1678 - Das Selbstmord-Haus
berührten die Arme den Boden, doch nach einem kurzen Zucken hoben sie leicht ab, und so sehr er auch versuchte, sich dagegen zu stemmen, es war einfach nicht zu schaffen. Die andere Seite war stärker, sodass er das Gefühl hatte, seine Arme würden an unsichtbaren Bändern in die Höhe gezogen. Dann wurden sie zur Seite gedrängt. Genau auf die Körpermitte des Liegenden zu. Beide Hände schwebten über der Brust und waren bereits zu Krallen geformt. Füller sah sie. Die eigenen Hände hatten sich plötzlich in feindliche Mordwerkzeuge verwandelt. Das war nicht zu erklären, das war eigentlich unmöglich und doch eine grausame Wahrheit, denn die Hände senkten sich, und diesmal zielten sie auf seine Kehle.
Man hatte ihm befohlen, sich selbst zu töten, und das würde er auch tun. Er sah seine Hände. Jeden einzelnen Finger konnte er beobachten.
Und dann packte er zu.
Nein, nicht er packte zu. Es waren die Finger eines Fremden, die sich um seinen Hals legten. Sie waren lang genug, um am Nacken zusammenzufinden. Für einen Moment geschah nichts. Es sah so aus, als würde Füller auf etwas warten. Da hörte er wieder die Stimme.
»Töte dich!«
Und Füller drückte zu!
***
Suko hatte die Tür aufgezogen, sie aber noch nicht weit geöffnet, sondern erst mal abgewartet, ob etwas passieren würde. Das trat nicht ein, es blieb alles normal, denn niemand stürmte aus dem Museum hervor. Und so wartete Suko, bis Bill und ich ihn erreicht hatten.
Es gelang uns ein erster Blick in das Haus. Wir waren überrascht, dass es nicht finster war, denn es gab keine Fenster, durch die hätte Tageslicht dringen können. Aber es war hell.
Weißes und blaues Licht vermischten sich miteinander. Woher es kam, wussten und sahen wir nicht. Auch - nicht, als Suko die Tür weiter öffnete. Es war einfach vorhanden und wir betrachteten es als positiv.
Wir schauten in einen Gang, der allerdings nicht sehr breit war. Dahinter lag eine quadratische Halle.
Hier gab es Licht, aber es waren keine normalen Quellen vorhanden. Das bewies uns, dass wir an einem Ort standen, in dem sich eine magische Zone ausgebreitet hatte, was ich auch schnell bestätigt bekam, denn dort, wo mein Kreuz an der Brust lag, breitete sich Wärme aus.
Suko wollte das Museum betreten, doch ich hielt ihn zurück. »Lass mich zuerst gehen.«
»Warum?«
Ich deutete nur auf meine Brust. Das wurde von Suko und Bill verstanden. Sofort danach schob ich mich an Suko vorbei und betrat das Museum. Ich geriet in dieses ungewöhnliche Licht und spürte, dass sich die Wärme auf meiner Brust verstärkte. Hier war die schwarzmagische Gegenkraft vorhanden. Wir mussten uns auf eine Attacke einstellen und…
Meine Gedanken rissen, ich war schon einige Schritte nach vorn gegangen und hatte einen besseren Blickwinkel, sodass ich den Mann sah, der rücklings auf dem Boden lag. Was er genau tat, war nicht zu erkennen, aber ich hörte ihn. Er stieß Würgelaute aus und sein Körper blieb nicht ruhig. Er wurde von einer Seite zur anderen geschleudert, als gäbe es irgendwelche Kräfte, die dafür sorgten. Da stimmte was nicht.
Da war sogar einiges nicht in Ordnung.
Es gab keinen Gegner, der mich aufgehalten hätte, trotzdem fühlte ich mich von Feinden umgeben, die ich nicht sah.
Die Würgelaute erreichten mich auch weiterhin, als ich auf den Mann zulief. EJs ging ihm schlecht, aber ich wusste nicht, warum es ihm schlecht ging. Bis ich knapp einen Meter von ihm war. Er lag auf dem Boden, war von dem blauweißen Licht umgeben. Ich blickte in ein verzerrtes Gesicht, aber das war nicht das Schlimmste. Der Mann war dabei, sich selbst zu erwürgen.
Das war für mich nicht zu fassen. Zwei, drei Sekunden vergingen schon, bis ich meine Überraschung verdaut hatte. Dann hielt mich nichts mehr.
Ich fiel auf die Knie und packte die beiden Handgelenke, um die Finger vom Hals des Mannes zu lösen.
Es ging nicht.
Sie hatten sich tief in die Haut hineingedrückt. Ich bekam keinen von ihnen los, aber der Mann sah aus, als würde er in den nächsten Sekunden sterben. Sein Gesicht wirkte aufgequollen, und ich wusste mir nur durch eine einzige Tat zu helfen. Zwei Lidschläge später hing das Kreuz nicht mehr von meiner Brust. Ich hatte das Hemd aufgerissen und nicht mal die Kette über den Kopf gestreift. Dabei beugte sich mich so tief wie möglich über den Mann, sodass das Kreuz die Hände berührte.
Im nächsten Augenblick traf mich der Schlag ins Gesicht. Knöchel prallten gegen meine Wangen,
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