1681 - Tödliche Fata Morgana
Sessel, noch immer eingehüllt in den Bademantel, und dachte über das nach, was mir widerfahren war. Einen Traum hatte ich nicht erlebt, und wenn, dann war es ein Wahrtraum, denn den Besuch dieser Amara hatte ich mir nicht eingebildet. Ich hatte auch nicht vergessen, welchen Auftrag Amara mir mit auf den Weg gegeben hatte, und den wollte ich unter allen Umständen auch durchziehen. Manchmal ist es gut, wenn man das gute alte Telefonbuch zur Hand hat. Das benutzte ich jetzt, und ich beeilte mich. Den Namen kannte ich, und so suchte ich in einem der Wälzer nach Luke Stadler.
Ja, ich fand ihn, denn hinter seinem Namen stand, dass er Minitransporte aller Art durchführte.
Anrufen oder nicht?
Ich dachte darüber nach, während ich mich anzog, und verwarf den Gedanken wieder. Ich wollte ihn nicht erschrecken, aber so rasch wie möglich zu ihm fahren. Meinen Freund und Kollegen Suko weckte ich auch nicht. Das war mehr ein Fall, der mich betraf, und den würde ich auch allein durchziehen - mit oder ohne Amara. Sie wollte mir ebenfalls nicht aus dem Kopf. Noch wusste ich nicht, wie ich sie einschätzen sollte. War sie tatsächlich eine Botin der Götter oder sogar eine Mischung aus einem höheren Wesen und einem Menschen?
Ich wusste es nicht, aber es würde spannend sein, dies zu erfahren. Spannend und gefährlich zugleich…
***
Das Ehepaar Stadler stand so günstig, dass die beiden Vermummten sie nicht sofort entdeckten, nachdem sie die Tür aufgebrochen hatten.
Luke dachte daran, dass er sich schon immer eine Alarmanlage hatte einbauen lassen wollen. Das hatte er auf die lange Bank geschoben. Nun ärgerte er sich. Andererseits hätte eine Alarmanlage die beiden auch nicht aufgehalten. Die Männer blieben vor der Tür stehen. Sichtbar trugen sie keine Waffen. Ihre Gesichter waren nicht zu erkennen, weil sie durch Strickmützen verdeckt wurden, die nur Schlitze für die Augen frei ließen. Sie sprachen auch nicht und verständigten sich nur durch Gesten. Sie besagten, dass sie zuerst in den Räumen im Eingangsbereich nachschauen wollten.
Dort würden sie keinen Bewohner finden, und so hatten die Stadlers noch Zeit, sich zurückzuziehen. Sie bewegten sich so leise wie möglich, wagten auch nicht, laut zu atmen, und erreichten ihr Schlafzimmer, das an der Rückseite des Hauses lag. Leider gab es dort keine Tür nach draußen. Dafür ein großes Fenster, durch das sie hinausklettern konnten. Beide hatten Mühe, die Beherrschung zu bewahren. Die beiden Einbrecher bewegten sich zwar lautlos, aber sie fluchten auch in einer Sprache, die für die Stadlers nicht zu verstehen war. Kylie umfasste die Klinke. Ihre Lippen waren hart zusammengepresst. Sie gab sich sehr konzentriert, hielt zudem auch den Atem an, ganz im Gegensatz zu ihrem Mann, der ein Schnaufen nicht unterdrücken konnte. Sie betraten das Schlafzimmer. Von innen steckte der Schlüssel, den Kylie herumdrehte und somit die Tür abschloss.
»Das schaffen wir«, flüsterte sie und deutete auf das Fenster. Luke lief schon hin. Um es zu öffnen, musste er zunächst ein Hindernis aus dem Weg schaffen. Das Rollo störte. Er zog es hoch, die Lamellen klappten dabei zusammen, der Blick war frei und Luke duckte sich, als wollte er irgendeinem Gegenstand ausweichen, der auf ihn zugeflogen kam.
»Was ist los?«
Luke zerrte an seiner Frau, damit auch sie in Deckung ging. »Da draußen steht noch ein dritter Typ.«
»Wirklich?«
»Ja, er telefoniert sogar und spricht sehr leise. Aber er ist deutlich zu sehen.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Ich weiß es nicht.« Lukes Stimme klang alles andere als überzeugend. »Ich - verdammt, Kylie, wir sitzen in der Falle.«
»Scheint so. Und ich weiß nicht mal, was die Kerle von uns wollen.«
»Bestimmt nicht berauben.«
»Töten?«
Luke hatte das Zittern in der Stimme seiner Frau gehört. Er hielt es für besser, wenn er ihr keine Antwort gab. Dafür schaute er aus dem Fenster. Der Mann telefonierte nicht mehr. Er war auch nicht maskiert und trug die Mütze normal auf dem Kopf. Sein Gesicht lag frei und er hatte es dem Fenster zugedreht. Ob er bemerkt hatte, dass von innen das Rollo in die Höhe gezogen war, wusste Luke nicht. Jedenfalls tat der Typ nichts, um sich dem Fenster zu nähern. Leider ging er auch nicht weg, und das war ein Problem.
»Wohin, Luke?«
»Wir müssen bleiben.«
Kylie stöhnte auf, war aber sofort wieder still, weil sie aus dem Flur ein Geräusch gehört hatte, das ihr nicht gefallen konnte.
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