1686 - Kugelfest und brandgefährlich
Tisch und ließ sich neben Sascha in die Polster fallen.
»Ich heiße Chandra«, sagte sie und lächelte.
Sascha Blochin war überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit sich diese Person bewegte. Ob sie genau wusste, wen sie vor sich hatte, war ihm nicht klar. Jedenfalls wollte er sich auf das Spiel einlassen und grinste ebenfalls breit.
»Einen coolen Namen hast du.«
»Stimmt.« Sie drängte sich an ihn. »Und wer bist du?«
»Ich bin Sascha.«
»Also doch.«
Diesmal gab er keine Antwort. Er wunderte sich nur über das, was ihm da gesagt worden war. Auf der anderen Seite musste er zugeben, dass er in gewissen Kreisen schon bekannt war und nicht wenige Menschen versuchten, in seine Nähe zu gelangen. Seine Beziehungen waren perfekt. Wer sich an seiner Seite befand, musste zwar sein eigenes Leben zurückstellen, konnte aber auch viele Vorteile genießen.
Der Champagner wurde serviert. Das lenkte Sascha von seinen eigenen Gedanken ab. Zwei Gläser standen ebenfalls bereit, und die Bedienung schenkte ein.
Sie stießen an.
»Auf uns«, sagte Blochin.
»Das denke ich auch.«
Sie tranken, waren zufrieden, und Blochin lehnte sich zurück. Er streckte seinen rechten Arm aus und legte ihn wie zufällig über die Schulter der Frau. Dabei schaute er prüfend auf ihr Profil und fragte sich, was diese Frau in den Katzenkäfig getrieben hatte. Sie spielte in einer anderen Liga. Wenn sie sich für Geld verkaufte, dann sicher nur zu Höchstpreisen, und aus dieser Kategorie kannte Sascha die meisten Frauen. Er hatte sie fast alle gehabt. Diese hier aber war neu, und darüber wunderte er sich, wobei zugleich ein gewisses Misstrauen in ihm hochstieg, weil sie so zielgerichtet auf ihn zugegangen war. Sie war sich ihrer Sache wohl absolut sicher gewesen.
Auch durch das Lächeln ließ er sich nicht täuschen, denn es erreichte die Augen nicht. Ihr Blick blieb irgendwie kühl und auch prüfend. Er ließ seine Finger über ihr Kinn hinweg nach unten wandern und fragte: »Ist es Zufall, dass du hierher gekommen bist?«
»Nein.«
»He, das hatte ich mir beinahe gedacht.«
»Willst du den wahren Grund wissen?«
»Klar doch.«
»Ich wollte dich kennenlernen.«
Sascha Blochin überlegte. Er zwinkerte. Er wusste im Moment nicht, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte oder nicht. Dabei hatte er das Gefühl, mit dieser Chandra zusammen allein hier im Katzenkäfig zu sitzen, denn er nahm seine Umgebung kaum mehr wahr.
»Und warum wolltest du das? Ich meine, du gehörst sicherlich nicht zu den Frauen, die es nötig haben, sich anzubieten. Davon laufen hier genug herum.«
»Das stimmt.«
»Und weshalb bist du so scharf auf mich?« Er lachte etwas unsicher. »Du hast mich schon neugierig gemacht.«
»Kann ich mir denken. Ich wollte dir nur etwas mitteilen.«
»Aha, eine Botin.«
»So ähnlich.«
Er rutschte noch näher. »Okay, Süße, und was wolltest du mir mitteilen?«
Chandra fiel mit der Tür ins Haus. Sie nahm keine Rücksicht auf Gefühle und sagte mit halblauter Stimme: »Ich muss dir sagen, dass dein Vater tot ist.«
Das war die Bombe. Und die hatte eingeschlagen, denn Sascha Blochin gab zunächst keine Antwort. Er musste die Nachricht verdauen und kämpfte damit.
»Willst du mich verarschen?«
Chandra blickte in das blass gewordene Gesicht des Mannes. »Nein, ich mache keine Witze.«
»Mein Vater ist okay. Der ist gesund. Ein bisschen Bluthochdruck, das ist alles, das bringt ihn nicht um. Das reicht nicht für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.«
»Davon habe ich auch nichts gesagt.«
»Sondern?«
»Ich wollte dir noch erklären, wie er ums Leben kam. Er ist erschossen worden.«
Jetzt war es heraus. Sascha Blochin sagte nichts. Er griff nach seinem Glas und umklammerte es so stark, dass Chandra befürchtete, dass es zerbrach.
Er sah plötzlich schlecht aus und flüsterte mit schwacher Stimme nur ein Wort.
»Erschossen?«
»Genau.«
Blochin schluckte. Erst jetzt war er innerlich fähig, Chandra wieder anzuschauen. Er sah ihren ernsten Gesichtsausdruck, und da wurde ihm richtig klar, dass sie nicht spaßte und er sich mit der brutalen Wahrheit abfinden musste.
»Willst du wissen, wo es passiert ist?«
»Ja.«
»Auf der Baustelle. Dort hat es ihn erwischt. Er traf sich da mit einer bestimmten Person, um ihr gewisse Dinge zu verraten, die er besser für sich hätte behalten sollen. Das war genau der Schritt zu viel. Deshalb musste er sterben.«
»Und das weißt du alles so genau, wie ich
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