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1686 - Kugelfest und brandgefährlich

1686 - Kugelfest und brandgefährlich

Titel: 1686 - Kugelfest und brandgefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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recht kleines Ziel. Dabei hoffte ich, dass sie sich weiterhin melden würde, und ich wollte, wenn möglich, die Chance nutzen, meine Leuchte einzusetzen.
    Chandra war neugierig, denn sie rief mir die erste Frage entgegen. »Wer bist du?«
    Ich ließ sie nicht lange auf die Antwort warten. »Wenn du es genau wissen willst, dann komm her. Ich will dich sehen.«
    Wieder lachte sie. »Ja, vielleicht. Aber ich habe dich noch nie hier gesehen. Du bist kein Russe.«
    »Das stimmt.«
    »Wer bist du dann?«
    »Vielleicht jemand, der Menschen wie dich nicht mag. Ich habe drei Morde erlebt und …«
    Sie ließ mich nicht ausreden. »Die mussten sein. Wir lassen uns auf unserem Weg zur Macht nicht aufhalten. Oleg Blochin hätte mitspielen können. Ihm wurde das Angebot gemacht, er hat sich dagegen entschieden. Das war sein tödlicher Fehler – auch für seine Leibwächter. Es kann nur einen Sieger geben, und es wird nur einen geben.«
    »Die Erben Rasputins?«
    Ich hatte die Antwort bewusst gegeben und war gespannt, was ich zu hören bekam.
    Zunächst nichts. Wahrscheinlich hatte ich Chandra damit zu sehr überrascht. Dann fing sie sich doch und fragte: »Was weißt du schon über den großen Rasputin?«
    »Einiges. Aber er ist tot und …«
    Ein Lachen unterbrach mich. »Bist du dir da sicher? Ist er wirklich tot? Größen wie er sterben nie. Sie bleiben immer präsent, und sie haben ein Erbe hinterlassen.«
    »Dazu gehörst auch du – oder?«
    »Ich bin er, und er ist ich.«
    Es war eine Antwort, über die ich hätte den Kopf schütteln können, was ich nicht tat. Stattdessen dachte ich darüber nach und gelangte zu dem Schluss, dass sie so falsch nicht war. Ich wollte mich nicht als Rasputinkenner bezeichnen, wusste jedoch, dass es von ihm geheißen hatte, dass er letztendlich stärker als der Tod sein würde, und da konnte ich mir schon einige Varianten vorstellen.
    Ich wollte sie weiter provozieren und rief mit leiser Stimme: »So siehst du aber nicht aus. Ich habe noch nie gehört, dass Rasputin eine Frau sein soll.«
    »Er ist alles!«, gab sie zur Antwort. »Er ist der große Sieger. Das sollte niemand vergessen. Und er ist derjenige, der die alten Verhältnisse wiederherstellen will.«
    »Durch dich vielleicht?«
    Ich hatte Pech, denn diesmal erhielt ich keine Antwort. Dafür hörte ich etwas, das mir in diesem Augenblick quer ging. Es waren die Sirenen von Polizeiwagen. Obwohl ich die Autos nicht sah, wusste ich doch, dass sie das Grundstück hier anfahren würden. Sicherlich hatte Karina Grischin für ihr Kommen gesorgt.
    »Wir sehen und hören uns noch, Fremder.« Es waren die letzten Worte, die Chandra mir zurief. Wenig später war sie verschwunden, und sie schickte auch keinen Gruß aus Blei zum Abschied in meine Richtung.
    Ich wusste nicht, ob ich mich als Sieger oder als Verlierer fühlen sollte. Da war es am besten, sich auf ein Unentschieden zu einigen, auch wenn manche Vorteile auf der Seite der Kugelfesten lagen. Sie kannte mich jetzt und sie würde dafür sorgen, dass es nicht unsere letzte Begegnung gewesen war …
    ***
    Die künstliche Helligkeit war schon befremdend, aber anders lief es eben nicht. Es gab drei Leichen, und Karina Grischin hatte die Mordkommission und die Spurensicherung alarmieren müssen. Niemand wollte, dass die Toten von den Arbeitern gefunden wurden, die am nächsten Morgen ihre Schicht antraten. Und ihren toten Chef auf einer Plattform liegen zu sehen würde für sie auch nicht eben erhebend sein.
    Karina hatte mir geraten, etwas abseits zu warten. Was es zu regeln gab, würde sie in die Hände nehmen, alles andere mussten wir dann gemeinsam besprechen.
    Ich hielt mich außerhalb des Lichts auf. Die Moskauer Polizei war mit einer großen Mannschaft angerückt, und ich erlebte, dass Karina Grischin auch bei den Uniformierten großen Respekt genoss.
    Zwischendurch kam sie zu mir, um mir einen Bericht zu geben. »Ich habe nichts gesagt, was uns oder Chandra zu sehr in den Vordergrund gerückt hätte.«
    »Das war gut. Und was hast du gesagt?«
    Sie lächelte. »Dass es sich um einen Bandenkrieg handelt.«
    Ich war skeptisch. »Hat man dir das denn abgenommen?«
    »Ja.« Sie lächelte. »Das Wort einer gewissen Organisation hat immer noch Gewicht.«
    »Dem Geheimdienst will also niemand in die Quere kommen. Oder sehe ich das falsch?«
    »Auf keinen Fall.«
    Sie verschwand wieder und ließ mich in meiner Dunkelheit zurück. Natürlich drehten sich meine Gedanken um Chandra. Sie stand

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