1679 - Der Dunkelplanet
grimmig. „Dann wollen wir ihr entgegenkommen oder ihr eine letzte Entscheidungshilfe geben. Ich versuche, so weit wie möglich in die STYX vorzudringen. Wir haben noch unsere Waffen.
Vielleicht helfen sie uns."
„Dann hätte Moira sie uns bestimmt nicht gelassen", sagte Nadja mit fast naiver, aber unumstößlicher Logik. „Wir werden sehen", meinte Rhodan. Mit einem Blick auf Mila fügte er hinzu: „Besser, ihr beide wartet hier auf uns. Solange Atlan und ich in diesem Teil des Schiffes sind, können wir vielleicht über diese Interkomanlage in Verbindung bleiben - für den Fall, daß unser Funk versagt."
So abwegig war das nicht, denn natürlich hatte Rhodan schon versucht, Icho Tolot und die anderen Vermißten über den SERUN zu erreichen. Er hatte nur Schweigen geerntet. Daß er ein ganz leises, wie lichtjahreweit entferntes Lachen einer weiblichen Stimme zu hören glaubte, konnte Einbildung sein. „Wir sind einverstanden", sagte Nadja.
Rhodan boxte den Arkoniden leicht mit der Faust in die Seite. „Dann los, Alter."
„Fängst du schon wieder an?" fragte der Arkonide. „Würdest du lieber allein gehen?"
Sie grinsten sich an und marschierten los, recht unsicher, wie weit Moira ihnen zu gehen gestattete. Sie war die Herrin des Schiffes. Sie war die souveräne Macht, in der STYX und auf Charon. Es wurde mit jeder Minute deutlicher. Wahrscheinlich brauchte sie auch keine Mannschaft. Sie war mächtig und groß. Sie war vielleicht sogar unbezwingbar.
Die Kabinen, in die sie sich einquartiert hatten, lagen fast am Anfang des Korridors. Wie weit er noch reichte, würden sie jetzt zu erkunden haben.
Das war ihr erstes Ziel. Nadja und Mila winkten ihnen aufmunternd zu, obwohl ihre Gesichter alles andere als Zuversicht zeigten. Aber die Zwillinge waren tapfer wie immer. Sie hatten bereits viel von dem gelernt, was es bedeutete, zu den biologisch Unsterblichen zu gehören.
Atlan und Rhodan untersuchten in den nächsten Minuten gründlich jede Kabine, die links und rechts vom Korridor lag. Perry hatte die vage Hoffnung, daß sich die verschollenen Gefährten, sollten sie in der STYX sein, auf die gleiche Weise wie sie hier einquartiert haben würden.
Oder mußten.
Es war zwar schwer vorstellbar, daß ein Riese wie Icho Tolot in die für Terraner gemachten Räumlichkeiten passen würde. Eher glaubte Perry daran, daß es für den Haluter, als er weit genug durch die schattenlosen, sterilen Tunnels der STYX geirrt war, Kabinen wie an Bord eines halutischen Raumers gegeben hätte - und für Arcoana Umgebungen wie auf ihren Schiffen.
Aber Moira liebte eben das Spiel mit dem Unerwarteten.
Und so war ausgerechnet der Haluter der erste, den sie fanden. Er stand allerdings nicht in einer Kabine, sondern in einem Raum am Ende des Korridors, der in allem an einen Beiboothangar erinnerte, obwohl er sich tief im Schiff befinden mußte und von Fahrzeugen nichts zu sehen war.
Der Raum, auf den der Gang genau zuführte und der ihn gleichermaßen abschloß, war kreisrund mit einem Durchmesser von etwa fünfzig Metern. Er war mindestens zehn Meter hoch, an den Wänden wie im Zentrum, und mittendrin stand der Haluter, wie zur Salzsäule erstarrt.
*
„Er hat seinen Metabolismus verhärtet", sagte Atlan. „Aus irgendeinem Grund hat er sich in einen Block hart wie Terkonitstahl verwandelt. Vielleicht steht er schon seit fünf oder sechs Tagen so hier."
„Angst vor Moira?" fragte Perry Rhodan. „Sollte er sich vor ihr so fürchten, daß er zu diesem Mittel greift?"
„Jetzt laß uns nicht anfangen, in Moira ein Überwesen zu sehen", warnte Atlan. „Aus sicherem Versteck heraus und mit der entsprechenden Technik kann jeder Gott spielen."
„Oder Teufel."
Rhodan ging die restlichen Schritte zu Icho Tolot und streckte die Hand nach ihm aus. Auch in diesem Zustand konnte der Haluter ihn hören, und Perry redete so ruhig wie möglich auf den Freund ein. Wenn Icho Tolot einen sehr schweren Schock erlitten hatte, waren seine Bemühungen vielleicht umsonst. Er hoffte jedoch, daß der Riese auf seine Stimme positiv reagierte.
Und tatsächlich erwachte Icho Tolot nach kurzer Zeit aus der Starre. Er begann sich zu bewegen. Dann richteten sich seine drei Augen auf die Gefährten. „Endlich", sagte er. Seine Erleichterung schien grenzenlos zu sein. Er legte Rhodan und dem Arkoniden je eine Pranke auf die Schulter und zog sie an sich. Perry befürchtete schon, von ihm zerdrückt zu werden, doch der Haluter hatte sich so
Weitere Kostenlose Bücher