1685 - Angriff der Racheengel
müssen Sie mir glauben.«
»Aber Ihr Engel wusste es – oder?«
»Das – das – kann sein. Sonst hätte er nicht zugeschlagen. Einer wie er weiß alles.«
»Und warum hat er zugeschlagen? Da muss es doch einen Grund gegeben haben.«
»Weiß ich nicht. Ich glaube nicht, dass sie bei mir etwas kaufen wollten.«
Wir hatten keinen Grund, ihm zu widersprechen. Außerdem wussten wir zu wenig über die Geschäfte der beiden Männer. Eigentlich waren sie für uns auch nicht so interessant. Es zählte nur der Engel, und ihm mussten wir uns stellen.
Vor der Tür konnten wir die beiden Leichen nicht liegen lassen, sie wären irgendwann entdeckt worden, und keiner von uns wollte, dass es Kinder waren. Deshalb zog ich die leblosen Körper in den Flur und schloss die Tür.
Suko fand einen Lichtschalter und kippte ihn um. Endlich wurde es in unserer Umgebung heller. Das machte die Situation jedoch nicht besser. Bisher waren wir ohne unsere Kollegen ausgekommen. Jetzt mussten sie ran und die beiden Toten abholen.
Danach erst konnte Goran Bilic in eine ärztliche Behandlung gegeben werden. Im Moment lehnte er kreidebleich an der Wand. Der Anblick hatte ihn doch mitgenommen.
Durec sagte nichts. Hin und wieder stöhnte er leise auf. Er saß wieder auf dem Boden. Sein Blick war ins Leere gerichtet.
Bevor ich den Kollegen Bescheid gab, wandte ich mich an Bilic. »Und Ihnen ist auch jetzt nicht eingefallen, woher Sie die beiden Männer kennen?«
»Nein«, flüsterte er rau. »Ich habe noch nie mit ihnen Geschäfte gemacht.«
»Okay, belassen wir es dabei.« Ich holte mein Handy hervor, um eine bestimmte Nummer zu wählen. Das klappte auch, nur danach wurde es kompliziert, denn eine Verbindung kam nicht zustande, das heißt, ich hörte nur ein Rauschen.
Suko wunderte sich schon. »Hast du Probleme?«
»Nicht ich. Mein Handy, es will einfach keine Verbindung zustande kommen.«
»Ich probiere es mal.«
»Ist okay.«
Nein, es war nicht okay, denn auch Sukos Handy streikte. Er hielt die Lippen zusammengepresst und schüttelte den Kopf.
»Was ist das denn schon wieder?«
»Kein Empfang.«
»Das ist doch nicht normal.«
»In diesem Fall denke ich auch darüber nach.«
Das taten wir beide, und wir bekamen sogar eine Antwort, vor der noch ein leises Kichern stand.
»Er ist in der Nähe, das weiß ich. Mein Freund, der Schutzengel. Er hat dafür gesorgt, dass es nicht funktioniert. Er ist hier in dieser Gegend. Er wird uns beschützen.«
Noch vor einer halben Stunde hätte ich über eine derartige Bemerkung gelacht. Das kam mir jetzt nicht in den Sinn. Ich spürte schon, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken rann, und musste zugeben, dass sich die Lage verändert hatte.
Wie mächtig der Vertreter der anderen Seite war, wussten weder Suko noch ich. Aber diese Dämonin gehörte nicht zum Kreis der Mitläufer. Wenn sie schon so lange existierte, dann war sie mit einer Machtfülle bestückt, wie sie nur die Hölle geben konnte, und da mussten wir uns auf etwas einstellen.
Suko wollte es noch nicht glauben, denn er unternahm einen erneuten Versuch und schüttelte den Kopf. Einen Kommentar brauchte er nicht zu geben, das übernahm ich.
»Es ist eben so«, sagte ich. »Das ist die Zeit, die wir kennen, als es noch keine Handys gab. Wir werden ohne sie auskommen müssen und so handeln wie damals.«
»Und wo willst du hin? Immer noch zum Yard?«
»Klar, wie müssen die beiden loswerden.«
Sie hatten zugehört, und Bilic fing an zu lachen. »Glaubt ihr wirklich daran?« Er lachte. »Barbelo hat mich immer gerettet und mich beschützt. Das wird auch so bleiben.«
Ich widersprach ihm nicht. Auch wenn wir Barbelo selbst nicht sahen, er war präsent, hielt sich nur unsichtbar im Hintergrund auf, um einzugreifen, wann es ihm passte.
Suko war es leid. Er ging wieder zur Tür und öffnete sie. Er schaute nach draußen, drehte den Kopf mal nach rechts, dann nach links und blickte auch über die Treppe hinweg.
Ich wartete hinter ihm und hörte seinen Kommentar.
»Die Luft ist rein.«
»Tatsächlich?«
»Zumindest sehe ich keine Probleme.«
»Okay, dann lass uns gehen.«
»Alles klar. Ich übernehme die Führung.«
Damit war ich einverstanden. Auch Durec, der sich als der große Schweiger präsentierte, war wieder so weit in Ordnung, dass er sich auf den Beinen halten konnte. Sein Gang war zwar leicht schleppend, doch er musste nicht gestützt werden. Er folgte Suko, hinter ihm ging Goran Bilic, und den Schluss
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