1686 - Kugelfest und brandgefährlich
Sascha Blochin sehr isoliert auf seinem Platz hockte. Außer ihm gab es keinen Menschen, der allein hockte. Alle männlichen Gäste hatten Besuch von irgendwelchen Katzen, aber das interessierte uns auf dem Weg zu Sascha Blochin nicht.
Allerdings wunderte ich mich schon über sein Verhalten. So wie er reagierte nur ein Mensch, der seine Ruhe haben wollte oder unter Druck stand.
Er achtete zudem wenig auf seine Umgebung und schaute erst hoch, als wir dicht bei ihm standen. Dann öffnete er den Mund, um etwas zu sagen. Es war zu spät, denn bevor er ein Wort hervorbringen konnte, hatten wir ihn bereits flankiert.
»Was soll das?«, fuhr er uns an und wollte hochspringen, was er nicht schaffte, denn Karina hatte ihre Hand in seinen Nacken gedrückt und hielt ihn fest.
»Du wirst dich nicht bewegen, Sascha. Du wirst einfach alles tun, was wir von dir wollen. Klar?«
»Wer seid ihr?«, keuchte er.
Karina drückte seinen Kopf einige Male nach vorn und zog ihn auch wieder zurück. »Ob das klar ist?«
»Ja, verflucht.«
»Sehr gut.«
»Und was wollt ihr?«
»Mit dir über einige Dinge reden, die passiert sind.«
Er drehte Karina sein Gesicht zu. »Ich weiß bereits, dass mein Vater umgebracht wurde.«
»Hatten wir uns gedacht.«
»Dann gehört ihr wohl zu denjenigen, die meine Firma übernehmen wollen – oder?«
Er hatte so schnell weitergesprochen, dass wir nicht dazu gekommen waren, ihm eine Frage zu stellen. An ihm vorbei tauschten Karina und ich einen entsprechenden Blick.
Ich überließ ihr weiterhin das Feld und bemühte mich nur, so viel wie möglich zu verstehen.
»Du bist gut informiert.«
»Das blieb nicht aus.«
»Hat man dich angerufen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Mich hat jemand besucht. Eine Frau, die sich Chandra nannte. Sie hat mir erzählt, dass sie meinen Vater erschossen hat und ich jetzt derjenige bin, dem die Firma gehört. Ich soll sie nicht behalten und sie so schnell wie möglich abgeben, sonst wird man mich ebenfalls killen.«
Das war mehr als interessant. Auch ich wusste, worum es ging, und spürte ein Kribbeln auf der Haut. Chandra war verdammt fix gewesen, eigentlich kein Wunder.
»Wann war sie hier?«
»Es ist noch nicht lange her. Ich habe mich entschieden, das sage ich euch. Ich will mit der ganzen Geschichte nichts zu tun haben. Das ist Sache meines Vaters gewesen. Er ist tot, sein Lebenswerk ist damit vorbei, und so soll es auch bleiben.«
»Gut.«
Er schaute hastig nach rechts, dann nach links und fragte: »Ist das in eurem Sinne?«
Karina lächelte nur und schlug ein Thema an, das für uns interessanter war. »Chandra war also hier.«
»Ja.«
»Wann ist sie wieder gegangen?«
Diesmal dauerte es etwas, bis er antwortete. Dabei schaute er schräg nach rechts. »Wieso gegangen? Das ist sie nicht. Sie hält sich noch hier auf.«
Das war wiederum für uns eine Überraschung.
»Wo denn?«, fragte Karina leicht lauernd.
»An der Theke. Ich habe sie dorthin gehen sehen, zwei meiner Freunde sind auch dort. Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich um sie kümmern sollen.«
»Wenn das mal kein Fehler war«, sagte ich.
Sascha Blochin hatte mich verstanden. »Wieso?« Er ballte eine Hand zur Faust. »Ich lasse mir nicht alles gefallen, aber jetzt denke ich anders darüber, ich mache mit. Das könnt ihr dieser Chandra sagen. Meine beiden Leibwächter sollten sie nicht gehen lassen. Bisher hat sie auch nicht versucht, die Bar zu verlassen.«
Karina Grischin reagierte schnell. Als sie sah, dass Blochin ein wertvolles Handy aus der Tasche zog, nahm sie es ihm weg.
»He, was soll das?«
»Wir wollen nicht, dass du deine Leute anrufst. Was jetzt passiert, geht einzig und allein auf unsere Kappe.«
Ich erhob mich als Erster. Die Theke war gut gefüllt. Man musste schon genau hinsehen, um ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Das hatten wir bei unserem Eintritt nicht getan. Nun sollte sich das ändern, und so schlugen wir die entsprechende Richtung ein, um die kugelfeste Frau zu stellen …
***
Chandra war zufrieden. Und das zeigte sich an ihrem Gesicht, denn sie lächelte breit. Sie hatte ihren Job getan, dieser Weichling Sascha Blochin hatte sofort nachgegeben. Da war sein Vater schon aus einem anderen Holz gewesen.
Sie hätte verschwinden können, aber das wollte sie nicht. Zum einen hatte sie Durst, und zum anderen wollten sie auch Sascha Blochins Verhalten beobachten. Möglicherweise würde er Besuch bekommen. Das konnte auch die Polizei sein.
Über sie dachte
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