1678 - Das Selbstmord-Haus
wollten.
»Warum willst du mich töten?«
Der Geist konnte sogar lachen. »Wer hat denn gesagt, dass ich dich töten werde? Nein, das nicht. Das wirst du selbst übernehmen, mein Freund…«
***
Wir wussten zwar, wohin wir fahren mussten, aber damit konnte ich mich nicht zufriedengeben. Ich wollte mehr über diesen Tempel wissen. Zwar würden wir über unsere Handys ins Internet gehen können, aber das war es nicht, was ich wollte. Es gab jemanden, auf den ich mich da besser verlassen konnte.
Deshalb rief ich Glenda an, die sofort mit einer Bemerkung herausrückte.
»Ich war schon auf dem Weg zur Tür, denn ich will Feierabend machen.«
»Den kannst du verschieben.«
»Ha, da muss aber ein triftiger Grund vorliegen.«
»Den gibt es. Hör zu.« In den nächsten Minuten erfuhr sie stichwortartig, warum und wohin wir unterwegs waren. Dann kam ich zum eigentlichen Grund meines Telefonats.
***
»Bitte, versuch herauszufinden, ob es Informationen über dieses Museum gibt und warum es geschlossen wurde und jetzt als Tempel fungiert.«
»Mach ich.« Glenda reagierte professionell. »Wie kann ich dich erreichen?«
»Über mein Handy.«
»Okay, bis später.«
Bill meldete sich aus dem Fond.
»Glaubst du, dass dieses Museum so etwas wie eine Vergangenheit hat?«
»Das kann ich mir schon vorstellen.«
»Eine magische?«
»Unter Umständen.«
Noch lag alles in der Schwebe. Fakten hatten wir nicht. Wir mussten uns auf andere Dinge verlassen, die noch längst nicht geklärt waren. Die Erfahrung hatte uns gelehrt, dass die andere Seite überall lauerte, und sie war verdammt vielschichtig. Wir fuhren südlich der Themse. Der Weg führte uns in östliche Richtung. Wenn ich aus dem Fenster schaute, lief die Umgebung wie ein Film ab. Nur dass ich mich nicht darauf konzentrierte, denn meine Gedanken gingen in eine ganz andere Richtung. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie sich dieser Fall weiter entwickeln würde. Aber ich ging davon aus, dass dieses Museum, das man zu einem Tempel gemacht hatte, uns mehr Auskünfte geben konnte. Und natürlich Glendas Recherchen. Wenn sie anrief. Okay, wir hatten noch Zeit bis zu unserem Ziel, aber eine Recherche ließ sich nicht innerhalb von zehn Minuten durchführen. Zumindest keine wie diese. Bill telefonierte jetzt. Er hatte Sheila angerufen, um zu erfahren, wie es Gordon Kerr ging. Da er den Lautsprecher angestellt hatte, hörten wir mit.
»Ich glaube, es ist besser geworden. Mrs. Kerr hat ihm ein Schlafmittel in seinen Drink gemixt.«
»Sehr gut.«
»Und bei euch?«
Bill lachte. Dann sagte er: »Wir sind noch auf dem Weg, aber lange wird es nicht mehr dauern.«
»Gebt trotzdem acht.«
»Und wie.« Er steckte das Handy wieder weg und sagte: »Sheila kann es nicht lassen. Sie macht sich immer große Sorgen.«
»Sei froh«, sagte ich. »Andere hätten gern einen Partner, der sich Sorgen um sie macht.«
»Und wie ist das bei dir?«
»Ich habe doch euch, das reicht.«
»Wenn du das sagst.«
Kurze Zeit später meldete sich mein Handy. Es war Glenda und ihre Stimme klang ein wenig belegt, wie ich sofort hörte.
»John, ich glaube, da habt ihr in ein Wespennest gestochen.«
»Wieso?«
»Es geht um diesen Bau, der tatsächlich mal ein Museum war. Ich weiß allerdings nicht, was dort ausgestellt wurde oder ob es wechselnde Ausstellungen gab, jedenfalls hat sich in diesem Museum etwas Schreckliches ereignet. Eine Tragödie, wie man sie sich schlimmer nicht vorstellen kann.«
»Was denn?«
»Es war der Selbstmord einer Familie. Erwachsene und auch Kinder haben sich dort das Leben genommen.«
»Nein«, murmelte ich.
»O ja. Es kann auch sein, dass sie umgebracht wurden. So genau hat man das nicht feststellen können. Allerdings ist herausgekommen, dass es sich bei den Toten um die Mitglieder einer Sekte gehandelt hat.«
»O je…«
»Das kann man wahrhaftig sagen.«
»Weißt du mehr über diese Gruppe?«
»Nicht viel. Sie wollten wie Engel werden. Himmelsstürmer kann man auch sagen. Aber was wirklich mit ihnen los war, ist unbekannt.« Glenda räusperte sich. »Jedenfalls haben sie einen Draht zum Jenseits besessen.«
»Sonst ist dir nichts mehr bekannt?«
»Genau.«
»Einen Draht zur Hölle hatten sie nicht?«
»Keine Ahnung, John. So perfekt sind die Infos auch nicht gewesen. Für sie muss wohl der Selbstmord das Entscheidende gewesen sein. Ist wohl auch klar, denn in diesem Fall geht es um Selbstmorde.«
»Ja, Glenda.« Da wir noch zu fahren hatten,
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