1685 - Angriff der Racheengel
offen stehenden Türen der anderen Zimmer.
Durec wurde weggeschickt, und Bilic ließ seiner Wut freien Lauf. Er drosch die Waffe gegen Sukos Rücken, was den Schmerz bis hoch in den Kopf trieb. Suko taumelte nach vorn, wurde an der Schulter gepackt, umgedreht und in ein Zimmer gestoßen, das wie ein Wohnraum eingerichtet war.
Suko nutzte die Gelegenheit aus. Er bewegte sich schwankend so weit vor, bis er einen hohen Sessel erreichte. Er fiel hinein und blieb angeschlagen auf dem dunkelroten Cordstoff hocken. Dabei hatte er sich so gedreht, dass er Bilic anschauen konnte, der ihn weiterhin mit der Waffe bedrohte.
Suko war kein Mensch, der leicht aufgab. Er hätte sich schon längst gewehrt, in diesem Fall allerdings war es besser, sich noch zurückzuhalten, um John Sinclair freie Bahn zu verschaffen.
Bilic sah aus, als würde in ihm bald eine Sprengladung explodieren. »Wenn du dich rührst, perforiere ich dich mit Kugeln. Und es ist mir scheißegal, ob du ein Bulle bist oder nicht.«
»Ja, ich habe verstanden.«
»Gut so.«
Die Nervosität blieb bei Bilic bestehen, ihm ging alles nicht schnell genug, denn er rief plötzlich den Namen seines Kumpans. Wahrscheinlich war er misstrauisch geworden, dass Durec so lange wegblieb.
Für Suko aber, den Bilic noch nicht entwaffnet hatte, wurde es mehr als spannend …
***
Ich konnte zwar nicht für ihn antworten, aber für ihn entscheiden. Bilic wollte, dass Durec zu ihm kam. Er würde sich wundern, wer tatsächlich bei ihm erschien.
Ich ließ den Mann liegen. Danach begann ich auf leisen Sohlen meinen Weg durch die fremde Wohnung. Ich wusste auch, wo ich hingehen musste. Bis zum Ende des Flurs.
Von Suko war nichts zu hören, aber Bilic wurde allmählich sauer. Ich hörte seine Flüche. Dann bellte er Suko an, ja im Zimmer zu bleiben. Was mein Freund erwiderte, hörte ich nicht, aber Bilic wollte es endlich wissen und erschien im Flur.
Ich hatte mich besser auf eine Veränderung der Lage einstellen können. Das Glück hatte Bilic nicht. Außerdem war er durch die schlechten Sichtverhältnisse im Nachteil. Da sah er zwar eine Gestalt, erkannte aber zu spät, dass es sich nicht um seinen Kumpan Durec handelte.
Wütend schrie er auf. Er hielt eine Waffe in der Hand, die er sehr rasch bewegte. Er wollte auf mich schießen, zielte bereits, als ich ihn anschrie.
»Weg mit der Waffe!«
Bilic lachte nur. Er dachte nicht daran, meiner Aufforderung zu folgen. Ich hatte keine andere Wahl, als abzudrücken. Mir blieb nicht die Zeit, genau zu zielen, hinzu kamen die schlechten Sichtverhältnisse. Es war nur wichtig, schneller zu sein als mein Gegner.
Und das war ich. Bilic schrie auf. Ich sah, dass er beide Arme in die Höhe riss, herumgeschleudert wurde und dabei mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Ich war bereit, noch mal abzudrücken, doch das war nicht nötig.
Bilic sackte zusammen. Da ich bereits nahe an ihn herangekommen war, fiel mir auf, dass seine Waffe am Boden lag.
Suko erschien in der offenen Zimmertür. Der erste Blick in den Flur machte ihm klar, dass er nicht mehr einzugreifen brauchte.
»Alles klar?«, fragte ich ihn.
»Nur leichte Rückenschmerzen. Was macht man nicht alles, um siegen zu können.«
»Stimmt.«
Gewonnen hatten wir, denn von Goran Bilic drohte keine Gefahr mehr. Ich schaute ihn näher an und sah, dass meine Kugel in seinen rechten Arm gedrungen war. Er konnte ihn nicht mehr normal bewegen. Der Arm hing nach unten.
Bilic würde uns Antworten geben müssen. Um Durec brauchten wir uns nicht zu kümmern. Der würde noch eine Weile schlafen, außerdem war er in unseren Augen nur ein Mitläufer.
Suko und ich zogen Bilic hoch. Er fluchte vor sich hin, als wir ihn in das Zimmer schleppten.
Ein Sessel stand bereit, um ihn aufzunehmen. Dort saß er gut, auch wenn er blass wie eine Leinwand war. Irgendetwas mussten wir für ihn tun, und ich sah, dass einige Flaschen im Regal standen.
»Wollen Sie einen Schluck?«
»Ja, Wodka.«
Ein Glas fand ich auch und goss es mehr als zur Hälfte voll. Dann drückte ich es ihm in die Hände, was ein Fehler war, denn den rechten Arm bekam er nicht hoch.
»Scheiße!«, flüsterte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Seien Sie froh, dass es nur Ihren Arm erwischt hat. Sie hätten auch tot sein können. Bei diesem Licht ist schlecht zu zielen.«
Goran Bilic sagte kein Wort. Aber er trank den Wodka. Das Glas hatte er in die linke Hand gewechselt. Er leerte es auch. Danach nahm ich es ihm aus der
Weitere Kostenlose Bücher