geglaubt, denn er war ein Mann der Zahlen. Aber was hier auf ihn zukam, das konnte nur ein Geist sein, denn kein Mensch konnte sich so lautlos bewegen.
    Die Entfernung zwischen ihm und der Gestalt schmolz zusammen. Er spürte schon das Andere, das nicht Erklärbare und hörte wieder eine Stimme. Ja, diesmal war es nur eine Stimme und kein Flüsterchor.
    Er sagte nichts. Hielt den Atem an. Lauschte nur der Stimme in seinem Kopf und dem Lachen, das die Worte begleitete.
    »Willkommen bei uns, mein neuer Freund. Willkommen an der Grenze zwischen den Reichen. Willkommen dort, wo dir alle Sorgen genommen werden, wo du keine Angst mehr haben musst, dass Menschen dich vernichten wollen.«
    »Und - und - wo ist das genau?«
    »Es ist ein besonderes Reich. Die Sphäre der Selbstmörder. Ihre Seelenwelt…«
    »Was?«
    »Ja, es ist eine der unzähligen Welten, die es gibt und von der nur die wenigsten Menschen wissen. Es ist eine ruhige Welt, eine ohne Sorgen, eine, in der du dich wohl fühlen wirst.«
    »Aha. Und wer bist du?«
    »Ein Wächter. Ich bewache die Welt, ich stehe an diesem unsichtbaren Tor und achte darauf, dass sie nur von Würdigen betreten werden kann. Und ich bin zugleich der Abholer. Du wirst dich mir anvertrauen müssen, wenn alles vorbei ist.«
    Patrick Füller musste einige Male schlucken, bevor er etwas erwidern konnte.
    »Und was soll vorbei sein?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Das ist ganz einfach. Dein Leben, mein Freund. Dein Leben wird vorbei sein.«
    Jetzt schlug ihm wieder das Herz bis zum Hals und er fragte sich, was er alles falsch gemacht hatte. Die Worte hatten sich angehört, als sollte er umgebracht werden. Dazu hätte er nicht herkommen müssen. Es gab andere, die ihm ans Leben

Weitere Kostenlose Bücher