1686 - Kugelfest und brandgefährlich
höre?«
»Ja. Ich kann es nicht ändern, die Wahrheit ist manchmal grausam. Dir muss ich das nicht sagen.«
Sascha holte erst mal tief Luft. Dann holte er die Flasche aus dem Kübel und setzte sie an, weil er zunächst mal ein paar Schlucke trinken musste. Als er sie wieder absetzte, hatte er sich gefasst und konnte wieder sprechen.
»Wenn du alles so genau weißt, ist dir dann auch bekannt, wer ihn erschossen hat?«
»Klar.«
Chandra hatte eine so lockere Antwort gegeben, dass Blochin zusammenzuckte.
»Wer?«, zischte er ihr feucht ins Gesicht.
»Das war ich!«
Sascha Blochin hatte die Antwort gehört, allein er reagierte nicht darauf. Er war zu einer Statue geworden, und Chandra nahm ihm die Flasche weg, bevor sie ihm aus der Hand rutschen konnte. Sie wusste, was sie da angerichtet hatte, und sorgte dafür, dass er zunächst mal über ihre Antwort nachdenken konnte.
Dass sie dabei ihre Hand unter den Stoff ihres Kleides schob, fiel ihm nicht auf. Er hatte noch immer mit der Antwort zu kämpfen und suchte nach den richtigen Worten.
»Das – das war ein Witz, nicht?«
»Nein«, erwiderte sie locker. »Es ist kein Witz gewesen. Es entspricht der Wahrheit.«
»Du hast ihn erschossen?« stöhnte er.
»Genau!«
Nach dieser Antwort wurde Blochin richtig klar, wer da neben ihm Platz genommen hatte. In seinem Innern kochte es hoch. Der Ausdruck in seinem Gesicht veränderte sich. Wahrscheinlich durchtobten ihn Hassgefühle, und er war bereit zu einer Gegenreaktion.
Das hatte Chandra erwartet. Plötzlich lag ihre Pistole frei, und die Mündung drückte hart in den Bauch des Mannes. Er kannte sich aus, und er hörte Chandra sprechen.
»Mit dieser Waffe habe ich deinen Vater zum Teufel geschickt. Möchtest du sein Erbe antreten?«
»Verdammt, was soll das?«, zischelte er. »Warum hast du das getan? Wir haben keine Verbindung zu dir gehabt. Warum musste mein Vater sterben?«
»Er hat Fehler gemacht.«
»Ach ja?« Blochin schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, welche er gemacht haben sollte.«
»Es waren berufliche, lieber Sascha. Du bist sein Erbe, du bist jetzt der Chef, und ich kann dir nur den guten Rat geben, diese Fehler nicht zu wiederholen.«
»Quatsch. Scheiße ist das. Ich weiß gar nichts. Ich habe mit der Firma nichts zu tun gehabt.«
»Jetzt hast du es. Man wird sich an dich wenden und dich mit bestimmten Dingen konfrontieren. Und dabei solltest du dich nicht stur stellen. Das ist mein Rat.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
Chandra schaute ihn an. Sie sah den Schweiß in Strömen über das Gesicht laufen und sie war überzeugt davon, dass er wirklich keinen blassen Schimmer hatte.
»Hörst du zu?«
»Ja, verdammt!«
»Es wird bald jemand zu dir kommen und mit dir über die Firma reden. Du wirst genau das tun, was man von dir verlangt. Du wirst die Firma abgeben, du bist raus aus dem Geschäft, in dem du eigentlich nie drin warst. Trotzdem, du stellst dich auf keinen Fall quer, dann kannst du auch am Leben bleiben und deine Partys feiern. Darum wird sich niemand kümmern. Bist du aber bockig, werde ich dich killen, Söhnchen. Hast du das kapiert?«
Er nickte.
»Sehr gut. Dann werde ich dich jetzt verlassen. Ich denke, dass noch in dieser Nacht die Bullen hier erscheinen werden, um dir den Tod deines Vaters mitzuteilen. Da kannst du noch mal deine schauspielerischen Qualitäten beweisen und so tun, als wäre dir alles neu.«
Er sagte nichts. Er starrte nur vor sich hin und spürte dann den härteren Druck der Mündung über seinem Magen.
»Hast du mich begriffen?«
»Ja, das habe ich.«
»Wunderbar. Und denk daran, es gibt eine Gruppe, die dich immer unter Kontrolle hat.«
Sie stand auf. Sie lächelte dabei. Es sollte alles wie eine völlig normale Trennung aussehen, und auch ihre Waffe war wieder verschwunden.
Sascha Blochin hatte nicht gesehen, wohin die Frau sie gesteckt hatte. Er litt noch unter dem, was er gehört hatte, und wollte einfach nicht glauben, dass sein Vater tot war. Da hatte man ihn verarscht, da wollte man ihn fertigmachen, und das konnte er sich nicht gefallen lassen.
Er stierte dieser Chandra nach. Sie fiel schon allein wegen ihres Outfits auf. Sascha hatte eigentlich gedacht, dass sie zur Tür gehen und verschwinden würde. Das tat sie nicht, denn sie schlug den Weg zur Theke ein, um dort als stumme Beobachterin zu stehen und vielleicht einen Drink zu nehmen.
Sascha holte sein mit Diamantsplittern verziertes Handy hervor und flüsterte: »So
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