1679 - Der Dunkelplanet
willkommen, meine Freunde", ertönte die weibliche Stimme. „Ihr habt länger für den Weg gebraucht als die anderen, aber es war sehr unterhaltsam, euch zu studieren."
Die Stimme bediente sich keiner Sprache, wie die Galaktiker sie bei der Großen Leere oder anderswo auf ihren Expeditionen kennengelernt hatten.
Sie sprach perfektes Interkosmo, die Verkehrssprache der heimatlichen Milchstraße.
*
Die Verblüffung war vollkommen.
Eine Frau - oder zumindest ein Wesen, das bei den Galaktikern den Eindruck einer Frau erwecken wollte -begrüßte die Ankömmlinge nach Stunden und Tagen des Schweigens mit einer solchen scheinbaren Selbstverständlichkeit, als hätte sie nie Katz und Maus mit ihnen gespielt.
Perry Rhodan wechselte vielsagende Blicke mit seinen Begleitern und machte mit einer Geste deutlich, daß sie ruhig bleiben sollten. Zur Erleichterung bestand kein Grund. Weder Euphorie noch Panik führten jetzt weiter, sondern nur ein klarer Kopf. „Geht ruhig weiter", forderte die Stimme sie auf. „Die Umgebung entspricht doch nun euren Vorstellungen - nicht wahr, Perry Rhodan?"
„Du kennst meinen Namen", stellte Rhodan fest. Langsam machte er weitere Schritte in den Kabinentrakt hinein. Es war wirklich alles haargenau wie auf einem Terra-Schiff. „Natürlich.
Was weißt du noch von mir? Von uns?"
„Na, alles Perry", antwortete die Fremde. „Vielleicht nicht wirklich alles, aber auf jeden Fall mehr, als ihr denkt. Ich hatte viel Zeit, um euch zu studieren, und außerdem ..." Sie unterbrach sich und lachte wieder. „Aber jetzt sucht euch erst einmal eine Kabine und ruht euch aus. Es ist alles vorhanden, was ihr zum Leben und Wohlfühlen braucht. Wir unterhalten uns später. Ich brauche auch noch etwas Zeit."
„Wozu brauchst du Zeit?" fragte Atlan ironisch. „Ich denke, du kennst uns so gut und bist fast schon allwissend." Er wollte weiter provozieren. „Weshalb brauchst du Zeit, um dich auf eine Unterhaltung mit uns vorzubereiten? Wir sind nicht müde."
„Habe ich das behauptet? Ich könnte mit euch über deine Urahnen sprechen, Gonozal, oder mit Perry über Mory und Orana." Das Lachen. „Nein, ich brauche etwas Zeit, um zu entscheiden, was ich mit euch tun werde. Ich gebe zu, da bin ich mir noch nicht ganz schlüssig.
An euren Chips bin ich jedenfalls nicht interessiert, damit ihr auch in dieser Hinsicht beruhigt seid."
Perry Rhodan spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief.
Ihm imponierten weniger die Sprüche mit Gonozal oder mit seinen längst verstorbenen ehemaligen Frauen Mory Abro und Orana Sestore. Sie konnte man aus jedem historischen Speicher einer großen Schiffssyntronik herausfischen, wenn man die Mittel zum heimlichen Zugriff besaß.
Dadurch wollte er sich nicht so leicht bluffen lassen.
Es war vielmehr die Selbstverständlichkeit, in der sein immer noch unsichtbares und namenloses Gegenüber sich darüber ausließ, daß es ihn und die Gefährten in der Hand hatte und mit ihnen also auch tun und lassen konnte, was ihm beliebte. „Hast du vielleicht einen Namen?" fragte er laut. „Oh, entschuldigt bitte. Ich war unhöflich. Ich bin Moira, und die STYX ist mein Schiff. Ich bitte euch nochmals, euch als meine Gäste zu betrachten und erst einmal zu stärken. Ich werde euch zur Verfügung stehen und alle eure Fragen beantworten, wenn die Zeit dazu gekommen ist."
Es klang wie: Wenn ich die Zeit für gekommen halte. Moira...
Auch der Name klang weiblich, aber irgendwie etwas warnte Perry Rhodan davor, sich hier zu schnell festzulegen. Moira war undurchschaubar, und zweifellos mächtig. Sie - er nahm ihre Weiblichkeit hin, trotz seiner Bedenken - sprach ruhig und sanft, dabei aber eindringlich und fast suggestiv. Ihre Stimme und das, was sie sagte, drückten grenzenlose Souveränität aus. Moira schien sich vor nichts fürchten zu müssen, am allerwenigsten vor ihren „Gästen".
Aber dazu gehörten doch auch die Verschollenen. Moira meinte doch, daß Rhodans Gruppe länger zur STYX gebraucht habe als alle anderen.
Perry sprach sie darauf an, aber die Auskunftsbereitschaft der Schiffsherrin schien am Ende angelangt zu sein. Sie bestätigte lediglich, „die Galaktiker" zu sich gelotst oder geholt zu haben, daß sie ihnen den Weg wies und sie auf Schritt und Tritt beobachtete. Warum sie das getan hatte, ob auch Icho Tolot, die Arcoana und Robert Gruener in der STYX waren und wie es ihnen in dem Fall ging, das ließ die Unheimliche offen.
M wie Moira ...
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