1685 - Angriff der Racheengel
meinen Augen in die Höhe zu katapultieren. Wir hörten noch das übliche Rauschen, dann war die Gestalt verschwunden. Sie jagte nicht in den Himmel hinein, für sie gab es andere Möglichkeiten, wieder in ihre Welt zurückzukehren.
Ich schaute auf mein Kreuz.
Es leuchtete noch leicht nach, und wenig später war auch diese Reaktion verschwunden.
Hinter mir hörte ich die Stimme meines Freundes. »War das Glück oder Können, John?«
»Möglicherweise beides.«
»Ich hätte sie nicht so abwehren können. In diesem Fall kann ich dir nicht beistehen.«
Ich winkte ab. »Vergiss es.«
»Auch Bilic?«
»Nein, bestimmt nicht.«
»Dann wollen wir uns mal um ihn kümmern.« Suko stand noch immer an der Tür. Er drehte sich jetzt um, während ich noch mal einen Blick durch das Fenster warf, aber nichts sah.
Den angeblichen Schutzengel hatten wir jetzt zum zweiten Mal getroffen. Zwischen ihm und mir stand es unentschieden. Ich war gespannt darauf, wie eine dritte Begegnung ablaufen würde.
Wir hatten an der Tür klopfen wollen. Das übernahm jetzt Suko, während ich noch auf der Treppe in Deckung zurückblieb. Sollte Bilic öffnen, was wir sehr hofften, würde er zunächst nur einen von uns sehen, was durchaus von Vorteil sein konnte.
Barbelo blieb verschwunden, was nicht heißen musste, dass er sich für immer von uns zurückgezogen hatte. Er hatte eine Aufgabe zugeteilt bekommen, und er würde sie immer wieder durchziehen, das stand für mich fest.
Suko klopfte nicht, er schlug mit der Faust gegen die Tür. Ich stand so, dass ich mit dem Rücken die Hauswand berührte, und lauerte darauf, dass geöffnet wurde.
Und das geschah. Schritte waren zuvor nicht zu hören gewesen. Es ging alles sehr schnell, und selbst Suko war überrascht, als die Tür aufgerissen wurde. Ich sah es daran, dass er zurückzuckte und dann mitten in der Bewegung erstarrte.
Da stimmte was nicht!
»Beweg dich langsam, Bulle, und etwas näher. Ich will dich nicht gern hier draußen killen.«
Suko nickte, dann hob er die Hände. Ich sah auch, wie er vorging und zwei Sekunden später aus meinem Blickfeld verschwunden war.
Ich wusste, dass die Tür wieder geschlossen wurde. So weit durfte ich es nicht kommen lassen. Aber ich wartete ab, bis Suko nicht mehr zu sehen war.
Dann schob ich mich vor.
Goran Bilics Stimme erreichte meine Ohren. »Komm rein, Bulle. Auf dich freue ich mich besonders. Und du kannst du Tür schließen, Durec, damit wir ungestört sind.«
»Okay, mach ich. Aber war da nicht noch ein zweiter Typ?«
»Ja, schau nach.«
Ich hielt den Atem an. In den nächsten Sekunden würde sich einiges entscheiden. Es lag an mir, dass es zu unseren Gunsten ausging. Meine Beretta hatte ich bereits gezogen. Ich wollte nicht unbedingt schießen, sondern diesen Durec auf eine andere Weise ausschalten.
Noch immer stand ich nah an der Mauer. Um mich zu sehen, hätte Durec schon den Kopf drehen müssen. Das tat er nicht, als er die Schwelle überschritt. Er schaute nach vorn und wollte erst jetzt seinen Kopf drehen, aber da war ich schneller.
Die Hand mit der Beretta jagte von oben nach unten, und ich traf genau dort, wo ich hatte treffen wollen.
Durec wurde davon völlig überrascht. Er gab nicht mal einen Laut von sich, als er auf der Stelle zusammenbrach. Ich sah noch, wie er seine Augen verdrehte, dann war es vorbei, und ich zerrte ihn von der Tür weg.
Es geschah nichts. Bilic hatte nicht gesehen, was mit seinem Kumpan passiert war. Ich hörte seine Stimme irgendwo in der Wohnung aufklingen. Dass er mit Suko sprach, war positiv, denn mit einem Toten hätte er nicht geredet.
Die Zeit drängte. Ich bückte mich, packte Durec an den Schultern und schleifte ihn über die Schwelle ins Haus. Genauer gesagt, in einen Flur. Danach schloss ich die Tür.
Im Moment war es still. Ich wartete darauf, dass sich die andere Seite meldete. Das war erst nach einigen Sekunden der Fall.
»Wenn du dich rührst, bist du tot.«
Suko gab eine Antwort, die ich nicht verstand.
Dafür vernahm ich etwas anderes, und das gefiel mir gar nicht, denn Bilic rief den Namen seines Kumpans, und leider konnte ich nicht für ihn antworten …
***
Es ärgerte Suko, dass er sich so hatte reinlegen lassen. Zu ändern war es leider nicht, und er musste zugeben, dass er es auch bewusst getan hatte, um diesen Bilic von John abzulenken. Deshalb stolperte er unsicher in den Flur der Wohnung hinein, der im Halbdunkeln lag. Licht brannte nicht. Helligkeit fiel nur aus den
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